Alex Dreyfus ist eines der bekanntesten Gesichter der internationalen Pokerszene. Ihm gehören unter anderem die Seiten Hendon-Mob und der Global Poker Index und Anfang dieses Jahres rief er die Global Poker League (GPL) ins Leben – ein groß angelegtes langfristiges Projekt mit zahlreichen internationalen Stars der Pokerszene.
Zwei deutsche Spieler – Hendrik "valueH" Latz und Fedor Holz – wiesen an diesem Wochenende im 2+2-Forum darauf hin, dass Dreyfus ihnen seit Anfang des Sommers einen fünfstelligen Geldbetrag schuldete und er diesen, trotz der Ankündigung, die Schulden sofort zu begleichen, erst nach drei Monaten überwies.
Die Art und Weise, wie Dreyfus mit der Affäre umging, wirft ein fragwürdiges Licht auf eine der schillernsten Gestalten der aktuellen Pokerwelt.
Am 3. September postete Hendrik Latz auf 2+2 unter dem Titel "Recent Dealings with GPL CEO Alex Dreyfus" folgende Erklärung:
Ich habe Alex [Dreyfus] diesen Sommer in Vegas das erste Mal persönlich kennengelernt und wir hatten lange Gespräche über die GPL. BBV [deutscher Highroller mit dem Nick BBVisbadforme] und ich wurden von Alex zum ersten Cube-Match der GPL mit Aaron Paul eingeladen und waren da. Einige Tage später kam Alex auf mich zu und fragte, ob ich ihm 20.000 Dollar in Cash gegen eine Überweisung in Euro geben könnte. Wir stimmten zu, denn BBV brauchte Geld auf einem Euro-Konto. Wir trafen uns, ich gab ihm das Geld und Alex sagte, die Überweisung ginge am selben Tag raus. BBV und ich gingen der Sache nicht weiter nach, denn während der WSOP sind für uns zahlreiche Transfers dieser Art nicht unüblich.
Fünf Wochen später, nachdem ich Vegas verlassen hatte und mit BBV meine Buchhaltung machte, stellten wir fest, dass diese Überweisung niemals ankam, obwohl Alex sagte, sie ginge am selben Tag raus und er das Thema im gesamten Sommer nicht mehr ansprach. Wir kontaktierten Alex und er erklärte uns, dass er keineswegs die Absicht hatte, das Geld nicht zu überweisen. Aber die GPL hatte Probleme und er konnte zu diesem Zeitpunkt nicht bezahlen. Er bat um eine Verlängerung bis Ende August und bot uns Zinsen an. Ich machte deutlich, dass mir eine pünktliche Rückzahlung wichtiger ist als Zinsen. Er hatte um einen Handel, nicht um ein Darlehen gebeten.
Nachdem ich vor einer Woche immer noch kein Geld bekommen hatte, schickte ich ihm eine Erinnerung an die Zahlungsfrist, um Druck zu machen. Er erklärte, er warte auf eine Überweisung in Höhe von 150.000 und wird uns bezahlen, sobald diese ankommt. Während der EPT Barcelona kontaktierte ich ein paar Freunde, um ihre Meinung einzuholen. Wir waren uns zu diesem Zeitpunkt nicht sicher, ob es besser wäre, die Öffentlichkeit zu informieren, um sicherzustellen, dass niemand sonst vom Alex übervorteilt wird, oder ob wir es als einen Ausrutscher betrachten sollten, der keine fatalen Auswirkungen auf sein Image haben sollte.
Wir wissen, dass die Zukunft der GPL und die der Leute, die darin involviert sind und deren Arbeit wir schätzen, bis zu einem gewissen Grad von Alex' Ruf abhängen. Aber fast jeder, mit dem wir gesprochen haben, stimmte zu, diese Geschichte öffentlich zu machen. Wir kamen zu dem Schluss, dass es in Anbetracht der Art und Weise wie Alex mit dem Problem umging, wahrscheinlich kein Ausrutscher war. Nachdem wir mitbekamen, dass Alex genau das gleiche bei Fedor [Holz] gemacht hatte, hatten wir keine Wahl, als diesen Post zu machen.
Vor drei Tagen schickte mir Alex eine Kopie der Überweisungsquittung, nach der er das Geld zuzüglich 5 Prozent Zinsen auf BBVs Konto überwiesen hatte. Das Geld kam gestern an und wir gaben Alex am Donnerstag die Info, dass wir diesen Post auf 2+2 veröffentlichen werden.
Sehr ähnlich äußerte sich direkt im Anschluss Fedor Holz über seine Erfahrungen mit Alex Dreyfus:
Am 3. Juni 2016 kam Alex auf mich zu und bat um 10.000 Dollar in bar in Vegas gegen eine Überweisung in Euro, wobei er erklärte, dass er in den letzten Tagen 50.000 Dollar für das neue Studio ausgegeben habe und jetzt seine täglichen Limits erreicht habe.
