Es ist schon ein paar Jährchen her, da kam es anlässlich der WSOP zu einer sehr hohen Golfwette zwischen ein paar Pokerspielern. Das ist meine absolute Lieblings Doyle Brunson Story (und das völlig zu Recht).
Während einer der Turniere wurde Doyle Branson an denselben Tisch gelost wie die bekannten Highroller Howard Lederer und Huck Seed. Die beiden Jungs spielten damals eine Menge Golf und hatten Doyle schon länger im Visier. Doyle, der die Schnauze voll hatte, wie ein Freier vorgeführt zu werden, willigte schließlich in einen Wettkampf ein und erklärte sich bereit, mit mir gemeinsam in einem „Scramble“ Match anzutreten. (Das bedeutet beide Partner schlagen jeweils ab und der bessere Ball wird weiter gespielt). Unser Vorteil war, dass wir die Bälle vom „Ladies Tees“ abschlagen durften, sie hingegen mussten vom „Blue Tees“ starten. Ort des Wettkampfes war der Golfclub TPC Summerlin. Howard Lederer und Huck Seed nahmen die Wette an.
Der Wetteinsatz war $20,000 und wir vereinbarten „NASSAU“ zu spielen. (Das bedeutet, es werden separat die ersten neun Löcher gewertet, die letzten Neun und das Gesamtergebnis). Zusätzlich gab es noch ein mögliches „press a side*“. Am nächsten Tag zogen die beiden Doyle damit auf, dass er sich auf diese Wette eingelassen hatte. Doyle konterte verwegen: „Wenn ihr glaubt, dass euch da der Supercoup gelungen ist, verdoppeln wir doch gleich auf $40,000“. Und genau das taten sie dann auch. Dreißig Tage nach der WSOP sollte es losgehen.
Da hatte sich Doyle aber auf etwas eingelassen. Wenn man bedenkt dass wir beide seit Jahren kein Golf mehr gespielt hatten und Doyle damals schon an die sechzig Jahre alt war. Dazu kam noch, dass Doyle nach einer Knieoperation an Krücken ging, ohne die er völlig aufgeschmissen war. Und obwohl Doyle ein Draufgänger war, der unter Druck zur Höchstform auflaufen konnte, erschien mir das doch eine sehr gewagte Wette. (Doyle versicherte mir, dass er schon mehr über Golf vergessen habe, als die beiden jemals wissen würden. Für ihn schien es unvorstellbar, dass sie mit dem Nachteil vom „Tee Spot“ gewinnen konnten).
Doyle BrunsonNachdem die Wette auf $40,000 erhöht worden war, sagte Doyle: „Lass uns auf den Platz rausgehen und schauen, was wir noch drauf haben.“ Und so gingen wir am nächsten Tag auf den Golfplatz und spielten eine 76er Runde. (Ein katastrophales Ergebnis, wenn man bedenkt, dass wir vom „Lady Tees“ abspielten). Während der ganzen Runde jammerte Doyle vor sich hin: „Unglaublich wie schlecht wir sind. Wir sind chancenlos. Sie werden uns schlachten. Ich muss irgendwie raus aus dieser Wette“. (Dazu muss man wissen, dass Doyle mir meinen Anteil der Wette vorstreckte).
Am nächsten Tag ging Doyle in den Pokerraum, spielte ein wenig und sagte ganz gelassen zu den beiden Jungs: „Was wollt ihr eigentlich mit dieser Wette?“ Sie antworteten: „Was meinst du? Wir ziehen das einfach durch!“ Doyle weiter: „Zu erst einmal wird das ein enges Match, außerdem habe ich Probleme mit meinem Knie. Und ich will mich auf keinen Fall verletzen!“Die beiden zeigten sich wenig beeindruckt und bestanden auf der abgeschlossenen Wette.
Jetzt hatte Doyle seinen großen Auftritt. Er warf sich in Pose und es brach aus ihm heraus: „Ich sag euch jetzt was, entweder wir verdoppeln die Wette nochmals oder wir lassen es gleich bleiben!“ (Übrigens Doyle war immer schon Meister solcher kleinen Spielchen). Die beiden blickten sich einen Moment an und sagten: „OK, erhöhen wir auf $80,000!“
Doyle hatte den Bluff angesetzt und sie waren in die Falle getappt. Offenbar trat jetzt Plan B in Kraft. Spätestens nachdem ich ihm versichert hatte, mit ein wenig ernsthaftem Training, vom „Ladies Tees“ eine Runde „Par“ spielen zu können. Ich schlug ihm vor, für zwei Wochen nach Florida zu gehen, um zusammen mit meinem Freund Harold Henning zu trainieren. Der war aktiver Spieler auf der Senior PGA Tour und hatte ein wenig Zeit für mich. Doyle kramte in seiner Tasche herum, bis er einen $5.000 Jeton fand, warf ihn mir mit den Worten zu: „Mach dich ans Training“. (Doyle wusste wirklich, wie man sich um seine Freunde kümmern musste).
