Jedes Jahr kürt die World Series of Poker einen neuen Weltmeister. Manche dieser Weltmeister bleiben lange in Erinnerung, an manche erinnert man sich nach wenigen Jahren nicht mehr.
Wir haben uns alle Weltmeister seit 2003 angesehen und sind dabei diesen Frage nachgegangen: Wie groß war der Anteil des Main-Events an den Gesamt-Erfolgen des Spielers? Was erreichten die Spieler nach dem Sieg im Main-Event?
Bei allen Main-Event-Siegern seit 2003 machte das Preisgeld des Main-Events mindestens 50% der gesamten Live-Turnier-Gewinne aus. Bei einigen Spielern geht diese Quote auf über 90% und diese können ganz klar als Eintagsfliegen betrachtet werden.
Wir haben die 13 letzten Weltmeister hier nach dem Verhältnis Nicht-Main-Event-Gewinne vs. Main-Event-Preisgeld sortiert und ihre größten Erfolge nach ihrem Main-Event-Sieg aufgelistet. Besten Dank an Francesco Esposito, der die Idee zu diesem Artikel hatte und auf » Pokerlistings.it ursprünglich veröffentlicht hat.
Jonathan Duhamel
- Main-Event Sieg im Jahr 2010
- Preisgeld: $8.944.310
- Karriere-Gewinne: $17.592.802
- Verhältnis: 49 – 51
- Größte Erfolge nach dem Main-Event:
- WSOP $111k 2015 (1.)
- WSOPE €25k 2015 (1.)
Jonathan Duhamel ist der einzige im Bunde der Main-Event-Sieger nach 2003, der immerhin fast die Hälfte seiner Turnier-Poker-Gewinne außerhalb des Main-Events erzielte.
Der PokerStars-Pro, der 2010 nur aufgrund eines glücklichen Suckouts in einem monströsen Pot gegen Matt Affleck den Final-Table erreichte und an diesem spielerisch Joseph Cheong als unterlegen galt, ließ nach seinem Main-Event-Sieg viele weitere Titel folgen und darf sich als der erfolgreichste Weltmeister der jüngeren Vergangenheit feiern lassen.
Im letzten Jahr sackte er gleich zwei Bracelets ein und er ist seit vier Jahren stets in den Top-100 des GPI Rankings vertreten.
Joe Hachem
- Main-Event Sieg im Jahr 2005
- Preisgeld: $7.500.000
- Karriere-Gewinne: $12.153.803
- Verhältnis: 38 – 62
- Größte Erfolge nach dem Main-Event:
- WPT Doyle Brunson Classic $15k 2006 (1.)
- Aussie Millions $100k 2012 (3.)
Joe Hachem, der bereits 2005 das Main-Event gewann, konnte ebenfalls viele weitere große Erfolge hernach verbuchen. Unter anderem gewann er ein gutes Jahr später die $15k-WPT Doyle Brunson Classic, wofür es über 2,2 Millionen Dollar gab.
Darüber hinaus gehört Hachem seit zehn Jahren nun dem internationalen Turnierzirkus an und er ist der erfolgreichste Spieler Australiens.
Martin Jacobson
- Main-Event Sieg im Jahr 2014
- Preisgeld: $10.000.000
- Karriere-Gewinne: $15.101.979
- Verhältnis: 34 – 66
- Größte Erfolge nach dem Main-Event:
- EPT Monte Carlo €25k (10.)
Martin Jacobson ist einer der ganz wenigen Spieler in dieser Liste, die bereits vor dem Main-Event viele substantielle Erfolge vorweisen konnten. Vier WSOP-Final-Tables, vier EPT-Final-Tables und zwei Finaltische bei der WPT standen bei dem Schweden bereits auf der Liste, bevor er es ins Finale des Main-Events schaffte.
Insofern ist Jacobsen das Parade-Beispiel für einen Poker-Profi, der es geschafft hat, seine Klasse in einem riesigen Turnier in den größten Erfolg seines Lebens umzumünzen.
Greg Raymer
- Main-Event Sieg im Jahr 2004
- Preisgeld: $5.000.000
- Karriere-Gewinne: $7.548.999
- Verhältnis: 34 – 66
- Größte Erfolge nach dem Main-Event:
- WSOP $40k 2009 (3.)
- WSOP $10k Main Event 2005 (25.)
Greg “Fossilman” Raymer war 2004, ein Jahr nach dem Beginn des Pokerbooms, ein Vorreiter der Online-Generation. Als geschätzter 2+2-Forist zählte er zu den Nerds im Feld der WSOP 2004.
Nach seinem Sieg blieb er in der Pokerszene eine starke Kraft. So konnte er gleich im Folgejahr erneut einen Deep-Run beim Main-Event hinlegen und brachte im Jahr 2012 das Kunststück fertig, gleich vier Stopps der $1.500-Heartland-Poker-Tour in den USA zu gewinnen.
Joe McKeehen
- Main-Event Sieg im Jahr 2015
- Preisgeld: $7.683.346
- Karriere-Gewinne: $11.357.436
- Verhältnis: 32 – 68
- Größte Erfolge nach dem Main-Event:
- PCA $100k 2016 (2.)
