Die German Poker Days rufen. Und ich komme. Verlasse mit vier Rädern und der entsprechenden Motorisierung unter meinem trotz des fortgeschrittenen Alters immer noch knackigen Hintern die Großstadt, die Metropole, um aufs Land zu fahren. Ja, ich muss gestehen, ich bin voller kosmopolitischer Vorurteile. An den ewigen Baustellen in Bremen vorbei Richtung Oldenburg und dann weiter nach Wilhelmshaven.

Heutiger Austragungsort der wohl größten und umfangreichsten Serie im obersten Nordosten der Republik. Geografisch garantiert falsch, aber Meinung nach ist sowieso alles außer Hamburg, New York und Tokio Ostfriesland. Na, gut, nehmen wir Nürnberg und Wien noch in die Liste mit auf.
Und nach nur drei Stunden on the road komme ich dann auch an. Mit drei Büchern im Handgepäck als Gewinne. Eher als Trostpreise für die ersten drei seat opens, die armen Schweine. Um es vorwegzunehmen, dieses Mal war ich erstaunlicherweise nicht darunter. Schade, ich hätte mir gerne mal selber mein Buch signiert.
Mit einer obligatorischen, journalistisch aber komplett zu vernachlässigen Verspätung von nur 11 Minuten ging es dann auch an den Start. Vorher waren die obligatorischen Pokergespräche zu belauschen. In den Varianten Bad Beat oder Hero Call.
Deepstack war angesagt, sogar deepes Deepstack. Was ja bekanntlicherweise mein Probem ist, da ich mit so unglaublich vielen Chips nicht umgehen kann. Deshalb habe ich einen neuen Modus erfunden – die ersten drei Hände raise in the dark auf 5-fachen Big Blind. Und die vierte Hand fold in the dark. Die ersten drei Hände habe ich allesamt verloren; auch gegen ein call in the dark.
Danach ging es aufwärts; treffe jeden Flush, jede Straße, jede bessere Hand. Und meistens auf dem River. War nicht der beliebteste Spieler zu der Zeit. Aber, das Tischverhalten hat es mir auch leicht gemacht. Limpen. Oder setzen mit 12 % des Pots. Hat mich an die WPT erinnert. Also – das in der neuen Übersetzung Wilhelmshavener Poker Tunten. Ja, so habe ich teilweise gespielt.
Erst runterdedonkt, dann hochgeglückt. Zwischendurch eine Sehnenscheidentzündung eingefangen, durch das permanente Spielen und Ineinanderstapeln der Chips.
Nach fast zwei Stunden hieß es dann zum ersten Mal „Seat Open“. Und spätestens ab diesem Zeitpunkt war eine deutliche höhere Risikobereitschaft erkennbar. Mehr Moves, mehr Rerereraises und höhere Einsätze. Da muss man dann schon mal mitgehen, oder wie die Landbevölkerung sagt: „Wat mut, dat mut“. Ich persönlich mutte (oder mute?) dann als 25ter von 69 Spielern die Segel streichen. Unglücklich rausgeflogen. Natürlich, was sonst. Wie sonst? Wenn Poker kein Glückspiel wäre, ich würde alles gewinnen.
Trost finde ich im fünften Glas deutschen Weißweins. Weil sich leider kein französischer Rotwein im Verkauf befunden hat. Ja, nicht ganz trockener deutscher Weißwein ist was für Mädchen. Apropos, eine ganz geringe Frauen-am-Tisch-Quote war zu bemerken, lediglich eine Frau wollte sich uns Kerlen stellen. Schade, ich sehe ja gerne das andere Geschlecht.
Abschließend muss ich loben. Die Veranstalter der wohl größten norddeutschen Pokerserie. Hervorragend organisiert, gute und viele Preise und ein faires Spiel, welches den Spaßgedanken nicht zu kurz kommen lässt.
Noch abschließender muss ich meine grosskotzige Einstellung eines Stadtbewohners korrigieren; es ist wirklich ein hübsches Fleckchen Erde dort, mit dem Meer in der Luft. Ganz und nun wirklich abschließend meinen Glückwunsch an die Gewinner des Events Adam, Albert und Walter. Alle drei haben Chips von mir gewonnen. Ich als WPT-Vorsitzender habe sie ihnen auch gerne gegeben. So bin ich.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 16.08.2010.