Und wieder gibt einen handfesten Skandal in der Welt des Bridge-Spiels. Wie der englische Telegraph berichtet, sollen erneut zwei Deutsche bei dem Spiel geschummelt haben. Erst im letzten Jahr waren zwei Deutsche aufgeflogen, die bei der 41. Bridge-Weltmeisterschaft in Bali betrogen hatten.
Josef Piekarek und Alex Smirnov geben "ethical violations" zu
Bei dem aktuellen Fall haben die beiden Bridge-Spieler Josef Piekarek und Alex Smirnov bereits "ethical violations" zugegeben.
Zuvor wurden sie von bekannten Spielern des unkorrekten Spiels bezichtigt. Der bekannte norwegische Spieler Boye Brogeland hatte beispielsweise entsprechende Verdächtigungen geäußert.
Die beiden Betrüger boten an, dass sie freiwillig zwei Jahre lang kein Bridge bei Meisterschaften mehr spielen werden. Als Duo werden die beiden wohl nie mehr zusammen auftreten. Bei den an diesem Wochenende stattfindenden World Bridge Championships in Chennai, Indien werden die beiden ebenfalls nicht antreten.
Weitere Fälle, auch Gus Hansen betroffen
Doch nicht nur die Deutschen sollen betrogen haben, auch die Israelis Lotan Fisher und Ron Schwartz haben angeblich unsauber gespielt. Dazu die beiden italienischen Spieler Fulvio Fantoni und Claudio Nunes aus Monaco.
Zu den Monaco-Spielern hat auch Gus Hansen etwas zu sagen - der Däne, der beim Online-Poker in den letzten Jahren über 20 Millionen Dollar verloren hat. Gus hatte gegen die beiden gespielt und sagte gegenüber dem dänischen Fernsehen:
"Es war fast so, als hätte ich mit offenen Karten gespielt, die beiden waren quasi unschlagbar. Die Italiener waren jedes Mal, wenn ich gegen sie gespielt habe, sehr unsympathisch und deswegen freue ich mich ein bisschen, dass sie jetzt geschnappt wurden."
Wie funktionierte der Betrug?
Bei den beiden Spielern aus Monaco sollen unter anderem die Opening Cards als Signalgeber genutzt worden sein. Je nachdem, ob der Spieler eine gute oder schlechte Hand hatte, seien die Karten horizontal bzw. vertikal auf den Tisch gelegt worden.
Bridge ist ein Kartenspiel für vier Personen. Je zwei sich gegenüber sitzende Spieler bilden eine Mannschaft, die zusammen spielt und gewertet wird. Ziel des Spieles ist es, möglichst viele Stiche zu machen. Hier gibt es weitere Informationen zum Spiel.
Statement des Deutschen Bridge Verbandes
Die Reaktion des deutschen Bridge Verbandes erfolgte vor einigen Tagen auf der Website des Verbandes und liest sich wie folgt:
Da Josef Piekarek und Alexander Smirnov den Einsatz unerlaubter Mittel eingestanden haben, wird das Deutsche Open Team nicht beim Bermuda Bowl antreten. Ulrich Wenning, Präsident des DBV hat sich dazu auf bridgewinners (in englisch) geäußert. Hier die deutsche Übersetzung seiner Stellungnahme:
Zwei Mitglieder des DBV, Alexander Smirnov und Josef Piekarek, haben zugegeben, ethische Grundsätze des Bridgespiels verletzt zu haben. Es sind noch keine Details der Regelverletzungen bekannt, doch es ist davon auszugehen, dass die Regelverstöße sowohl in ihrem Heimatland stattfanden als auch bei Wettbewerben, bei denen sie ihr Land und ihren Verband vertreten haben.
Dieses Verhalten ist durch nichts zu rechtfertigen und wird vom DBV scharf verurteilt. Der Deutsche Bridge-Verband (DBV) ist tief erschüttert und entschuldigt sich bei allen Gegnern, die durch dieses Fehlverhalten einen Schaden erlitten haben.
Da die Qualifikation für den Bermuda Bowl 2015 offenkundig mit Hilfe unerlaubter Mittel zustande gekommen ist, hat der DBV unverzüglich sein Team von der Weltmeisterschaft zurückgezogen.
Die zuständigen Organe des DBV werden im Rahmen der Verbands-Gerichtsbarkeit über den Fall entscheiden. Wenn Regelverstöße bei Veranstaltungen anderer Bridgeverbände offenkundig werden, wird der DBV mit den internationalen Gremien eng bei der Aufklärung zusammenarbeiten.
Darüber hinaus werden alle zuständigen Gremien des Deutschen Bridge-Verbandes intensiv daran arbeiten, dass solche Fälle in Zukunft vermieden werden können.
Der DBV bekennt sich zu dem Grundsatz: Ethisches Verhalten am Bridge-Tisch ist oberstes Gebot – und ohne jede Einschränkung wichtiger als Titel und Erfolge.
Ulrich Wenning im Namen des Präsidiums des Deutschen Bridge-Verbandes
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 25.09.2015.