- WPT $3.5k Borgata 2016 (4.)
Der amtierende Champion der WSOP mag zwar die Optik des klassischen Neckbeards haben, aber er hat es fertig gebracht, in den wenigen Monaten nach seinem WSOP-Sieg weitere 1,7 Millionen Dollar in Turnieren zu gewinnen.
Unter anderem wurde der 888-Pro Zweiter beim $100k-Highroller des PCA und schaffte es Ende Januar dieses Jahres an den Final-Table der WPT Borgata.
Man darf gespannt sein, welche weiteren Erfolge dem jungen Amerikaner noch beschieden sind.
Chris Moneymaker
- Main-Event Sieg im Jahr 2003
- Preisgeld: $2.500.000
- Karriere-Gewinne: $3.588.654
- Verhältnis: 30 – 70
- Größte Erfolge nach dem Main-Event:
- NBC National Heads-Up 2011 (2.)
- WPT Shooting Stars 2004 (2.)
Mit dem Sieg Chris Moneymakers fing der Poker-Boom 2003 an und das ist bis zu einem gewissen Grad auf die Geschichte Moneymakers (qualifiziert über ein Online-Satellite, auf einmal Millionär und dann dieser Name) zurückzuführen.
Nach seinem Sieg bei der WSOP kam bei Moneymaker allerdings nicht mehr viel nach. Er wurde 2004 bei der WPT Shooting Star Zweiter und wurde 2011 noch einmal Zweiter bei der NBC-Heads-Up-Challenge (einem Einladungs-Turnier).
Moneymaker ist weiterhin dann und wann in Turnieren zu finden, aber die großen Siege blieben bei ihm nach seinem WSOP-Scoop jedoch aus.
Greg Merson
- Main-Event Sieg im Jahr 2012
- Preisgeld: $8.531.853
- Karriere-Gewinne: $11.371.974
- Verhältnis: 25 – 75
- Größte Erfolge nach dem Main-Event:
- PCA $25k 2014 (2.)
- WSOP $5k 2015 (4.)
Greg Merson war, ebenso wie Martin Jacobson, schon vor seinem Sieg bei der WSOP 2012 ein bekannter und respektierter Pokerprofi. Direkt vor dem Main-Event gewann er das $10k-6-Max-Turnier der WSOP und er galt im Finale als einer der Favoriten.
Nach seinem großen Erfolg ließ Merson inzwischen einige weitere herausragende Platzierungen folgen. So wurde er 2014 beim $25k-Highroller des PCA Zweiter und bei der WSOP schaffte er es im letzten Jahr an den Final-Table eines $5k-Turniers.
Joe Cada
- Main-Event Sieg im Jahr 2009
- Preisgeld: $8.546.435
- Karriere-Gewinne: $10.403.598
- Verhältnis: 18 – 82
- Größte Erfolge nach dem Main-Event:
- WSOP $10k 6-Max 2014 (1.)
- WSOP $1.5k 2012 (2.)
Joe Cada war mit 21 Jahren der jüngste WSOP-Sieger aller Zeiten. Zuvor hatte er grade mal 28.000 Dollar in Turnieren gewonnen. Aber auch er konnte nach seinem Sieg einige weitere Erfolge einfahren. Sein bislang bestes Ergebnis nach dem Main-Event war der Sieg im $10k-6-Max-Turnier der WSOP 2014.
Peter Eastgate
- Main-Event Sieg im Jahr 2008
- Preisgeld: $9.152.416
- Karriere-Gewinne: $11.131.450
- Verhältnis: 18 – 82
- Größte Erfolge nach dem Main-Event:
- EPT London £5k 2009 (2.)
- PCA $5k 2009 (1.)
Der Däne Peter Eastgate galt kurz nach seinem Sieg beim Main-Event der WSOP als das Parade-Beispiel für einen Pokerprofi.
Er war jung, dynamisch und ließ gleich mehrere weitere Top-Platzierungen folgen. So wurde er 2009 Zweiter bei der EPT London und beim PCA gewann er ein Side-Event .
Nach 2010 folgte jedoch ein Bruch und Eastgate hörte mit dem professionellen Spiel komplett auf. Er wurde noch einige Zeit dann und wann bei Turnieren gesehen, doch seit nunmehr fast drei Jahren saß Eastgate nicht mehr an Turniertischen. Einen Großteil seiner Pokergewinne verlor Eastgate bei Sportwetten und im Ende 2010 musste er sein Bracelet auf Ebay versteigern – das brachte immerhin noch fast 150.000 Dollar ein.
Ryan Riess
- Main-Event Sieg im Jahr 2013
- Preisgeld: $8.361.570
- Karriere-Gewinne: $9.024.116
- Verhältnis: 7 – 93
- Größte Erfolge nach dem Main-Event:
- EPT Dublin €10k 2016 (6.)
Ryan Riess erklärte sich direkt nach dem Sieg des Main-Events 2013 zum besten Spieler der Welt, wofür er von der Pokerszene ein eher müdes Lächeln erntete.
