Im Rahmen des PCA wurde als eine Art Side-Event eine Zoom-Challenge angeboten bei der man für ein Buy-In von 1.000 Dollar um einen $50k-Preispool spielen konnte. Was als unterhaltsame Spielerei gedacht war, endete in einem reichlich absurden und unfairen Wettkampf.
Mehrere Teilnehmer der Challenge, unter anderem Alex Treimanis, Mike McDonald und Andrew Chen kritisierten das Format im Nachhinein. PokerStars gelobte, sich des Problems anzunehmen und zeitnah eine Lösung anbieten zu wollen. Doch worum geht es eigentlich?
Zur Zoom-Challenge
Auf dem PCA wurde über vier Tage eine sogenannte Zoom-Challenge angeboten. Die funktionierte wie folgt: Für ein Buy-In von $1.025 bekam man ein Tablet gestellt und hatte damit 12 Minuten Zeit an den 100/200-Playmoney-Zoom-Tischen von PokerStars zu spielen. Jeder Spieler bekam 20.000 Chips und die Chips wurden immer, wenn man unter die 20.000 fiel, wieder auf den Ausgangswert zurückgesetzt. Das Spiel fand im regulären Playmoney-Bereich des PokerStars-Client statt. Nach 12 Minuten wurde abgerechnet und der finale Chipstand festgehalten. Die Spieler konnten sich beliebig oft einkaufen und versuchen, ihr Ergebnis zu verbessern. Am Ende der Challenge wurden die Spieler mit den meisten erspielten Chips entsprechend einer Turnier-Struktur ausgezahlt.
Perfekte Zoom-Challenge-Strategie
Um die Siegchancen bei diesem Spielformat zu maximieren, gibt es eine vergleichsweise einfache Strategie: Man gehe einfach solange All-In, bis man mehr Chips als der bestplatzierte Spieler im Leaderboard hat. Da man nie unter 20.000 fallen kann, ist dies eine fast unfehlbare Spielweise. Man muss es nur schaffen in den gegebenen 12 Minuten, seinen Stack drei oder viermal zu verdoppeln und schon hat man gute Aussichten auf eine Top-Platzierung. Hilfreich ist es ferner, so spät wie möglich zu spielen, um zu wissen, wie viele Chips man akkumulieren muss, um den ersten Platz zu erreichen.
Unfaire Vorteile für Späteinsteiger
Genauso haben es die Spieler auf dem PCA auch gehandhabt. Während der ersten drei Tage des Angebots nahmen weniger als 20 Spieler teil, alle wollten erst am letzten Tag spielen. Dadurch kam es am finalen Tag der Challenge zu Termin-Problemen. Eigentlich sollte immer nur ein Spieler spielen können, um mögliche Kollusion zu verhindern. Doch da am letzten Tag ein so großer Andrang herrschte, ließ man zum Schluss bis zu fünf Spieler gleichzeitig spielen.
Diese Spieler betrieben zwar keine aktive Kollusion, doch spielten sie allesamt die gleiche Strategie: All-In in jeder Hand. Die regulären Playmoney-Spieler spielten vergleichsweise tight und gaben den Spielern selten die Gelegenheit, um einen große Pot zu spielen. Doch sobald zwei Challenge-Teilnehmer am selben Tisch saßen, war ein Pot mit 40k+ Chips garantiert.
Bei einem Spielerpool von circa 130 Spielern kam es recht häufig vor, dass midnestens zwei der fünf gleichzeitig spielenden Challenge-Teilnehmer am selben Tisch saßen und diese Spieler hatten drastisch bessere Chancen, einen hohen Chipcount zu erzielen.
Fast alle Spieler, die schlussendlich in dieser Challenge cashten, kamen aus einer Gruppe, die mit fünf Spielern parallel spielte. Die einzige Ausnahme bildete der Sieger David Williams, der die Challenge alleine spielte.
Ein misslungenes Experiment
Am Ende war diese gesamte Challenge ein eher misslungenes Experiment auf einem ansonsten sehr gelungenen PCA. Dabei steht nicht nur die implizite Kollusion durch parallele Teilnahmen in der Kritik, sondern auch der gesamte Modus der Challenge, der in einem All-In unabhängig von der eigenen Hand resultierte. Das dürfte nicht unbedingt die beste Werbung für Poker sein.
Lee Jones, bei PokerStars für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, ließ verlautbaren, dass das Problem bekannt sei und man nach einer internen Diskussion dazu Stellung beziehen werde.
» 2+2-Post von Alex Treimanis zur Challenge, englisch
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 19.01.2013.