Am gleichen Tag schickte ich ihm meine Kontodaten und er antwortete mit: „Danke, wird nächste Woche erledigt.“
Ich war sehr beschäftigt in Vegas und machte meine Buchhaltung erst Ende Juli / Anfang August und ging davon aus, dass er mir das Geld längst geschickt hatte, als ich am 28. Juli folgende Nachricht erhielt: „Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich bezüglich der Überweisung der 10k ein wenig spät dran bin, weil ich in den letzten sechs Wochen sehr viel in Vegas investiert hatte und im Moment in einem strategischen / finanziellen Deal stecke. Wenn du mir ein paar Wochen mehr Zeit (Ende August, Anfang September) geben könntest, die Überweisung (mit Zinsen) zu tätigen, wäre ich sehr dankbar. Ich entschuldige mich für die Verspätung. Nicht meine Art, nur das Leben eines Entrepreneurs. Ich hoffe das ist okay für dich.“
Ich antwortete, dass es okay ist, ich die Sache aber so schnell wie möglich aus der Welt haben wollte.
Die Situation fühlte sich nicht gut an, aber ich hatte genug andere Sachen um die Ohren und schenkte dem nicht weiter Beachtung, bis ich am 27. August in Barcelona zufällig mitbekam, dass er Hendrik ebenfalls Geld schuldete. An diesem Punkt fragte ich mich, ob es gerechtfertigt war ihm einen Vertrauensbonus zu geben.
Ich schickte Alex eine Nachricht und verlangte mein Geld und er sagte, er wird es am 31. August überweisen. Am 2. September erhielt ich 9500 Euro.
Ich mache diese Geschichte nicht aus persönlichen Gründen öffentlich. Ich hab keinen Grund, Alex Dreyfus zu beschädigen und ich profitiere auch nicht davon, dies öffentlich zu machen (ganz im Gegenteil). Ich mache diese Geschichte öffentlich, denn Poker, die Poker-Community und die Art und Weise wie wir uns nach außen präsentieren ist mir sehr wichtig.
Meiner persönlichen Meinung nach hat er uns in diesen beiden Fällen wissentlich getäuscht, um ein dreimonatiges Darlehen zu erhalten, ohne das vorher oder während der ersten sieben Wochen zu kommunizieren.
Er repräsentiert Poker nach außen, also repräsentiert er uns als Gemeinschaft nach außen. Ich denke, diese Geschichte zeigt ein sehr fragwürdiges Verhalten für einen ernsthaften Unternehmer und zeigt einen Mangel an Integrität.
Ich hoffe wirklich, dass es ein einmaliger Ausrutscher war.
Keine zwei Stunden später meldet sich auch Alex Dreyfus selbst in dem Thread zu Wort:
Ich habe mit den betreffenden Parteien bereits gestern mehrere Stunden über den Sachverhalt gesprochen – ein Sachverhalt, der mit beiden Parteien bereits erledigt ist.
Ich habe mich bei beiden dafür entschuldigt, dass ich die ursprünglich gesetzte Frist für die Zahlung nicht eingehalten hatte.
Ich hab mich auch dafür entschuldigt, dies nicht korrekt kommuniziert zu haben und für meine Unprofessionalität.
Wir hatten einen harten Sommer und viele Dinge klappten nicht so, wie sie sollten. Ich habe zwar legitime Gründe, warum ich zu spät war, aber das ist keine berechtigte Entschuldigung. Ich entschuldige mich dafür und erkenne meinen Fehler an – ich bin vor so etwas nicht gefeit. Ich hatte niemals negative Absichten.
Nachdem ich interne Gelder freigemacht hatte, gab ich beiden Parteien eine klare Frist – Ende August und ich fügte fünf Prozent Zinsen als eine Art finanzieller Entschuldigung an. Dies wurde akzeptiert und beide Parteien wurden inklusive dieser fünf Prozent bezahlt. Für mich ist die Sache aus der Welt und ich werde mich öffentlich nicht weiter dazu äußern, denn ich halte dies für eine Privatsache.
Die 2+2-Community reagierte größtenteils sehr negativ auf Dreyfus und stellte seine Integrität infrage. Der ohnehin um Aufmerksamkeit kämpfenden Global-Poker-League hat Dreyfus durch diese Aktion auf jeden Fall einen Bärendienst erwiesen. Am 20. September geht es bei der GPL weiter und es bleibt abzuwarten, wie diese zukünftig von der Poker-Gemeinschaft aufgenommen wird.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.09.2016.