Heute morgen wurden die Medienvertreter per Email darüber informiert, dass sich der Gewinner des $5.000 Pot-Limit Omaha Bracelets weigert Interviews zu geben und auch nicht an einer Bracelet-Zeremonie teilnehmen wird. Diese falle daher heute aus.
Nun, ich bin ein absoluter Befürworter des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung und kann absolut nachvollziehen, wenn jemand seinen Job, seine Familiensituation oder ähnliches nicht preisgeben will, aber jede Äußerung z.B. zum Turnierverlauf sowie die Bracelet-Zeremonie zu verweigern, finde ich einfach falsch.
In meinen Augen hat ein Braceletgewinner immens davon profitiert, dass die WSOP so groß und berühmt ist, wie sie ist. Und der Grund dafür ist vor allem der Medienwirbel, der rund um die Bracelets gemacht wird. In der Poker-Doku “All-In”, über die ich letztens geschrieben habe, wurde dieser Zusammenhang auch schön verdeutlicht. Nach seinem Gewinn des Main Events 1972 trat Amarillo Slim in den verschiedensten Talkshows auf und hat Poker so zum ersten Mal ans Licht der Öffentlichkeit gerückt.
Marcel Luske und Greg MuellerHolt Greg noch ein halbes Bracelet für uns?
Rainer Meyer an einem Tisch mit Brock Parker
An Tisch 63 sitzen Andreas Martensund Ivo DonevDaniel Kraus ist in Event #38
auch noch dabeiBonus Bild als Ersatz für die
Braceletverleihung: Wenn 2700 Spieler
Pause haben
Seitdem ist der Erfolg der WSOP zu großen Teilen der Medienarbeit und dem Hype um die Bracelets zu verdanken. Nicht umsonst wird der Sieger des Main Events auch gerne “Ambassador of Poker” (zu Deutsch: Poker Botschafter) genannt. In meinen Augen ist es damit auch ein bisschen die Pflicht eines jeden Braceletgewinners zumindest minimale Medienpräsenz zu zeigen.
Aber genug aufgeregt, er alleine wird der WSOP dadurch schon keinen Schaden zufügen. ;)
Heute brummt der Amazon Room wieder mit einem $1.500 No-Limit Turnier mit über 2.700 Teilnehmern. Natürlich sind auch wieder viele Deutsche im Starterfeld. Wir werden morgen sehen, wer ihnen es in den zweiten Tag schafft.
Bereits erreicht haben den zweiten Tag 107 Spieler des $2.000 Limit Holdem Events #38. Darunter auch fünfeinhalb Deutsche (ja, Greg “FBT” Mueller ist wieder dabei) sowie der Österreicher Ivo Donev, der mit dem Deutschen Andreas Mertens am Tisch 63 sitzt.Der Deutsche Jens Weigel sitzt an Tisch 58 gegenüber von Scott Lazar. Letzterer ist 2005 Sechster im Main Event geworden und hat den anderen “All-In” Film mit Burt Reynolds und Shannon Elizabeth produziert. (Im Original heißt der Film allerdings “Deal”.)
Die beiden Deutschen finden sich sogar am selben Tisch wieder, zusammen mit Brock Parker, der allerdings kaum noch Chips hat. Ganz alleine (also mit 8 Unbekannten) sitzt dagegen Daniel Kraus an Tisch 68. Die Bubble wird in diesem Event bei 45 verbleibenden Spielern platzen und ich hoffe, dass zu diesem Zeitpunkt alle genannten noch dabei sind. (Außer Scott Lazar, der ist mir egal. ^^)
Soviel von der WSOP für heute. Aber eine Hand von meiner (übrigens erfolgreichen) Cashgame-Session möchte ich noch mitteilen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie gut gespielt habe. Es gibt sicher einige Kritikpunkte und ich bin für alle Hinweise in den Kommentaren offen.
Here we go:
Blinds: 1/2Mein Stack: ~300
Average Stack am Tisch: ~200
Villains Stack: ~80
10 Spieler am Tisch
Mein Image ist sehr tight, Villain ist ein Thinking-Player, missversteht aber einige Konzepte Ein paar Hände vorher hat er mit einem Draw in einen leeren Sidepot gepusht.
Ich bin am Button und halte 2 4 .
Villain ist im Big Blind.
Preflop: 4 Limper zu mir, ich limpe, SB callt, BB checkt.
Flop: 10 9 6
2 checks, bet 7, call 7, ich raise auf 25.Mein Gedankengang war, andere Flushdraws rauszuraisen, im Nachhinein war das Raise dazu wohl eigentlich etwas zu klein.
Fold, Villain reraist auf 55, 2 Folds, ich calle.Ich kriege über 3,5:1 auf meinen Call und Villain hat nicht genug behind um mich am Turn rauszudrücken.
Turn: J
Villain checkt, ich checkeIch checke behind, weil ich nicht denke, dass ich ihn zum Folden bringen kann, warum er allerdings gecheckt hat, weiß ich nicht. Ich überlege, ob er auch einen Flushdraw spielen könnte oder ob er Top Pair gespielt hat und die Overcard ihm Angst macht.
River: 7
Villain checkt
Ich habe keine Chance, mit einem Check-behind die Hand zu gewinnen. Villain hat keine $30 behind. Im Pot sind über $130. Wenn ich ihn mit einem All-In nur ein von fünf Mal zum Folden bringe, mache ich Profit. Mittlerweile halte ich es für sehr möglich, dass er auch einen Flushdraw gespielt hat oder evtl. sogar Top-Pair folden könnte. Warum sonst hätte er nicht selbst gepusht?
Ich gehe All-In.
Er überlegt ewig und murmelt die ganze Zeit etwas von der 8 und ob ich die Straße schon am Flop hatte. Nach gefühlten zwei Stunden foldet er. Ich zeige solche Bluffs eigentlich nicht, aber er fragte, was ich hatte und ich hab es ihm gezeigt. Er war verständlicherweise nicht glücklich und sagte mir später sogar er habe Tx Tx gefoldet. WOW! uhm… nice fold…!?
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 21.06.2009.