Die Online-Poker-Regulierung in den USA kommt so langsam in Gang – in Nevada ist mit Ultimate Poker der erste Anbieter seit einem guten Vierteljahr online und hat inzwischen ein stabil scheinende Spielerschar angezogen. Rund 160 Spieler sind im Schnitt online, damit ist der Anbieter gemessen an den Spielern nur etwas kleiner die österreichische Seite Win2day.
Aber die amerikanische Regulierung versucht, den Markt unter bereits etablierten amerikanischen Kasinos aufzuteilen und schränkt dadurch das Angebot deutlich ein.
Die “Bad Actor”-Klausel
Insbesondere in Nevada hat sich diesbezüglich bei der Regulierung mit einer drastischen Maßnahme hervorgetan. Dort wurde im Rahmen der bundesstaatlichen Regulierung von Online-Poker eine eine zehnjährige Bad-Actor-Klausel eingeführt.
Diese verbietet es jedem Unternehmen, welches nach dem 31. Dezember 2006 in den USA Online-Poker anbot, auf zehn Jahr eine Lizenz zu erlangen. 2006 trat der UIGEA in den USA in Kraft, welcher Online-Poker- und Glücksspiel-Transaktionen in den USA für illegal erklärte.
Alle Anbieter, die über 2006 hinaus in den USA weiterhin Online-Poker anboten, sind von dieser Klausel betroffen und schauen auch langfristig zumindest in Nevada in die Röhre.
Allen voran PokerStars, die mit aller Macht in den amerikanischen Markt zurückdrängen, ist von dieser Klausel betroffen. PokerStars bot bis zum April 2011 in den USA Online-Poker an und zog sich erst vom Markt zurück als das FBI die komplette Seite dicht machte.
Das Ziel der “Bad Actor”-Klausel
Das kommunizierte Ziel dieser Klausel ist der Schutz der Spieler vor Anbietern, die nach 2006 das amerikanische Recht gebeugt haben.
Allerdings werden mit einer solchen Bestimmung alle bereits etablierten Anbieter unter Generalverdacht genommen, unrechtmäßig zu agieren und eine Gefahr für die Spieler darzustellen.
Es gibt mit Ultimate Bet / Absolute Poker und Full Tilt vor der Übernahme durch PokerStars zwar prominente Beispiele von Anbietern, bei denen dieser Verdacht mehr als begründet ist, doch zielt die “Bad Actor”-Klausel weit weniger auf den Schutz der Spieler als auf den Schutz der Kasino-Lobby.
Die amerikanischen Kasino-Gruppen wollen den sich abzeichnenden Milliarden-Markt des regulierten Online-Glücksspiels und Online-Pokers unter sich aufteilen und suchen händeringend nach Möglichkeiten, bereits in dem Geschäft etablierte Unternehmen fern zu halten und zu diskreditieren.
Man kann sich leicht ausrechnen, dass der Markeintritt eines unbekannten Anbieters wesentlich schwerer wird, wenn gleichzeitig ein etablierter Anbieter wie PokerStars mit ausgereifter Software, einer bestehenden Spielerdatenbank und jahrelanger Erfahrung im Online-Poker, parat steht. Dem soll die “Bad Actor”-Klausel einen Riegel vorschieben.
Die “Bad Actor”-Klausel steht rechtlich auf wackeligen Füßen
Ob diese Klausel überhaupt geltendem amerikanischen Recht entspricht, darf angezweifelt werden. Denn sie diskriminiert ohne rechtliche Grundlage.
Es ist anzumerken, dass es bei PokerStars, nachdem es vom amerikanischen Justizministerium angeklagt wurde, in keinem der Anklagepunkte gegen das Unternehmen zu einem Urteilsspruch kam. Das Ministerium und das Unternehmen einigten sich außergerichtlich auf eine Zahlung in dreistelliger Millionenhöhe und im Gegenzug wurde die Anklage fallen gelassen.
Rechtlich hat PokerStars damit in den USA einen blütenweiße Weste. Die “Bad Actor”-Klausel basiert damit keineswegs auf dem Prinzip, dass Unternehmen, die wegen unrechtmäßigen Spiel-Angebots verurteilt wurden, ausgeschlossen werden. Es werden schlicht alle ausgeschlossen, die schon einmal da waren.
Der steinige Weg von Online-Poker in den USA
Es wird noch Jahre dauern, bis der amerikanische Markt im Online-Poker wieder eine signifikante Größe sein wird. Schuld daran ist nicht nur die Bad-Actor-Klausel, sondern auch die kleinstaatlichen Lösungen, an denen man sich derzeit in den USA versucht.
Jeder Bundesstaat kümmert sich um eine eigene Regulierung und eine landesweite Lösung ist in absehbarer Zeit nicht in Sicht. Die Kasino-Gruppen, die derzeit in Nevada und New Jersey vor dem Markteintritt stehen, verstehen Online-Poker bislang ohnehin nur als verlängerten Arm von Live-Kasinos. Dass Pokern im Internet ein ganz anderes Spiel als Pokern im Kasino ist, scheint dort noch nicht zur Gänze angekommen zu sein.
Die derzeit von Ultimate-Poker angebotene Software ist zwar hinreichend, um hier und da mal eine Partie zu zocken, aber sie ist technisch auf dem Stand von vor 7 Jahren. Ähnlich sieht es mit dem Angebot von wsop.com aus, welches trotz großer Ankündigungen immer noch nicht über den Spielgeld-Status hinausgekommen ist.
So scheint es, als wollten die aufkommenden Anbieter von Online-Poker in den USA den gesamten Entwicklungsweg, den die Branche in den letzten 10 Jahren nahm, nachzeichnen wollen. Entsprechend langsam und holprig geht es von statten. Ob die Spieler sich auf derartige Angebot einlassen, nachdem sie bis 2011 richtiges Online-Poker mit der ganzen Welt spielen durften, darf bezweifelt werden.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 19.08.2013.