Andreas Mages spielt seit rund 1 1/2 Jahren Poker und da am liebsten Turniere. Sein erstes Turnier bestritt er nach persönlicher Einschulung von Edgar Stuchly, dem Pokermanager der Casinos Austria. Seitdem hat er einiges dazu gelernt und war der Meinung, dass die Zeit reif für das Experiment World Series of Poker war.
Der erste Ausflug zur WSOP
Nach viel Weiterbildung und etlichen Turnieren fand ich es an der Zeit, mal tiefer in die Tasche zu greifen und tatsächlich zum Main Event der WSOP nach Las Vegas zu fliegen. Gesagt getan. Während mein Bekannter Werner sich über Pokerstars qualifiziert hatte, musste ich das Event aus meiner persönlichen Pokerkassa zahlen.
Die Anmeldung hat um ca. 4:50 Uhr morgens nach dem dritten Anlauf geklappt. Davor waren einfach immer zu viele Leute. Eigentlich wollte ich bereits am 7. Juli spielen und hatte mich für diesen Tag bereits per Internet reserviert, aber dem sollte nicht so sein und so trat ich an Tag 1D an.
An meinem ersten Tisch Nr. 196 saßen keine Pros, dafür ausschließlich Amis. Ich hatte mir fest vorgenommen, sehr vorsichtig zu spielen, aber so richtig funktionierte das nicht. Gleich in den ersten Händen bin ich gegen einige Glückstreffer gerannt und mein Stack war auf 12.000 runter.
In der Pause hielt ich Lagebesprechung mit meinem Freund und unsere Strategie war klar – wir müssen einfach noch vorsichtiger sein und noch mehr aufpassen. Leichter gesagt, als getan und nach 10 Minuten wurde dann auch mein Tisch aufgelöst.
Doch das sollte sich für mich als Vorteil herausstellen. An meinem neuen Tisch saßen wieder die Amis und auch Alex Zaja. Vor allem aber bekam ich gute Karten, die auch noch nach dem River gut waren. Ich brachte mein Stack auf rund 50,000 und sah mich schon als Main Event Sieger. Wieder musste ich den Tisch wechseln. Auch hier konnte ich dominieren und habe mich weiter auf 75,000 hochgearbeitet.
Neue Strategie – ein wenig zurücklehnen und abwarten. Doch es kommt immer anders, als man denkt. Da kam doch tatsächlich ein wirklich durchtriebener Spieler an meinem Tisch. Die TV-Kameras haben mich ein wenig stutzig gemacht und kurz darauf war klar – dieser Spieler war Ted Forrest. Meine Angst, gegen einen Pro antreten zu müssen, war berechtigt. Zwar redet man sich ein, man spiele genauso weiter, aber dies auch dem Unterbewusstsein klar zu machen, ist doch nicht so einfach. Ted Forrest demonstrierte uns ein wenig den Unterschied zwischen Amateur und Pro – Perfektes Spielen und auch noch eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe.
Zwei Mal hatte ich das Vergnügen, gegen ihn zu spielen. Einmal mit zwei Paar gegen seinen Drilling, dann wieder mit meiner Straße gegen sein Full House. Er ist sehr schwer einzuschätzen und hat mich auch einmal zu einem All-in verführt. Er hatte dankenswerter Weise nur wenige Chips und ich durfte mit 50.000 weiterspielen.
Gutes Spiel und auch glückliche Hände haben mir wieder zu rund 70.000 in Chips verholfen. Begegnungen mit Ted Forrest hab ich natürlich so weit als ging vermieden.
Die letzte Pause des ersten Tag war vorbei und wir waren bei Blinds 300/600. Ich saß eins vor dem Dealer und Ted Forrest (mit seinen 45.000) gleich nach dem Big Blind. Er spielt an, alle folden bis zu mir. Vielleicht war es einfach die Müdigkeit, ich habe seine Chips nicht gesehen und warf einfach mein 600 in die Mitte. Der Dealer macht mir klar, dass bereits ein Raise gewesen ist. Ich versuche da wieder irgendwie auszukommen, aber der Dealer will nicht mit sich reden lassen. Also da war sie dann, diese eine Partie.
Ich hielt ein Paar 6er und zahlte rund 2,800 nach. Kleines Blind foldet, großes zahlt. Mein inniger Wunsch nach einer 6 im Flop wurde prompt erfüllt und da lag nun K-6-Q. Sofort schoss mir der Gedanke ein “Forrest, jetzt hab ich dich!” Ich überlegte, was er haben könnte – A-Q oder K-Q, vielleicht doch ein Paar. Sorgen machte ich mir mehr, weil K-Q in Karo am Board lagen.
Forrest macht einen Bet auf 4,000 und von mir kommt natürlich sofort ein Raise – 12.000 aus meinem Stack. BB steigt aus, ich will mich schon für meinen Pot bereitmachen, aber Forrest zahlt tatsächlich. Somit gebe ich ihm jetzt ganz klar zwei Paar.
Am Turn die unbedeutende 3
Er spielt 5,000, ich raise auf 15,000, er zahlt wieder. Ich denke mir noch, vielleicht hätte ich doch all-in gehen sollen.
Am River ein Ass.
Ich bin noch immer im denken, wieviel Kohle ich mit meinem Drilling gegen zwei Paar hier abstauben kann. Da geht Ted Forrest all-in, ich zahle ca. 15,000.
Dann das böse Erwachen – er hält tatsächlich J-10. All meine vielen Chips in diesem Pot sind weg.
Für mich war es irgendwie unverständlich, warum er mit einem Draw so ein hohes Risiko eingeht. Aber vielleicht hat er gedacht, ich habe wirklich nur Schrott. Oder auch er hat nur die vielen Chips kalkuliert und mit seinem Open ended Straight Draw hatte er durchaus Chancen. Oder war mein Spiel schlichtweg typisches Anfängergehabe.
Meine Chips waren bis auf ein paar wenige weg, und die Talfahrt ging weiter. Mit K-K verlor ich gegen A-A, dann noch zwei Paar gegen eine Straße und 20 Minuten vor Turnierende war mein Tag schon vorbei. Wirklich geärgert hatte ich mich aber nur über mein eigenes Spiel gegen Ted Forrest.
Mein Fazit nach dem Main Event:
Viel Geld und die Erfahrung, dass ich noch nicht so weit bin, werden dafür sorgen, dass ich so schnell nicht mehr nach Las Vegas komme….obwohl, die Stadt hat schon was…..
Andreas Mages
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 23.07.2007.