In den nächsten Tagen halten wir für unsere Leser eine besondere Überraschung parat. Im Stile einer Daily Soap wollen wir Euch das Tagebuch des KurtSF präsentieren, der als Amateur an WSOP-Event 8 teilnahm und dort für Furore sorgte. Wie dieses Erlebnis für ihn ausging, wird natürlich nicht verraten, dafür aber, dass den Leser ein amüsanter und aufregender (allerdings auch langer) Bericht erwartet.
Kurts Tagebuch wurde im amerikanischen 2+2-Forum zu einem Quotenhit, Grund genug für uns, dieses ins Deutsche zu übertragen. Los geht’s:
Hintergrund
Ich habe nie viele Turniere gespielt. Bevor ich 2+2 entdeckte, hatte ich im Fernsehen die Übertragungen der WSOP gesehen und vielleicht ein paar MTTs mit 5 $ Startgeld gespielt, weil ich es cool fand. Als ich jedoch anfing, mich ernsthafter mit Poker zu beschäftigen, konzentrierte ich mich auf Cashgames in Texas Hold’em. Ich würde nie etwas spielen, bei dem ich meinen Erwartungswert negativ einschätze, daher spielte ich keine Turniere, weil ich mich damit nicht beschäftigt hatte.
Ich war ein Enthusiast und schnitt bei den Cashgames im Internet gut ab. Ich stieg von NL25 bis NL200 auf, dann erlitt ich „den Downswing.“ Details sind unwichtig, aber ich verlor auf verschiedenen Limits 12 Buy-Ins. Das machte mich in jeder Hinsicht fertig, meine Bankroll war ruiniert und mein Seelenzustand im Keller. Im Grund hörte ich mit Poker auf und spielte sechs Monate lang keine einzige Hand im Internet.
Gespielt habe ich nur in einer Runde, die mir Spaß machte. Ein Live-Cashgame mit Blinds von 0,25 $/0,50 $, das in einer Garage in Oakland stattfand, bei dem der Whisky umsonst floss und man die Karten durch eine Marihuanawolke erkennen musste. Das machte richtig Spaß und war vermutlich der einzige Grund, warum ich noch Poker spielte.
Wie auch immer, der Typ, der die Runde veranstaltete, erzählte mir, dass er eine Pokerliga ausrichtete, bei der die Bestplatzierten ein 1.500 $-Ticket für die WSOP gewinnen konnten. Ich bin wie gesagt Cashgamespieler, aber scheißegal, das klang gut. Und da die Buy-Ins nur 60 Dollar betrugen, konnte ich diese vermutlich durch das Cashgame finanzieren, das immer nebenher lief, und wenn ich eine Bauchlandung hinlegte, konnte ich immer noch mit den Turnieren aufhören.
In der zweiten Ligawoche legte ich jedoch einen Sieg hin und lag nach Punkten in Führung. Huch! Nun war ich nicht mehr loszukriegen. Ich spielte alle 15 Turniere, wurde Zweiter und gewann das Ticket. Heiliger Bimbam!
Viele unserer Homegame-Helden pilgerten nach Vegas, beteiligten sich gegenseitig aneinander und spielten einen Tag mit den Profis bei der WSOP. Ich schied in der fünften Stunde aus und keiner von uns kam ins Geld, aber es hat eine Menge Spaß gemacht.
Das war vor einem Jahr und seitdem habe ich mit dem Veranstalter pfapfap enge Freundschaft geschlossen. Dieses Jahr trug er wieder eine WSOP-Liga aus, aber aus Zeitmangel und wegen Platzproblemen nur mit 4 Turnieren. Dabei konnte man Punkte erringen und sich für ein Freeroll qualifizieren, bei dem es ein WSOP-Ticket zu gewinnen gab. Wieder gewann einer der 2+2-Jungs und pfapfap selbst gewann ein Ticket in einer anderen Liga. Alle meine Kumpels aus Oakland waren somit auf dem Weg nach Las Vegas zur WSOP – und ich wollte auch dahin.
Vorspiel
Natürlich kann ich mir das Buy-In für ein 1.500 Dollar-Turnier nicht leisten, daher überlegte ich, ob ich im Forum eine Beteiligung an mir anbieten soll. Das tat ich aber nicht.
Vor einigen Monaten kündigte ich, um nur noch Poker zu spielen. Das konnte meine Familie schwer verstehen, aber ich hielt meine Eltern auf dem Laufenden und letztlich akzeptierten sie meine Entscheidung. Ich wollte mit meinen Freunden nach Vegas, ob ich nun an der WSOP teilnehmen konnte oder nicht. Meine Mutter stellte mir eine Menge Fragen zum Thema Beteiligung und etwa eine Woche vor der Abfahrt schenkte sie mir als symbolische Geste 300 $ zum „Zocken“ in Vegas.
Das war zunächst mal klasse! Außerdem hatte ich nun die Basis für das Ticket eines WSOP-Turniers und das machte mir ziemlich viel Feuer unter den Arsch. Ich traf die Kumpels, die sich am ehesten an mir beteiligen würden, und sie kauften alle Anteile. Es schien, als könne es klappen, daher holte ich einen Stift und einen Taschenrechner raus und begann zu rechnen.
Um an einem Turnier mit 1.500 $ Startgeld teilzunehmen, braucht man eigentlich eine Bankroll von 150.000 $. Meine betrug 8.000 $. Ich konnte 80 $-Turniere spielen? So ein Mist. Doch es handelte sich um eine WSOP und “ich wollte es ausprobieren.” Dennoch konnte ich nicht mehr als 5 % meiner Bankroll und somit mehr als 400 $ von 1.500 $ Startgeld einsetzen. Mein Ziel war deshalb, 75 % an Beteiligungen zu bekommen, doch soviel hatte ich nicht verkauft.
Wir fuhren nach Vegas und ich teilte mir ein billiges Zimmer mit pfapfap und einem anderen Typen. In zwei Tagen fand das Turnier statt. Aufgrund meiner Bankroll-Berechnungen konnte ich nicht mehr als 25 % aus eigener Tasche aufbringen, doch ich konnte mich mit kleineren Anteilen an anderen Spielern beteiligen. Schließlich geht es darum, das Risiko zu verteilen und die Varianz zu reduzieren. Ich tauschte Beteiligungen und schließlich ging ich zum Rio und kaufte mein Ticket, an dem ich noch zu 25 % beteiligt war.
Am Abend vor dem WSOP-Turnier spielte ich im Binions das 60 $-Turnuer, weil es zum Fernsehen nur diese Alternative gab und schließlich war ich ja zum Pokern da. pfapfap meinte, es sei ein gutes Training. Na ja. Ich schied aus und ging ins Bett.
Am Morgen des Turniers organisierte ich ein kleines Frühstück mit den anderen Typen aus der Liga, danach gingen wir ins Rio und bewegten uns zu unseren Tischen.
Als wir uns trennten, sprachen wir darüber, wie man die Internetspieler an den Tischen erkennt. IPods und Hoodies. Split meinte, er sei leicht zu erkennen, weil er einen Rucksack dabei habe. Einer meinte, „Kurt, Du könntest glatt als Live-Spieler durchgehen.“ Ich lachte und antwortete, “Hoffentlich, deren Forum moderiere ich!“
Fortsetzung morgen mit der Anfangsphase des Turniers. Hier der Link zum Thread bei twoplustwo.com
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 26.07.2010.