Sonntag, 12.8.2007:
Während am Wochenende die deutschen Fußball Profiligen ihren Spielbetrieb aufnahmen – übrigens mit einem gelungenen Einstand für die Rhein-Main-Teams – sind die Wiesbadener Pokerfans schon mitten in ihrer Saison.
So wurde am Sonntag die 33. Wiesbadener Turnierwoche mit einem Rookie-Turnier eröffnet, welches – wie sollte es auch anders sein – bis auf den letzten Platz ausgebucht war. Und wieder einmal dauerte es sehr lange, bis die ersten “Seat-Open”-Rufe ertönten. Generell kann festgestellt werden, dass sich die durchschnittliche Spielstärke bei den Rookies im Laufe des letzten Jahres ersichtlich gesteigert hat. Viele der Teilnehmer gehören ja mittlerweile schon zur Stammbesetzung bei den Pokerturnieren, sind gern gesehene regelmäßige Gäste im Casino Wiesbaden. Und da Übung bekanntlich den Meister macht, haben sie sich, durch so manche Turnierschlacht gestählt, mittlerweile die Geduld, Routine und taktischen Finessen angeeignet, um sich in den Turnieren deutlich länger behaupten zu können, als noch vor gut einem Jahr, als der ganze Poker-Hype in Wiesbaden erst so richtig losging.
Aber irgendwann ist es dann halt in jedem Turnier soweit: 50 Spieler sind ausgeschieden, noch 10 im Spiel – Final-Tisch! Hier war Birger Tesnau nicht mehr zu stoppen, als Chipleader dominierte er den Tisch nach Belieben. Als man nur noch zu dritt war ging sein Gegner Mathias Falandys mit A-D All-In und Herr Tesnau callte mit Pocket 6. Der Flop brachte ihm mit 6-2-6 einen Poker, welcher natürlich nicht mehr zu schlagen war. Das anschließende Heads-up gegen Michael Langner war dann nur noch reine Formsache und Herr Tesnau ging mit 1.570,- € glücklich und mit sich und der Pokerwelt zufrieden nach Hause.
Montag, 13.8.2007:
„Double Chance“ am Montag Abend!
Am Montag stand das NLH „Double Chance“ der Profis auf dem Turnierplan. Für 400,- € Buy-In gab es insgesamt 6.000 Turnierchips, wobei jeder Spieler zwischen zwei Möglichkeiten wählen konnte: Entweder gleich zum Turnierstart die kompletten 6.000 nehmen oder zunächst erst einmal nur 3.000 und die restlichen Chips dann später je nach Bedarf oder taktischen Erwägungen. Die meisten entschieden sich für Variante B, sehr zum Leidwesen der vielen wartenden Nachrücker, von denen an diesem Montag leider keiner zum Zug kam. Aber bei einem Turnier dieser Größenordnung macht ja auch das Zuschauen schon Spaß.
Parallel zum Turnier lief am Table X eine spannende Omaha Pot-Limit Partie, die allein von der Größenordnung her in Deutschland mit Sicherheit ihresgleichen sucht: Auf weit über 40.000,- € belief sich der komplette Table Stake an diesem Tisch. Action pur!
Zurück zum Turnier. Bis zur Pause nach einer Stunde war noch eine gewisse Zurückhaltung zu spüren, schließlich lagen 24.000,- € im Preisgeldpool (!) (abzüglich der 3 % Over-All Wertung) und jeder Teilnehmer wollte natürlich ein schönes Stück vom Kuchen ergattern. Aber bis dahin war es noch ein langer und steiniger Weg. Viele starke Spieler waren zum Teil von weit her nach Wiesbaden gekommen, entsprechend war die Qualität an den Tischen. Umso erstaunlicher und erfreulicher war daher die Tatsache, dass immerhin drei Frauen den Finaltisch erreichten. Eine Quote von 100%, schließlich hatten sich nur drei Frauen angemeldet.
Erbittert wurde dort gekämpft, geblufft, jedes taktische Mittel war recht, aber nie wurde der Spaß und die Fairness aus den Augen verloren. Als erste des weiblichen „Dreigestirns“ musste Soraja Homan das Feld räumen. Sie erreichte den 8. Platz. Anne-Won Fehlkamm, die Turniergewinnerin von vor 2 Wochen, musste sich diesmal mit dem 6. Platz begnügen. Nun ruhten alle Hoffnungen der Damen auf Stefanie Bergener, die nach zähem Kampf den dritten Platz erringen konnte. Die letzten beiden Spieler saßen sich im anschließenden Heads-Up noch lange gegenüber, bis der Gong sie schließlich erlöste und das Preisgeld der ersten beiden Plätze nach Chipstand geteilt wurde. Glückwunsch an Beide.
Dienstag, 14.8.2007:
Auch das schönste Wetter und das um das Rathaus herum stattfindende Weinfest konnte die Karawane der Pokerbegeisterten nicht aufhalten. Ausverkauftes Turnier, wobei zusätzlich weit über 50 Freunde des Cashgames den Pokerbereich des Wiesbadener Casinos belagerten. Jeder wollte dabei sein, ob Turnier oder Cash! Unter der professionellen Leitung von Wolfgang Harsy und Demir Halilovic kam aber jeder zu seinem Recht. Diese beiden Wiesbadener Floorpersons sind eben schon ein lange eingespieltes Team!
