Beim diesjährigen WCOOP hat Florian Oberauer aka spielraum.at Weltruhm erlangt. Sein erstes Bracelet beim $215 Draw Poker brachte ihm Beifall und Anerkennung aus aller Welt. Kartenspiele prägen sein ganzes Leben, hat er doch auch gemeinsam mit einem Partner eine Firma (www.spielraum.co.at), die Magic Karten und andere Fantasy Karten vertreibt. Anestis Karasavvidis hat sich ein wenig mit dem Salzburger Highroller unterhalten. Im Interview erzählt der doch recht bekannte Unbekannte unter anderem, wo er schon überall gepokert hat und was das Gassigehen mit dem Hund mit Bad Beats zu tun hat.

Anestis Karasavvidis: Hallo Florian, nochmals herzlichen Glückwunsch. Wie ist es so, ein Bracelet gewonnen zu haben, bist Du auf Wolke Sieben?
Florian Oberauer: Hallo Anestis, vielen Dank! Nicht unbedingt, als Geschäftsmann hat man immer wieder mit größeren Beträgen zu tun. Und 26K sind auch nicht die Welt, wenn man sich die anderen Preisausschüttungen der WCOOP ansieht. Aber ich freue mich natürlich und es ist eine mega Sache, ein Bracelet zu bekommen.
Anestis Karasavvidis: Hm, heißt es vielleicht auch, dass Du viel höher spielst…? Und warum gerade das Draw Poker Turnier?
Florian Oberauer: Nein, ich spiele schon länger online, aber ich habe vor ca. drei Monaten begonnen auf PStars Draw Poker Cash Game zu spielen, allerdings die kleineren Blinds. Sehr erfolgreich, ich fühlte mich sehr sicher. An diesem Tag habe ich auch das NLHE Turnier gespielt, allerdings ohne mich zu platzieren. Das Draw Poker Turnier war deshalb interessant für mich, weil ich davon ausgegangen bin, dass nicht viele gute Spieler mitspielen und das Feld auch überschaubar sein würde.
Anestis Karasavvidis: Und sonst, spielst Du viel online oder bevorzugst Du doch eher Live-Atmosphäre?
Florian Oberauer: Ich habe mir jetzt vorgenommen, regelmäßiger online zu spielen, also so ein bis zwei Stunden am Tag. Ansonsten spiele ich NL Turniere, aber nicht oft. Mit dem Live Game hab ich es eher nicht so. Mit meinem Wiener Umfeld und unter anderem Niki Jedlicka hatten wir eine kleine private Runde eine zeitlang, wobei der Spaß im Vordergrund stand.
Anestis Karasavvidis: Wow, wusste ich nicht, dass Du RealAndyBeal kennst! Und, ich habe unterbrochen, noch so eine Überraschung?

Florian Oberauer: Naja, vielleicht: Im Sommer hatte ich mit einem weiteren High Roller und Freund aus Nürnberg eine Reise in die USA gemacht. In San Diego gab es ein Magic Karten-Turnier. Allerdings bekamen wir durch meinen Freund die Einladung in die „Vegas Villa“ von Florian “Morgoth” Langmann und blieben dort tatsächlich zwei Wochen.
Anestis Karasavvidis: Das ist ja cool, und wie war’s, was gelernt von den Jungs? Da ging doch der Punk ab?
Florian Oberauer: Ja, ähmm, wir spielten 0,50$/1$ Limits. Der Rest spielte um Bares und mit $$ Paketen um wirklich hohe Beträge und hauptsächlich Chinese Poker. Nur eines will ich dazu sagen: Da sie keine 50er Noten hatten und so nicht wechseln konnten, wurde im Falle eines 50er Restes geknobelt!
Anestis Karasavvidis: Es bestätigt mich, ich hätte nicht auf meine Frau hören soll und auch nach Vegas reisen müssen. Habt ihr denn überhaupt schlafen können oder durch gezockt?
Florian Oberauer: Tja, ein zweites Mal würde ich es nicht machen, es war schon sehr anstrengend. Ich bewundere deren Kondition und die Jungs sind super, aber es muss nicht demnächst noch einmal sein.
Anestis Karasavvidis: Stichwort Kondition: Bist Du nicht eingeschlafen, keine Konditionsprobleme gehabt? Es waren immerhin 15 Stunden während Deines Marathons!
Florian Oberauer: In der Nacht hatte ich Besuch von einem Freund, der auch geblieben ist. Er hat mich unterstützt und dafür Sorge getragen, dass ich immer wach bleibe. Zum Schluss waren sogar die regelmäßigen Pausen lästig. Ich wollte einfach weiter machen, da ich immer wacher wurde! Bis auf die einmalige, halbe Stunde Pause gegen 10.00h morgens.
