„Um 3:00 Uhr morgens ist der Geruch nach Parfüm, Rauch und Schweiß betäubend. Der Nervenverschleiß, den das Spielen um hohe Einsätze, die Gier und die Angst erzeugen, wird um diese Zeit unerträglich, und die Sinne erwachen und revoltieren dagegen.“
Bond-Filme als Zeitgeist-Barometer
Was klingt wie der aktuelle Blog eines Highrollers in Vegas, ist in Wirklichkeit der Anfang des allerersten James-Bond-Romans von Ian Fleming aus dem Jahr 1953. Der Titel lautet „Casino Royale“, genau wie der vor-vorletzte Bond-Streifen mit Daniel Craig. James Bond spielt im Buch Baccara, im Film, wie wir alle wissen, Poker.
Die Wahl fiel im Film wohl deswegen auf Poker, da alle Bond Filme ein Spiegel ihrer Zeit sind, quasi eine Photographie des flüchtigen Zeitgeistes des Entstehungsjahrs. Bonds Pokerszenen waren die Antwort auf den Pokerboom. Daher auch die rasante Parcour-Szene und andere Sequenzen, die sich an der Mode orientieren.
"Spectre" kommt ohne Casino aus
Der aktuelle Film „Spectre“ lief gestern bei uns an und ist deutlich finsterer und kälter als alle Bond-Filme davor. Als Bösewicht wurde bekanntlich Christoph Waltz verpflichtet.
Fleming zeichnet seinen James Bond, ganz im Gegensatz zu später folgenden Verfilmungen, als sensiblen Charakter, den sein Job, der brutal, anstrengend und psychisch belastend ist, sehr stark mitnimmt.
Vorbild für die Figur James Bond war übrigens der Marineoffizier Patrick Dalzel-Job, der im Zweiten Weltkrieg erfolgreich hinter den feindlichen Linien operierte.
Ob dieser Offizier spielte, ist nicht bekannt, aber James Bond tut es. Und zwar ausgiebig. Immer im feinen Zwirn, immer im Casino. Es fällt eigentlich gar nicht mehr auf, wenn Bond spielt, dafür fällt es umso mehr auf, wenn Bond mal nicht spielt.
Die Seite CityAm.com hat eine nette Liste mit den Gewinnsummen aus den jeweiligen Bond-Filmen erstellt.
Bond lernte sogar Schummeltechniken
Die Bücher „Casino Royale“ und „Moonraker“ haben Kartenspielszenen als zentrale Elemente des Spannungsbogens. Im Buch "Moonraker" wird Bond von M sogar gebeten, zu prüfen, ob ein Mitglied von Ms Club beim Kartenspielen betrügt.
Bond besorgt sich hierzu eine Ausgabe des berühmten Buches „Scarne on Cards“ und lernt über Tricks, die bis heute zum Einsatz kommen: Mechanic’s Grip, Palming und das Annullieren des Abhebens. Auch hier gilt: Wenn man sich mit dem Teufel einlässt, verändert sich nicht der Teufel. Bond aber deswegen als Schummler zu bezeichnen, ginge wohl zu weit.
Ob er spielsüchtig ist oder war? Keine Ahnung. Er würde sich dann wohl mit: “My Name ist Bond, James Bond and i’m a compulsive Gambler” vorstellen müssen. Naja, wollen wir hier mal keine Blasphemie betreiben. Bond spielt nur für 'King and Country'. Basta.
Liste aller gespielten Glücksspiele bei James Bond
Da bei James Bond immer die administrative Ader pocht, haben wir eine Liste von allem und jedem, was Bond je gespielt hat, erstellt:
Baccara
Bond duelliert sich im Roman “Casino Royale” mit seinem Widersacher Le Chiffre beim Baccara, und ebenso mit Emilio Largo in “Feuerball”. Baccara, genauer die Variante Chemin de fer, ist offenbar Bonds Lieblingsspiel: “James Bond jagt Dr. No”, “Im Geheimdienst Ihrer Majestät”, “In tödlicher Mission” und “GoldenEye” enthalten ebenfalls Szenen, in denen Bond dieser Leidenschaft frönt.
