Bei 7.319 Spielern im Main Event bleibt es nicht aus, dass es zu etlichen wüsten Bad Beats und verrückten Match-Ups kommt. Einer der Leidtragenden in diesem Jahr war Billy Kopp, der bereits im Vorjahr durch seine Hand mit Darvin Moon Berühmtheit erlangte. Damals hatte Kopp mit einem Baby-Flush All-In annonciert, der Holzfäller aus Oakland mit dem Second Nut Flush sofort gecallt und das Turnier für Kopp war beendet.
2010 war Kopp beim Main Event wieder gut dabei und hatte an Tag 3 um die 230.000 Chips. Dann kam es zu dieser Hand, die wir uns aus der Sicht von Billy Kopp anschauen wollen. Hier sein Bericht:
Die Blinds lagen bei 1.000/2.000 und ich war im Small Blind. Ein Spieler in UTG limpte und ein älterer PokerStars-Qualifikant raiste in mittlerer Position auf 7.000. Nach meinem Eindruck handelte es sich bei diesem Spieler um einen durchschnittlichen Typen, der nicht sonderlich aus dem Rahmen fiel. Er spielte mehr oder weniger seine Karten und hatte in den letzten Runden Lauf. Alle foldeten und ich sah mir mein Blatt an – ein Paar Asse. Ich schaute sicherheitshalber noch einmal nach, ob ich nicht etwa eine Vier hatte, aber es waren tatsächlich Asse. Ich wartete eine oder zwei Minuten, um nicht zu schnell zu spielen, und reraiste dann wie mehrfach an diesem Tag auf 24.000, also etwas mehr als Dreifache.
Die Blinds foldeten, der Limper foldete und ohne großes Zögern oder Nachdenken erhöhte der Raiser minimal auf 41.000. Nun war ich natürlich begeistert, aber auch in bestimmter Weise beunruhigt. Bisher hatte noch niemand an diesem eine 4-Bet gebracht und da wir beide etwa 230.000 Chips hatten, hätte eine 5-Bet oder ein All-In einen allzu starken Eindruck hinterlassen. Nach meinem Gefühl wäre dieser Spieler in der Lage gewesen, einen heldenhaften Fold mit Königen zu machen und mit Assen hätte er den Pot geteilt.
Meine Hauptsorge war, ihn nicht dazu zu bringen, eine starke Hand vor dem Flop zu folden, sondern erst auf dem Flop oder Turn ins All-In zu gelangen. Ich dachte ruhig darüber nach, wie ich maximalen Gewinn herausschlagen konnte. Ein All-In wäre grässlich gewesen, da er dagegen einen Großteil seines Spektrums gefoldet hätte. Da er zuvor schon einmal mit Buben gecallt hatte, setzte ich ihn auf Damen, Könige, Asse oder Ax Kx . Es war aber nicht die Setzfolge, deretwegen ich ihn auf ein Spektrum mit drei Händen gesetzt habe, sondern seine bisherige Spielweise. Schließlich callte ich die 17.000 und der Flop wurde aufgedeckt.
Vor dem Aufdecken des Flops beschloss ich, vorsichtig zu sein, wenn ein König oder eine Dame käme. Vielen Spielern fällt es schwer, eine solche Hand aufzugeben, aber letztlich spielte ich nur ein Paar slow und versuchte, ihn auf dem Flop zu provozieren. In seinem Spektrum sah ich vor allem Damen und Königen, daher musste ich vermutlich kürzer treten, wenn eine dieser Karten käme. Wenn nicht, würde ich gegen diesen Spieler sicher verdoppeln. Auf dem Flop kamen 8x 8x 4x .
Aus mehreren Gründen war dieser perfekt für meine Hand. Mein Gegner hatte den ganzen Tag keine 4-Bet gebracht, daher konnte ich jede Hand mit einer Acht, 4x 4x und 8x 8x ausschließen. Ohne Position plante ich einen Check-Raise, um meinen Gegner zur weiteren Invesition von Chips zu provozieren. Hatte er Ax Kx konnte ich mit einem Check-Raise maximalen Gewinn erzielen und den Pot einfahren, während ich gegen Damen oder Könige vermutlich den ganzen Stack gewinnen würde. Ich checkte also. Nach recht kurzer Zeit checkte mein Gegner auch und ich dachte sofort, dass er Ax Kx hat. Er hatte fast immer eine Continuation Bet gebracht und checkte er nach eine 4-Bet das erste Mal. Ich war fast sicher, dass er Ax Kx hat, da ein Check mit Damen und Königen wegen eines möglichen Asses auf dem Turn schlecht gewesen wäre. Im Pot waren zu diesem Zeitpunkt 85.000.
Auf dem Turn kam das A , womit zwei Kreuz auf dem Board lagen. Grandiose Karte für mich, oder? Ich hatte ein Full House mit Assen und konnte nur gegen einen Vierling Achten verlieren. Ehrlich gesagt gefiel mir diese Karte nicht sonderlich, da sie die Action zum Erliegen brachte, wenn er Damen oder Könige hielt. Wie konnte ich so noch Gewinn aus der Hand herausholen? Mit einer Bet bekäme ich nur von Ax Kx Action, was ich auch mit einem Check-Raise-All-In erreichen konnte, während ich mit einem Check auch maximalen Gewinn aus einem Bluff herausschlage, wenn er nun setzt. Ein Check-Call kam nicht in Frage, weil dieser viel zu stark gewirkt hätte.
Also checkte ich und tat so, als würde ich die Hand aufgeben. Recht schnell setzte mein Gegner 35.000, also merkwürdigerweise etwas weniger als halbe Potgröße. Diese Bet schrie förmlich „Call bitte“ oder sie sollte mehr Stärke ausstrahlen, als mein Gegner tatsächlich vorzuweisen hatte. Wie gesagt wäre ein Check-Call oder ein kleinerer Check-Raise wegen der Stärke meiner Hand schlecht gewesen. Daher ging ich mit 190.000 All-In. Ich war mir ziemlich sicher, dass er sehr oft Ax Kx hat und nicht folden kann. Würde ich nicht ausbezahlt, hätte ich immer noch maximalen Gewinn durch den Check auf dem Turn herausgeholt, da er weitere 35.000 investiert hatte.
Nach meinem All-In wurde ich prompt gecallt. Ich stand auf, drehte meine Asse um und mein Gegner zeigte ein Paar Achten für einen Vierling. Ich konnte es nicht glauben.
Ich war aus dem Main Event der WSOP 2010 ausgeschieden. Hätte ich vor dem Flop gepusht, hätte er seine Achten gefoldet und ich hätte nur 41.000 Chips gewonnen. Ich habe die Hand wohldurchdacht gespielt, um in allen Setzrunden maximalen Gewinn herauszuholen. In diesem Fall hatte ich großes Pech, die Hand auf diesem Board zu verlieren. Aber eins würde mich noch interessieren – wo war das Ass auf dem River?
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 24.07.2010.