Anestis Karasavvidis: Was war an der so wichtig?
Florian Oberauer: Meine Mutter war wach geworden, genau zu dem Zeitpunkt und fragte, ob wir frühstücken wollten. Es war genau richtig und ein optimales Timing.
Anestis Karasavvidis: Bei meinem ersten Final Table platzte meine Frau in mein Zimmer: „Was, Final Table, schon 5K bereits gewonnen. Da kann ich mir die Prada Schuhe kaufen.“ Und jeden weiteren Level kommentierte sie entsprechend, während ich weiter kämpfte. Schluss endlich wurde es sogar ein Armani Täschchen. Wie hat es denn Deine Mutter aufgenommen? Hast Du sie nicht gleich informiert?
Florian Oberauer: Nein, sie war ja gerade wach geworden und generell stellt sie keine Ansprüche. Es ist die Mama halt. Sie hat sich natürlich gefreut, aber zunächst schon gefragt, was wir da die ganze Nacht treiben und warum wir noch wach sind.
Anestis Karasavvidis: Gab es Key Hände- oder Situationen und wie war der Verlauf aus Deiner Sicht?
Florian Oberauer: Gut, dass es ein WSOP Format hatte. Denn ich war immer unter den letzten, bin sogar unten gewesen auf 400 Chips! Die meiste Zeit habe ich keine Karten bekommen oder habe um die fünf Partien mit starken Händen verloren. Hatte ich zwei Paar König, so hatte der Gegner zwei Paar Ass. Hatte ich einen Drilling, so spielte ich gegen einen höheren Drilling.
Am Bubble dann hatte ich eine sehr entscheidende Situation, als ich Zwei Paar Könige foldete, gegen einen Spieler, der mich geraised hatte und von den Chips her coverte. Ein Anderer bezahlte und ging auch all-in. Der Raiser gewann mit Zwei Paar Achten und ich war im Geld. So gesehen natürlich interessant, die Hand gesehen zu haben.Auch soll der Finaltisch noch einmal und mit offenen Karten wiederholt werden. Da freue ich mich, denn so kann ich gewisse Moves und Hände meiner Gegner mal analysieren und meine Neugier befriedigen!
Anestis Karasavvidis: Wie sieht es mit weiteren Teilnahmen bei der WCOOP aus? Du spielst doch sicher noch die eine oder andere Disziplin?
Florian Oberauer: Ja, das Stud am 24. September werde ich sicher spielen.
Anestis Karasavvidis: Warum das Stud High?
Florian Oberauer: Ich habe früher, wie es die größeren Stud Partien gab, immer gerne und erfolgreich im Casino Austria in Klessheim (Salzburg) gespielt. Von dort kenne ich übrigens auch Sigi (Stockinger) und habe mit ihm den Team Cup in London gespielt, als Team Austria und ihn auch in Las Vegas vor kurzem getroffen.
Anestis Karasavvidis: Gibt es eine Bad Beat Situation, wie ich sie täglich erlebe? Kennt ein Bracelet Gewinner so etwas auch?
Florian Oberauer: Tja, ich habe einmal eine FPP Qualifikation gespielt und nicht sehr gut gespielt. Ich bekam Besuch und der mitgeführte Hund musste „Gassi gehen“. Also überlies ich das Turnier seinem Lauf und kam nach einer Stunde wieder. Erstaunt stellte ich fest, dass ich noch in etwa 200 Chips übrig hatte! Nicht einmal eine halbe Stunde später zeigte mein Chip Count 100.000 an, mit einem Average von 80.000. 15 Spieler noch dabei und 5 Pakete gab es zu gewinnen, für die WSOP. Die Situation: mein KK gegen QQ eines Spielers, der ein bisschen mehr Chips hatte als ich selbst. Im River kam die Q und ich war raus. Hätte ich gewonnen, wäre ich haushoch dabei gewesen…
Anestis Karasavvidis: Aha, Dir passiert so etwas also auch. Die Moral „aus der Geschicht“: Gehe mit dem Hund Gassi und folde KK.
Florian, vielen Dank für dieses Gespräch und viel Erfolg bei Deinen nächsten Turnieren. Ich bin mir sicher, wir sprechen uns bei Gelegenheit aus ähnlichem Anlass wieder :=)
Florian Oberauer: Ich danke auch und vielleicht treffen wir uns mal wieder am Tisch. Ich verspreche aber nicht, dass ich 33 dieses Mal gegen Dich folde :=)
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 20.09.2007.