Backgammon
Im Film “Octopussy” betrügt Kamal Khan beim Backgammon, Bond durchschaut den Betrug und schlägt Kamal Khan mit dessen eigenen „Glückswürfeln“.
Black Jack
Das Spiel kommt im Roman “Diamantenfieber” und im Film “Lizenz zum Töten” vor.
Bridge
Im Roman “Moonraker” überführt Bond Sir Hugo Drax als Falschspieler beim Bridge; Bond betrügt besser und gewinnt die Partie (vgl. Duke of Cumberland Hand). Im Film gibt es nur einen kurzen Hinweis von Sir Frederick Gray, dass er mit Sir Hugo einmal Bridge gespielt habe. Hinweise auf Bridge finden sich auch in “Dr. No” und “Feuerball”.
Canasta und Gin Rummy
Im Film “Goldfinger” betrügt Auric Goldfinger einen Herrn Simmons beim Gin Rummy. Goldfingers Sekretärin (dargestellt von Shirley Eaton) sieht aus einem Hotelzimmer mithilfe eines Teleskops Herrn Simmons in die Karten und teilt Goldfinger, der ein Hörgerät zu tragen scheint, die Werte per Funk mit. Bond entdeckt den Betrug und verführt die Sekretärin, die dann in einer der berühmtesten Filmszenen als goldüberzogene Leiche in Bonds Bett endet.
Im Roman spielt Goldfinger mit einem Herrn Du Pont Canasta, was insofern weniger gut passt, als Canasta zwar auch zu zweit gespielt werden kann, aber eigentlich ein Spiel für vier Personen ist. Bei einer Bahnfahrt in “Leben und sterben lassen” vertreibt sich Bond die Zeit mit Solitaire u.a. bei einer Partie Gin Rummy.
Computerspiele
In “Sag niemals nie” misst sich Bond mit Largo, gespielt von Klaus-Maria Brandauer, im "Domination", einem von Largo selbst erfundenen Computerspiel, dessen Ziel die Weltherrschaft ist. Bond verliert mehrere Spiele um einzelne Länder, siegt aber im Kampf um die gesamte Welt und gewinnt das Spiel.
Golf um Geld
Ian Fleming war ein begeisterter Golf-Spieler (er starb an einem Herzinfarkt, der ihn am Golfplatz traf) und so hat er auch dieses Spiel mit der Figur James Bonds verbunden: Auric Goldfinger betrügt beim Golf, doch Bond vertauscht Goldfingers Golfball mit einem anderen und gewinnt so die Partie.
Pferdewetten
Diese Aktivitäten spielen im Roman “Diamantenfieber” und im Film “Im Angesicht des Todes” eine wichtige Rolle.
Poker
Im Film “Casino Royale” spielen Bond und Le Chiffre Texas Hold’em anstelle von Baccara wie im Roman.
Roulette
Im Roman “Diamantenfieber” spielt Bond in Las Vegas Roulette und gewinnt natürlich.
Schere, Stein, Papier
Im Roman “Man lebt nur zweimal” schildert Fleming in einem Kapitel ein Schere-Stein-Papier-Match zwischen James Bond und Tiger Tanaka.
Sic Bo (Dai Siu)
Um auf die Spur von Francisco Scaramanga, dem “Mann mit dem goldenen Colt”, zu kommen, begibt sich Bond im Film in ein Casino in Macao, wo er beim Sic Bo auf Miss Anders trifft. Auch im Film "Skyfall " von 2012 wird dieses Spiel gespielt.
Gesamtgewinne der Bond-Darsteller von CityAm.com
Dieser Artikel ist eine aktuelle Version eines im Jahr erschienenen Textes namens "James Bond – Ein Quantum Spielsucht"
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 06.11.2015.