Einen Foristen bei Twoplustwo.com hat es beim Cashgame während der WSOP im Rio richtig übel erwischt. Zwei Monate hat er sich nach eigenen Angaben im Stillen geärgert, bevor er sich entschloss, seine Story publik zu machen. Hier ist sie:
“Ich kann euch nicht sagen, wie krank das war, was ich bei einer Cashgame-Session während der WSOP erlebt habe. Nach zwei Monaten puren Ärgers und Frustration bin ich nun bereit, das Ganze zu diskutieren und Meinungen dazu zu bekommen. Ich schwöre, dass die folgende Geschichte wahr ist.
Ich kam beim Event #2 der WSOP unter die besten 75 und cashte ca. 7.000 Dollar. Davon etwas frustriert, entschied ich mich zu einer Partie Cashgame. Ich spiele Cashgame quasi als Beruf, meist $5/$10 im Commerce. In sieben Jahren als Berufsspieler war ich nie von einer Situation so angeekelt wie von dieser.
Ich sitze beim $5/$10 Cashgame mit Uncapped Buy-in im Rio kurz nachdem ich beim Event #2 rausgeflogen war. Der Tisch ist sehr deep, viele Spieler haben mich gecovert. Es wird NLHE gespielt und jeder macht standardmäßig 20 Dollar Straddle auf dem Button.
In einer Hand geht der UTG auf 60 Dollar und drei Spieler callen. Ich sitze auf dem Button mit 10 10 und gehe auf 200 Dollar hoch. Der ursprüngliche Raiser callt und auch zwei Spieler in Middle-Position. Im Pot liegen jetzt ca. 800 Dollar.
Der Flop kommt 10 6 4 . Zu mir wird gecheckt und ich setze 600 Dollar. Der ursprüngliche Raiser callt und auch ein Middle-Position-Spieler. Im Pot sind jetzt 2.600 Dollar.
Der Turn bringt die 2 . Zu mir wird gecheckt, ich setze 1.800 Dollar und nur der ursprüngliche UTG-Raiser geht noch mit.
Der River kommt 6 , das Board liegt jetzt 10 6 4 2 6 und Flush ist möglich. UTG setzt jetzt 1.000 Dollar und schiebe all-in. Er snap-callt und zeigt zwei Sechsen für Quads. Mein Full House reicht da nicht und ich verliere einen Pot, der größer als 10.000 Dollar ist. Das ist aber Teil des Spiels und einfach nicht gut gelaufen. So ist es eben manchmal.
Ich lade also 5.000 Dollar nach und es geht weiter. Wir spielen weniger als zwei Orbits als das Folgende passiert: Der UTG eröffnet mit 60 Dollar und zwei Spieler callen. Ich sitze auf dem Button, habe 10 J und gehe auf 200 Dollar hoch. Alle callen und im Pot sind 800 Dollar.
Der Flop kommt Q 9 4 , ich habe einen Flush-Draw. Zu mir wird gecheckt, ich setze 600 Dollar und alle drei Spieler callen wieder. Im Pot sind jetzt 2.600 Dollar.
Der Turn kommt J . Ja richtig, ich habe 10 J , das Board liegt Q 9 4 J und meine beschissene Hole-card ist auf dem Board aufgetaucht. Das Deck ist offensichtlich faul. Ich habe gerade 5.000 Dollar nachgeladen und vor mir liegt ein 2.600-Dollar-Pot. Wenn ich jetzt hoch setze, weiß ich, dass wahrscheinlich keiner den Flush hat und ich kann mir wie ein Arschloch den Pot schnappen, meine Verluste ausgleichen und wissend verschwinden.
Aber ich bin nun mal kein Arschloch und ich habe meine Moral und so mache ich den Floor auf die Karte aufmerksam. Er kommt an den Tisch, ich zeige ihm meine Hole-Cards, den Turn und er entscheidet korrekt, die Action zurückzunehmen und jedem sein Geld wiederzugeben.
Aber jetzt rege ich mich auf, ich bin wegen der Cooler-Hand zuvor 5.000 Dollar in den Miesen, das Deck ist offensichtlich faul und genau mit dem Deck habe ich im erwähnten Pot zwei Orbits vorher mehr als 10.000 Dollar gegen einen One-Outer verloren. Ich verlange also, dass das Deck auf dem Tisch gezählt wird.
Es ist aber schon 4:00 Uhr in der Nacht und es gibt nur einen Floorman ohne Verstärkung in Sicht. Wegen der Aktion an meinem Tisch haben mittlerweile auch die 15 Tische um uns herum mit dem Spielen aufgehört.
Während ich immer noch mit dem Floor streite, steht der Gewinner des 10.000-Dollar-Pots zuvor einfach auf und verlässt den Saal in Richtung Ausgang. Völlig in Aufregung versuche ich nun, den Floor dazu zu bewegen, ihn aufzuhalten. Wie gesagt, es gab kein Backup für den Floor und so verließ der Spieler ungehindert den Saal.
Wie eine Furie versuche ich jetzt, den Floor dazu zu bewegen, das Richtige zu tun und das Deck offen auf dem Tisch zu zählen. Ich weiß zu dem Zeitpunkt einfach nicht, ob das Deck nur eine Extrakarte enthält oder ob verfxxxte 65 Karten darin sind. An den umliegenden Tischen ist das Spiel nun komplett eingefroren.
Der Floor merkt das und stellt sich verbissen auf den Standpunkt, die Angelegenheit sei nun ein “security issue” und er könne das Deck deswegen jetzt nicht zählen. Stattdessen steckt er es in seine Tasche. Spieler an den anderen Tischen verlangen nun lautstark von ihm, er solle das Deck offen zählen aber er weigert sich strikt. Ich verlange eine zweite Meinung aber es ist niemand in Sicht um ihm zu helfen.
Der Floor ruft jetzt die Security und behauptet, ich sei negativ aufgefallen. Er bietet mir zwei 10-Dollar-Essensgutscheine als Entschädigung für den Fehler mit dem Deck an und sagt, dass ich entweder die Gutscheine annehmen könne oder aus dem Rio geworfen werde und nie mehr in irgendwelchen Turnieren oder Cashgames spielen könne.
Was für eine Wahl hatte ich noch? Ich tat also das Richtige und haute ab. So werde ich nie erfahren, was wirklich passiert ist. Ich muss damit klarkommen, mehr als 10.000 Dollar mit einem faulen Kartendeck verloren zu haben und weiß einfach nicht, wie es passiert ist. Habe ich einfach unglücklich gegen einen One-Outer verloren oder gab es sieben Sechser im Deck mit mehr als 60 Karten darin?
Und alles nur, weil ich das Richtige getan habe. Ich spiele jetzt seit mehr als sieben Jahren Poker und nie hatte ich das Gefühl einfach gar nichts zu wissen. Was würdet Ihr in einer solchen Situation machen?”
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 29.07.2012.