Als ich dann schließlich nach Las Vegas zurückkam, war ich golfmäßig in absoluter Topform. Doyle ließ mich von einem Freund beobachten, der Howards und Hucks Spielstärke gut kannte. Nach der Runde trafen wir uns bei Doyle zu Hause und hatten eine kleine Besprechung. Auf die Frage, wie er denn die Chancen einschätzte, sagte er: „Doyle, du hast die Nuts“. Doyle kicherte und sagte: „Ich glaube, wir haben tatsächlich die Nuts.“ Und fragte seinen Freund: „Aber wenn wir so stark sind, welchen Betrag würdest du denn auf uns setzten?“ Sein Freund, der wahrscheinlich noch nie in seinem Leben mehr als $500 auf etwas gesetzt hatte, sagte: „Am liebsten würde ich sofort $5.000 auf euch spielen“. Als Doyle das hörte setzte er ein breites Grinsen auf, strahlte wie ein Weihnachtsbaum: „Das hört sich verdammt gut an“.
Am nächsten Tag kehrte Doyle in den Poker Raum zurück und spielte seine Schmierenkömödie weiter. „Was seid ihr so versessen auf dieses enge Match? Mein Knie tut mir weh. Draußen ist es heiß usw., usw.“ Nachdem Huck und Howard wieder darauf beharrt hatten, antreten zu wollen, schmetterte Doyle in altbewährter Manier los: „Entweder wir lassen es endgültig oder verdoppeln die Wette“. Und tatsächlich wurde die Wette noch einmal verdoppelt. Somit ging es nun um $160,000. Dem großen Duell stand jetzt nichts mehr im Wege. Zu diesen Konditionen konnte man jetzt in einer Runde Golf bis zu $800,000 gewinnen oder verlieren.
Endlich war er da, der große Tag. Und es war einer der heißesten des ganzen Sommers. Mehr als 50 Spieler folgten uns während des ganzen Kurses. Es sah aus wie bei einem PGA Tour Event. Und wir boten auch wirklich eine ordentliche Show. (Wenn wir doch bloß auf die Idee gekommen wären, dieses Match zu filmen. Heute wäre das ein Renner im Privatfernsehen. Garantiert!)
Doyle und ich starteten gut und führten nach 4 Löchern um 2 Schläge. Am Loch 5 hatten wir einen 12 Fuß Putt für ein „Birdie“ und unsere Gegner hatten eine 40 Fuß Distanz. Huck verfehlte, aber Howard lochte ein. Doyle und ich hatten beiden eine gute Distanz, aber es dreht den Ball wieder raus und wir verfehlten. Mist! Anstatt die Führung auf 3 Schläge auszubauen und somit das Match total in den Griff zu bekommen, lagen wir nun auf Gleichstand. Das war auch das Endergebnis für die ersten neun Löcher.
Am 10er Loch spielten sie ein „Birdie“, am 11er gelang uns das, so ging das weiter bis Loch 15. Dort gelang Doyle und mir unser einziges „Bogey“ an diesem Tag. (Es war das kürzeste Loch des Kurses.). Am 16er Loch hatten wir ein fünfzig Fuß Putt für ein „Birdie“. Sie hingegen hatten nur eine sechs Fuß Distanz für einen „Birdie“. Das sah wirklich nicht gut aus für uns.
Ich versuchte es zuerst und kam nicht mal in die Nähe. Dann warf sich Doyle ins Zeug, schlug ab und bevor der Ball die halbe Strecke zurückgelegt hatte, begann er schon zu schreien: „Der ist drin! Der ist drin!“ Unglaublich, der Putt war ihm wirklich gelungen! Die Menge tobte! (Das war nichts fürs Fernsehen, jetzt war es wirklich großes Kino!) Den beiden gelang ebenfalls ein „Birdie“ und sie lagen bei den hinteren Löchern immer noch eines vorne. Aber Doyle hatte ihre Moral mit seinem Wunder-Putt zerstört. Wir gewannen das 17er und das 18er und lagen somit 2 Wetten vorne. ($320,000) Es war ein wirklich aufregendes Match! (Und wir hatten alles andere als „Nuts“). Doyle hatte es wieder mal allen gezeigt.
Es gibt solche Tage, an die erinnert man sich sein ganzes Leben lang gerne. Das war definitiv einer davon!
Take care.
Mike Sexton
+ press-a side: “Eine Art “Doppelt-oder-Nichts” Option, die die zurückliegende Manschaft ziehen kann”
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 22.05.2007.