Im Turnier ging es von Beginn an gleich richtig zur Sache, um jeden Chip wurde gekämpft, keiner leichtfertig verloren gegeben. Von Anfang an dominierte Reinhold Krappen das Turnier. Früh errang er einen ansehnlichen Chiplead und konnte diesen bis zum Final-Table auch verteidigen. Während die anderen Teilnehmer
alle Höhen und Tiefen eines Pokerturniers durchlebten, segelte Herr Krappen sichtlich entspannt durch ruhiges Gewässer. Thomas Zimmermann, der beim letzten Turnier recht schnell ausgeschieden war, wollte es dieses Mal wissen. „Das frühe Ausscheiden hatte mich schon gewurmt“ war sein Kommentar zu Turnierbeginn. Und diese Mal machte er es tatsächlich besser, er schaffte es bis zum Final-Table und schließlich auch ins Geld. Auch Frederico Spera, von seinen Fans „Figo“ genannt, der sein erstes Live-Turnier spielte, kämpfte sich in die Geldränge. Gegen Reinhold Krappen war allerdings kein Kraut gewachsen, er verwies „Figo“ auf den 2. Platz und Herrn Zimmermann auf Rang 3.
Mittwoch, 15.8.2007:
Eine der Fragen, mit der sich die Casinoleitung beschäftigt, ist eine mögliche Erweiterung der Pokerabteilung, aber die Mauern des Kurhauses stehen dem zur Zeit entgegen. Wieder einmal platzte der Wiesbadener Pokerbereich aus allen Nähten, über 100 Pokerbegeisterte hatten den Weg in „die“ deutsche Pokerhochburg gefunden. Eng war es schon, aber die hervorragende Stimmung, ein schönes Turnier und die entsprechende Sideaction an den Cash-Tables drückten den Wohlfühlfaktor bei allen Beteiligten ganz weit nach oben.
Von der offensichtlich schwer zu durchschauenden Spielweise der Rookies profitierte an diesem Spieltag erneut Birger Tesnau, der bereits zum Wochenbeginn gleich bei seinem ersten Casinobesuch ein Turnier gewinnen konnte. Er erreichte bei seinem zweiten „Angriff“ immerhin noch den 3. Platz, eine zweifellos gute Bilanz. Durch besonders aggressive Spielweise fiel Christian Heck auf, er attackierte ständig und erfolgreich seine Gegner, was ihm zunächst einen Platz am Final Table einbrachte. Hier ließ er etwas ruhiger angehen, jetzt wollte er seinen Platz im Geld nicht mehr durch einen riskanten Move gefährden. Brian Corvers, der inzwischen ein Abo für das Siegertreppchen zu besitzen scheint, war auch wieder mit von der Partie. Letztendlich lieferten sich die Herren Heck und Corvers, beide „teilvermummt“ mit großen Sonnenbrillen, ein heftiges Heads-Up, bevor Brian Corvers erneut den Tagessieg für sich erringen konnte.
Donnerstag, 16.8.2007:
Aus dem Tagebuch eines Turnierspielers: „Wieder so ein aufregender Tag. Da habe ich bereits Erfahrungen bei einigen Turnieren in Wiesbaden gesammelt, ich kenne inzwischen den Ablauf, auch die Turnierleiter und Dealer sind mir inzwischen nicht mehr unbekannt. Ich fühle mich also wohl, in vertrauter Umgebung, schon fast ein wenig wie zu Hause. Manchmal sogar besser als zu Hause, denn meine Drinks werden mir hier an den Tisch gebracht. Alles prima Vorraussetzungen für einen schönen und erfolgreichen Pokerabend.
Schön war er auch, der Abend. Klasse Spiel, coole Sprüche, nette Dealer(innen). Aber warum kommen ausgerechnet an diesem Abend die Herren Thomas von Sturm und Christoph Richter zum ersten Mal überhaupt in das Wiesbadener Casino und spielen ein Pokerturnier? Und das auch gleich noch so erfolgreich? Platz für Platz kämpft sich jeder der beiden weiter nach vorn, plötzlich sitzen sie zusammen am Finaltisch.
Das beobachte ich (leider) schon vom Table X aus. Ich habe nämlich meinen Turnierplatz, natürlich nicht ganz freiwillig, gegen einen Platz am Cash Game „getauscht“. Erst hier erfüllt sich auch meine Vorstellung von erfolgreichem Pokern.
Das Turnierfinale aber wird offensichtlich von den beiden Neuen beherrscht. (Die müssen doch irgendwo geübt haben!). Gegen Mitternacht sitzen sich die beiden dann sogar im Heads-Up gegenüber. Das schaue ich mir jetzt mit vielen anderen zusammen von der Absperrung aus an. Meinen Platz am Table X habe ich dafür aufgegeben, ich liege schön vorne und kann also entspannt den Zuschauer geben.Das Heads-Up geht eine geschlagene Stunde. Richtig spannend, die beiden schenken sich nichts. Einmal „überlebt“ Christoph nur knapp ein All-In, danach aber mischt er Thomas Spiel für Spiel auf und gewinnt am Ende noch das Turnier. Respekt! Für beide!“
Pressemitteilung Casino Wiesbaden
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 18.08.2007.