Nicht nur die Freude der Full-Tilt-Spieler weltweit über den Deal ist riesengroß. Auch die Summen, die dabei hin und hergeschoben werden, sind gewaltig. Insgesamt 731 Millionen Dollar wird PokerStars zahlen, 547 Millionen Dollar davon gehen an das DoJ und die Gelder werden teilweise zur Auszahlung der US-Amerikanischen Spieler verwendet. 184 Millionen Dollar werden zur Auszahlung der nicht-amerikanischen Spieler benötigt. Darüber hinaus werden die Konsequenzen für die Pokerwelt immens sein.

Geldspritze für Online Poker und Goldgräberstimmung
Insgesamt werden in Laufe der nächsten Zeit 334 Millionen Dollar an die Spieler ausbezahlt. Während die US-Spieler ihr Geld von DoJ erhalten, kommen die nicht-amerikanischen Spieler an ihr Geld, sobald Full Tilt wieder online geht.
Natürlich werden einige Spieler nach über einem Jahr in Angst ihr Geld sofort an sich auszahlen lassen. Viele, vor allem Spieler mit verhältnismäßig geringen Beträgen auf ihrem Konto, werden aber wieder spielen und die Dollars wieder in Umlauf bringen. Entweder auf Full Tilt oder auf PokerStars, ein direkter Transfer zwischen PokerStars und Full Tilt könnte möglich sein.
Zu erwarten ist, dass viele Spieler, die das Geld gedanklich bereits abgeschrieben haben, auch sehr loose am Tisch damit umgehen werden. Womöglich gibt es eine echte Goldgräberstimmung in den ersten Wochen. Logischerweise wird dadurch auch mehr Rake fließen, die 731 Millionen Dollar, die PokerStars insgesamt zahlen muss, müssen auf lange Sicht wieder eingenommen werden.
Das Vertrauen in das Spiel Poker steigt wieder
Die Skandale im Online Poker, vor allem natürlich der Black Friday, haben das Misstrauen der Menschen in die Pokerwelt bestärkt. Alle, die vorher lautstark gegen Poker gewettert haben, wurden quasi bestätigt. Spieler, die nicht mehr an ihr Full-Tilt-Konto herankamen, wurde teilweise eine Jetzt-siehst-du-was-du-davon-hast-Haltung entgegengebracht.
Dem dürfte die Erledigung des Verfahrens mit gutem Ausgang für die Spieler massiv entgegenwirken. Das Vertrauen in Poker ist zum großen Teil wieder hergestellt, Investitionen werden leichter fließen, der Ruf der Pokerspieler verbessert sich.
PokerStars beherrscht monopolartig den Markt
Vor dem Black Friday gab es die beiden Branchenriesen PokerStars und Full Tilt. Danach kam lange erst mal nichts. Der Abgang von Full Tilt bot vielen kleineren Pokerrroms dann eine Chance zum Aufstieg, Seiten wie beispielsweise 888poker verzeichneten Zuwachsraten im zweistelligen Prozentbereich. Damit dürfte jetzt Schluss sein, die Pokerwelt wird demnächst höchstwahrscheinlich wieder aus PokerStars und Full Tilt bestehen.
Problematisch sehen einige Stimmen die damit verbundene Monopolstellung von PokerStars. Echte Konkurrenz gibt es eben nicht, wenn die einzigen wirklich relevanten Seiten in einer Hand sind. Zwar werden PokerStars und Full Tilt von unterschiedlichen Teams geleitet, die großen Entscheidungen werden aber mit Sicherheit von PokerStars getroffen.
Online Poker in den USA könnte bald wieder legal sein
Mit dem gestrigen Deal steht einem Wiedeeintritt von PokerStars und Full Tilt in den US-Amerikanischen Markt eigentlich nichts mehr im Wege. Eigentlich, denn die Gesetze müssen dazu noch geändert werden. Auch hierfür stehen die Zeichen aber mehr als gut. Erst Ende letzten Jahres hat das Justizministerium der USA ein Rechtsgutachten veröffentlicht, das besagt, dass der Interstate Wire Act von 1961 nicht auf Online-Poker anwendbar ist. Dazu gibt es Bewegung in den wichtigen Staaten Nevada und Kalifornien hin zu einer Legalisierung.
Allerdings ist die Caesars Entertainment Coorperation mit einem Jahresumsatz von 8,9 Milliarden Dollar die größte Macht in den USA, was Casinos und Gambling angeht. Und die wollen mit ihrer gewaltigen Lobby ihre eigenen Angebote pushen. Mal sehen, was passiert.
Rehabilitation der Full-Tilt-Pros
Viele Spieler aus dem Team Full Tilt sind nach dem Black Friday bei der Pokercommunity in Ungnade gefallen. Zwar haben sich einige Pros wie Phil Ivey oder Mike Matusow wieder einigermaßen berappelt, andere wie Phil Gordon oder Erik Lindgren haben aber nicht zuletzt durch die Full-Tilt-Pleite immer noch zu leiden. Das könnte sich ändern, wenn die Spieler ihr Geld zurück haben und der Groll verflogen ist.
Klar ist, dass Chris Ferguson und Howard Lederer in der Community keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen werden. Sie haben durch ihre Entnahmen in zweistelliger Millionenhöhe die Pleite überhaupt erst herbeigeführt und sind dadurch wohl für alle Zeit unerwünscht.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 01.08.2012.