Er wollte nach seinem Sieg für mindestens ein Jahr alle Highroller-Turniere spielen und über eine Million Dollar in Buy-Ins investieren. Allerdings ward von Riess nur bedingt viel an den Tisch zu sehen und auch die Erfolg hielten sich zumindest bislang sehr im Rahmen.
In Dublin schaffte es dieses Jahr immerhin bei dem €10k-Highroller der EPT an den Final-Table und wurde Sechster.
Jamie Gold
- Main-Event Sieg im Jahr 2006
- Preisgeld: $12.000.000
- Karriere-Gewinne: $12.446.538
- Verhältnis: 4 – 96
- Größte Erfolge nach dem Main-Event:
- WSOP $1.5k 2015 (5.)
2006 wurde das bislang größte Main-Event der WSOP ausgetragen und der Sieg ging an den bis dato wohl anstrengendsten Spieler überhaupt: Jamie Gold.
Nach seinem Sieg wurde Gold ein nerviger, aber gern gesehener Gast bei High Stakes Poker, verlor Hunderttausende und gab sich der Lächerlichkeit preis (erinnert sei an seinen enormen 400k-Pot gegen Sam Farha).
Etwas später wurde bekannt, dass Gold fast sein gesamtes Geld bei den berühmt berüchtigten Molly-Bloom-Highstakes-Runden in LA verloren hatte und er wurde Werbegesicht für ein Renter-Casino.
Im letzten Jahr allerdings tauchte Gold auf einmal wieder an ernsthaften Pokertischen auf und wurde bei einem $1.500-Turnier der WSOP Fünfter. Womöglich gibt es ja noch ein Comeback?
Pius Heinz

- Main-Event Sieg im Jahr 2011
- Preisgeld: $8.715.368
- Karriere-Gewinne: $8.979.848
- Verhältnis: 3 – 97
- Größte Erfolge nach dem Main-Event:
- –
Die Geschichte des einzigen deutschen Main-Event-Siegers ist eine eher traurige. Nach seinem Sieg gelang Pius Heinz nicht mehr viel. Er gewann noch eine Pokernacht bei Stefan Raab, doch das war tatsächlich der größte Nach-WSOP-Erfolg von Heinz.
Er spielte einige Staffeln bei German High Roller mit, konnte dort aber auch nicht viel reißen und musste sich von Jan Jachtmann als “Rotzlöffel” und “verzogener Bengel” schulmeistern lassen. Seitdem ist es still um Pius Heinz geworden.
Jerry Yang
- Main-Event Sieg im Jahr 2007
- Preisgeld: $8.250.000
- Karriere-Gewinne: $8.441.789
- Verhältnis: 2 – 98
- Größte Erfolge nach dem Main-Event:
- –
Jerry Yang ist der letzte auf dieser Liste und das Vorzeige-Beispiel für ein One-Hit-Wonder beim Poker. Über 8 Millionen Dollar gewann er im Main-Event – weniger als 200.000 Dollar in anderen Turnieren. Es sind sogar weniger als 120.000 Dollar, wenn man seinen vierten Platz bei der NBC-Heads-Up-Challenge (einem Einladungs-Turnier) außen vor lässt.
Auch aufgrund seiner unscheinbaren Art gilt Yang als der langweiligste Main-Event-Sieger aller Zeiten. Immerhin stellt er so jedoch einen schönen Gegenpol zu Jamie Gold dar, der ein Jahr zuvor gewann.
Übersicht aller Main-Event Sieger ab 2003
Liste ist geordnet nach dem Verhältnis des Main-Event-Preisgeldes zum den restlichen Turnier-Gewinnen
Spieler (Jahr) | Karriere-Gewinne | Main-Event-Prämie | Verhältnis |
---|---|---|---|
Jonathan Duhamel (2010) | $17.590.000 | $8.940.000 | 49 – 51 |
Joe Hachem (2005) | $12.150.000 | $7.500.000 | 38 – 62 |
Martin Jacobson (2014) | $15.100.000 | $10.000.000 | 34 – 66 |
Greg Raymer (2004) | $7.550.000 | $5.000.000 | 34 – 66 |
Joe McKeehen (2015) | $11.360.000 | $7.680.000 | 32 – 68 |
Chris Moneymaker (2003) | $3.590.000 | $2.500.000 | 30 – 70 |
Greg Merson (2012) | $11.370.000 | $8.530.000 | 25 – 75 |
Joe Cada (2009) | $10.400.000 | $8.550.000 | 18 – 82 |
Peter Eastgate (2008) | $11.130.000 | $9.150.000 | 18 – 82 |
Ryan Riess (2013) | $9.020.000 | $8.360.000 | 7 – 93 |
Jamie Gold (2006) | $12.450.000 | $12.000.000 | 4 – 96 |
Pius Heinz (2011) | $8.980.000 | $8.720.000 | 3 – 97 |
Jerry Yang (2007) | $8.440.000 | $8.250.000 | 2 – 98 |
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 23.02.2016.