Wer erinnert sich nicht an die meistdiskutierte Hand des Main Events der WSOP dieses Jahres? Mehr als 44 Millionen Chips landeten beim Zusammenprall der beiden Chipleader auf dem Turn im Pot und als sich der Rauch verzogen hatte, musste Billy Kopp seinen Stuhl räumen und sich mit 896.730 Dollar zufrieden geben.
Werfen wir einen Blick zurück. Beim Main Event sind noch 12 Spieler dabei, die Führung hält momentan der 45jährige Holzfäller Darvin Moon, ihm dicht auf den Fersen Billy Kopp, der lange Zeit selbst Chipleader war. Kopp, der auf ein extrem erfolgreiches Jahr mit hochdotierten Online-Erfolgen beim Sunday Brawl von Full Tilt und dem Nightly Hundred Grand auf PokerStars zurückblicken kann, raist mit 5 3 in früher Position und wird von Darvin Moon mit Q J im Small Blind gecallt. Der Flop bringt K 9 2 und Kopp setzt nach Moons Check 750.000 Chips. Der Turn bringt die 2 und nach Moons erneutem Check setzt Kopp 2 Millionen Chips, wird von Moon auf 6 Millionen geraist und geht anschließend mit knapp 20 Millionen Chips All-In. Moon callt ohne nachzudenken und nimmt Kopp nach der 7 auf dem River aus dem Turnier.
Während in den internationalen Pokerforen heftig diskutiert wird, wer von den beiden Kontrahenten schlechter gespielt hat, erklärte nun Billy Kopp die Geschehnisse aus seiner Sicht. Seiner Meinung nach habe er acht Tage lang ein fast perfektes Turnier gespielt, bevor es zu der verhängnisvollen Situation kam:
“Mich interessiert vor allem das Geld, aber zu diesem Zeitpunkt wollte ich auch das Bracelet. Viele Leute in den Foren meinten hinterher, ich hätte folden sollen, um sicher die November Nine zu erreichen und mehr Preisgeld zu gewinnen, aber ich suche jede Chance, mit der ich ein Turnier gewinnen kann. Ich hatte einfach Pech.“
„Ich wusste sehr wenig über Moon und nach seinem Check-Raise auf dem Turn habe ich durchaus die Möglichkeit zu einem Fold. Aber ich besitze eine Menge Fold Equity und er konnte eine Hand wie Ax 2x oder A Kx oder Kx Q haben, gegen die ich klar vorne liege.“
Und weiter:
„Als ich den Flush floppte, war das Letzte, worauf ich ihn setzte, ein höherer Flush. Da er viele Pots spielte und einen großen Stack hatte, traute ich ihm in dieser Situation viele verschiedene Hände zu. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass er mit einem Full House raist. Ehrlich gesagt spielte das gepaarte Board kaum eine Rolle für mich. Viele Leute meinten, ich hätte ebenfalls checken und den River anschauen sollen, aber ich will kein weiteres Paar oder ein weiteres Karo sehen.“
”Hinzu kommt, dass er nach meinem All-In auf einem gepaarten Board zumindest darüber nachdenken muss, einen höheren Flush zu folden. Meine Freunde, die zuschauten, gingen alle davon aus, dass ich ein Full House hatte, insofern ist es eigenartig, dass er angesichts seines raschen Calls diese Möglichkeit offenbar nie in Betracht zog. Ich weiß nicht, was für ein Spielertyp er ist, aber ich bin mit meiner Entscheidung nicht unzufrieden.“
Also alles richtig gemacht und unglücklich ausgeschieden? In jedem Fall eine vertrackte Hand, die an das Feiglingsspiel innerhalb der Spieltheorie erinnert, allerdings mit zumindest einem Spieler, der keine Angst zu kennen scheint.
Immerhin zu einem Eingeständnis ließ sich Kopp dann doch noch hinreißen: “Es ist frustrierend und enttäuschend, aber ich erlebte insgesamt eine großartige WSOP und kann diese nicht als das Ende der Welt betrachten.“
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 24.07.2009.