Einer der führenden Pokerautoren weltweit ist mit Sicherheit Ed Miller, der einst mit David Sklansky zusammenarbeitete, mittlerweile aber eine eigene Internetseite betreibt und unseren Lesern als Schreiber von ausgezeichneten Strategieartikeln bestens bekannt ist.
Mit dem Buch „Poker-Strategien für Internet-Cashgames“ legte Miller gemeinsam mit Sunny Mehta und Matt Flynn ein bis heute gültiges Standardwerk für die unteren bis mittleren Limits vor und vergangenes Jahr publizierte er „How To Read Hands At No-Limit Hold’em“.
Ende Mai legt Miller nun sein neuestes Werk vor, und niemand könnte besser über dessen Inhalt berichten wie der Autor selbst. Hier also Ed Millers Ankündigung, übertragen ins Deutsche:
Am 22. Mai kommt mein neues Buch “Playing The Player: Moving Beyond ABC Poker To Dominate Your Opponents” heraus und es wird 49,99 Dollar kosten.
Die Idee zu diesem Buch kam mir, als ich das grobe Missverhältnis erkannte, wie meine Schüler über Poker sprechen und tatsächlich spielen. Jeder weiß, dass Poker ein situationsabhängiges Spiel ist. „Es kommt darauf an“ ist ein Konzept, das schon so oft zitiert wurde, dass es mittlerweile ein Klischee ist.
Doch darum geht es letztlich. Mir wurde klar, dass die meisten Pokerspieler sich diese Idee nicht zu Herzen nehmen. Die meisten Pokerspieler haben ihr vorgefertigtes Spektrum von Strategien – also sozusagen einen Stil – das sie immer anwenden, wenn sie sich an den Tisch setzen. Sie brauchen sehr lange, um ihre Strategien an veränderte Umstände anzupassen.
Vielmehr passen sie sich in den meisten Sessions gar nicht an. Nur wenn ein „extremer“ Spieler am Tisch ist – also zum Beispiel jemand, der wie ein Verrückter in jeder Hand setzt – sind sie zu strategischen Anpassungen in der Lage. Andernfalls spielen sie immer wie ein Erbsenzähler, wenn sie sonst auch so spielen. Oder sie schauen sich jede Session gern billig den Flop an, wenn dies ihre Strategie ist.
Dies ist fast das komplette Gegenteil meines Ansatzes beim Poker. Ich beteilige mich an keiner Partie mit einer vorgefertigten Strategie. Als erstes beobachte die Aktionen der anderen Spieler und versuche vor allem herauszufinden, welche Fehler sie begehen. Manchmal habe ich Glück und entdecke schon nach wenigen Händen einen riesigen Fehler. In anderen Fällen muss ich die gegnerischen Fehler aus der Beobachtung von einigen ansonsten unbedeutenden Händen rückschließen. Doch auf jeden Fall liegt die Konzentration zu Anfang einer Session immer darauf, die Fehler meiner Gegner zu erkennen.
Als Nächstes entwickle ich eine Strategie, um diese Fehler auszunutzen. Meine Aufgabe als Pokerspieler besteht darin, die bereits vorhandenen Fehler meiner Gegner auszunutzen und möglichst viele Situationen dafür zu kreieren.
Mit anderen Worten spiele ich den Spieler. Ich habe keinen konsistenten Stil, den ich in jeder Session umsetze. Praktisch jede Entscheidung wird von der Frage geleitet, wie ich in der konkreten Hand die Häufigkeit und Schwere der gegnerischen Fehler maximieren kann.
Dieser Ansatz ist nach meiner Erfahrung weit erfolgreicher als ein starrer Stil, an den man sich hält. Das sollte eigentlich klar sein, denn die Gewinne beim Poker kommen von gegnerischen Fehlern und die entsprechende Strategie, diese zu maximieren, maximiert auch die Gewinne.
Dieses Buch ist konkret auf Spieler ausgerichtet, die sich an einen tight-aggressiven Stil halten, um diesen zu zeigen, wie sie diesen überwinden und damit Kapital aus den vielen gebotenen Möglichkeiten bei No-Limit Hold’em schlagen können.
Das heißt nicht, dass dieses Buch Ihnen zeigt, wie Sie ein LAG werden! LAG ist ein weiterer starrer Stil, mit dem man die gegnerischen Fehler ausnutzt, oder eben nicht. Nein, das Buch dreht sich darum, Gelegenheiten zu entdecken und auszunutzen.
Hier ein kleiner Vorgeschmack. Viele tight-aggressive ABC-Spieler aus dem Raum Las Vegas sind seit einiger Zeit frustriert. Die Partien sind tighter geworden, die Pots kleiner und als Folge sind die Gewinnquoten der ABC-Spieler gesunken. Der Punkt ist aber, dass die neuerdings tighten Spieler immer noch viele Fehler begehen. Es sind nur keine Fehler, aus denen man mit einem ABC-Stil Kapital schlagen kann.
„Playing The Player“ beginnt damit, einige Merkmale der tighten, tight-aggressiven und ultratighten Spieler zu benennen, denen Sie begegnen werden. Dann werden diese Merkmale analysiert und gezeigt, wie und warum Sie diese konkret ausnutzen können. Nach der Lektüre von „Playing The Player“ müssen Sie sich nie mehr darüber beschweren, dass in Ihrer Partie nichts passiert, da Sie wissen, wie Sie in jedem Umfeld profitabel abschneiden.
Noch einmal. Das Buch kommt am 22. Mai heraus und Sie können sich schon heute darauf freuen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 12.04.2012.