Vermutlich musste ich auf diese Frage öfter antworten, als ich mich erinnern kann, aber jüngst bekam ich eine Email von jemandem namens Robert, der mich mit einer Reihe von Fragen, darunter auch dieser, eindeckte. Robert möge mir bitte verzeihen, wenn ich diese nicht alle auf einmal beantworte, aber momentan fehlt mir einfach die Zeit.
Natürlich haben wir alle Betrugsskandale beim Internetpoker erlebt. Dabei haben jedoch fast immer die Spieler selbst und nicht die Anbieter gegen die Regeln verstoßen. Sicherlich brechen sich die Pokerseiten in diesem Zusammenhang nicht das eigene Genick, indem sie solche Vorfälle enthüllen, warum sollten sie dies als gute Geschäftsleute auch tun?
Gehört Ihnen ein großes Elektrogeschäft und einer Ihrer Fernseher besaß Mängel, würden Sie das Problem beheben. Sie würden aber nicht an die Öffentlichkeit gehen und an die große Glocke hängen, dass eines Ihrer Produkte mangelhaft war, man sich aber keine Sorgen zu machen brauche, weil Sie das Problem schließlich beheben würden…
Das Gleiche gilt für Roberts Frage, der sinngemäß meinte, die Pokerseiten würden erfolgreiche Spieler benachteiligen. In Wirklichkeit haben Internetpokerspieler seit der Einführung der Tracking-Softwares heutzutage die Möglichkeit, die Zufallsverteilung auf den entsprechenden Seiten zu überprüfen. Außerdem gibt es externe Aufpasser, die solche Dinge kontrollieren.
Aus diesem Grund kann man beruhigt davon ausgehen, dass es auf den wichtigen Pokerseiten zu 100 Prozent mit rechten Dingen zugeht. Zwar behaupten einige, es wäre im Interesse der Anbieter, erfolgreiche Spieler zu benachteiligen, weil sie mehr Rake verdienen, wenn alle Spieler einigermaßen gleich abschneiden. Das ist korrekt und jeder Pokeranbieter wünschte sich dieses Idealszenario, doch in Wirklichkeit müssen sie gar nicht betrügen, um dieses Poker-Nirvana zu erreichen.
Sie müssen lediglich die vielen Spieler der niedrigen Limits trainieren. Das Angebot von Pokerschulen, kostenlosem Coaching, Rakeback, kostenloser Tracking-Software und vielem mehr führt dazu, dass der durchschnittliche Spieler besser wird. Wie Sie sehen, können die Pokerseiten die besseren Spieler einfach dadurch benachteiligen, dass sie an die schwächeren Spieler Wissen weitergeben und das ist völlig legal.
Das ist nichts anderes als kluge Geschäftspolitik, aber der nächste, logische Schritt für den Spieler, der unter diesem Szenario leidet, besteht darin, umso härter an der Verbesserung seines Spiels zu arbeiten, um besser als der Durchschnitt zu sein und das Rake schlagen zu können.Dennoch müssen Sie beim Internetpoker aufpassen, nicht von anderen Spielern betrogen zu werden. Kehren wir dies nicht einfach unter den Teppich, indem wir so tun, als gäbe es keinen Betrug. Aus einem einfachen Grund geschieht dies sehr wohl: Es ist bedeutend einfacher zu betrügen als gut Poker zu spielen.
Die Amateurbetrüger werden erwischt und ihre Accounts werden gesperrt oder sie werden ganz von der Seite verwiesen. Aber glauben Sie, dass im Alltag Diebe, die erwischt werden, nicht mehr versuchen zu stehlen? In manchen Fällen mag dies zutreffen, aber in den meisten nicht. Sie begehen einfach nicht mehr die gleichen Fehler und werden bessere Diebe. Die Gefängnisse sind voll von Gewohnheitsverbrechern, aber es leben viele auf freiem Fuß, die zu klug waren, sich erwischen zu lassen.
Tatsache ist also, dass Sie beim Internetpoker aufpassen müssen, aber das Gleiche gilt auch für das Live-Poker. Wenn eine Branche mehrere Milliarden Jahresumsatz erzielt, ist die Vorstellung, dass dies keine Betrüger anlockt, die teilweise naiv und teilweise gerissen sind, eine Vogel-Strauß-Mentalität.
Die Welt ist voller Mistkerle, die sich nicht einfach an der Tür abdrehen, wenn sie vor einem Casino stehen oder Internetpoker spielen. Sie müssen Ihr eigener Polizist sein und Ihrem Anbieter helfen, Ihnen zu helfen. Der beste Schutz besteht für die vielen ehrlichen Pokerspieler darin, sich gegenseitig zu beobachten und alle Auffälligkeiten und Verdachtsmomente zu melden.
Ich weiß, dass im Internet betrogen wird, aber dies wird und sollte mich und niemanden anderen vom Spielen abhalten. Jeder weiß, dass Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen, aber dies hält Sie doch nicht vom Autofahren ab, oder?
Ich höre jetzt auf, da ich genug geschwafelt habe, bedenken Sie aber eins: Ich kann und werde nie mit einer Pokerseite oder einem Netzwerk in Verbindung stehen, dem ich nicht zu 100 Prozent vertraue.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 24.12.2009.