In der letzten Abstimmung zu den PokerOlymp-Awards suchen wir euer Ärgernis des Jahres in der Pokerwelt. Mehrere Personen und Institutionen machten vornehmlich mit fragwürdigen Schlagzeilen auf sich aufmerksam. Wer ging euch dabei am meisten auf den Zeiger?
Macht bei der heutigen Abstimmung mit und gewinnt mal eben auf die Schnelle 10 Dollar auf PokerStars!
Die Abstimmung läuft bis zum 1. Januar um Mitternacht, ab dem 2. Januar lösen wir auf und das sind die Nominierungen:
Amaya
Die kanadische Muttergesellschaft von PokerStars konnte seit der Übernahme des Online-Giganten 2014 wahrlich keine Publikumspreise gewinnen. Der Fokus der Company scheint inzwischen mehr auf Casino-Spielen und Sportwetten zu liegen, wobei das Angebot für Pokerspieler – insbesondere Vielspieler – immer schmalbrüstiger wird. Zum Beginn dieses Jahres wurde das VIP-Programm drastisch zusammengestrichen, für 2017 sind weitere Kürzungen geplant. Neu aufgenommene Pokerspiele, wie etwa Beat the Clock sind aufgrund der hohen Rake unschlagbar und es wird für den Durchschnittsspieler immer schwieriger, auf der Seite ohne Verlust zu spielen.
Chris Fregusons WSOP Teilnahme
Chris Ferguson war bis zum Jahr 2011 eine sehr angesehene Persönlichkeit im Pokerbusiness. Er war einer der Gründer und Eigentümer von Full Tilt, der Seite, die vor fünfeinhalb Jahren aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten die Lizenz verlor. Infolgedessen waren Gelder von Spielern in dreistelliger Millionenhöhe über Jahre eingefroren und die Spieler wussten nicht, ob sie ihr Geld jemals wieder sehen würden. Ferguson, der über Full Tilt Millionen verdiente und eine gewisse Verantwortung für die Seite trug, tauchte unter und äußerte sich überhaupt nicht zu den Schwierigkeiten seines ehemaligen Unternehmens. Dieses Jahr tauchte er wieder auf und spielte mehrere Turniere bei der WSOP. Damit brachte Ferguson viele Spieler gegen sich auf. Als ein Spieler von Ferguson eine Entschuldiung für das Full-Tilt-Desaster einforderte, schaute dieser ihn nur groß an und entgegnete: „Wovon redest du?“
David Baazov
Bis Mitte dieses Jahres war David Baazov Geschäftsführer von Amaya Gaming. Dann musste der 36-jährige aufgrund anhaltender Ermittlungen der kanadischen Behörden von seinem Posten zurücktreten. Gegen ihn lagen starke Indizien vor, die darauf hindeuten, dass er sich über Dritte im Jahr 2014 durch Insiderhandel am Kauf von PokerStars persönlich bereichert haben soll. Derzeit läuft gegen Baazov ein Verfahren. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, zu versuchen auf abenteuerlichen Wegen, sein altes Unternehmen selbst aufzukaufen. Ende dieses Jahres machte er ein Angebot in Höhe von 3,5 Milliarden US-Dollar, um PokerStars aufzukaufen. Das Geld sollte über Privat-Investoren gestellt werden. Dumm nur, dass sich direkt nach dem öffentlichen Angebot einer dieser angeblichen Investoren meldete und verkündete, diese Proposition sei überhaupt nicht abgesprochen. Inzwischen hat Baazov sein Angebot zurückgezogen und es bleibt zu hoffen, dass der Pokerwelt weitere Eskapaden dieser Person erspart bleiben.
Ende der EPT
2004 wurde die PokerStars European Poker Tour von John Duthie aus der Taufe gehoben. Innerhalb weniger Jahre avancierte die Serie zur zweitwichtigsten Poker-Veranstaltung hinter der WSOP und über 115 Turniere wurden in Europa und den Bahamas über eine Milliarde Euro Preisgelder ausgespielt. Die EPT machte unter anderem in Barcelona, Prag, Berlin, Monaco, Madrid, London, Dublin, San Remo oder auch Wien Station. Dieses Jahr verkündete Amaya das Ende der Marke EPT. Die Serie wird zukünftig unter dem Namen PokerStars Live international auftreten. Im Klartext heißt das: Ein anderer Name, weniger Stopps in Europa, dafür Stopps auf anderen Kontinenten – etwa Asien und Südamerika. Leider bedeutet dies auch einen großen Einschnitt für viele lokale EPT-Ableger, wie etwa die UKIPT, die Estrallas Poker Tour oder auch Eureka.
Global Poker League / Alex Dreyfus
Die GPL startete Anfang dieses Jahres mit einer Menge medialem Getöse und Bohai. Das Konzept war einzigartig. Wie in den amerikanischen Profi-Ligen traten mehrere Poker-Teams über einen langen Zeitraum immer wieder gegeneinander an, um am Ende der Saison in einem großen Play-Off den Meister zu bestimmen. Leider ging der Liga schon zur Mitte der Saison die Puste aus. Die Zuschauer konnten mit so viel Poker um Punkte (und kein Geld) wenig anfangen, das Konzept war etwas unklar und in der laufenden Spielzeit wurden mehrmals Dinge geändert. Sicherlich war es auch nicht hilfreich, dass der Chef der Liga, Alex Dreyfus, im Sommer von mehreren Spielern in Las Vegas Geld lieh, ohne es rechtzeitig zurückzuzahlen. Am Ende interessierten sich nur noch sehr wenige Spieler für das große Finale und es bleibt abzuwarten, in welcher Form die GPL fortgeführt wird.
Ray Bitars Protzhochzeit
Ray Bitar war bis 2011 Geschäftsführer von Full Tilt und als solcher trägt er die Hauptlast der Verantwortung bezüglich des Ausfalls seines Unternehmens. Ray Bitar hat es zu verschulden, dass zehntausende Spieler von Full Tilt über Jahre nicht an ihr Geld kamen und in Unsicherheit leben mussten, ob sie es überhaupt je zurück erhalten. Durch Misswirtschaft und Missmanagement hat Bitar den einstmals zweitgrößten Poker-Anbieter in den Ruin getrieben. Bitar wurde in den USA wegen Betruges und Geldwäsche verhaftet. Doch aufgrund seines Gesundheitszustandes sah man von einer längeren Haftstrafe ab. Ärzte assistierten Bitar eine schwere Herzkrankheit, eine notwendige Herztransplantation und prognostizierten eine kurze Restlebenszeit. Dieses Jahr machte Bitar erstmals wieder auf sich aufmerksam – in einer groß angelegten Zeremonie, die augenscheinlich mindestens einen sechsstelligen Betrag kostete, heiratete der inzwischen 43-jährige in Kalifornien Jacquelyn Lucas. Für viele Ex-Spieler von Full Tilt war dieses protzige Event wie ein Schlag ins Gesicht: Misswirtschaft und Betrug kann sich eben auszahlen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 29.12.2016.