Verdammt, wie schreibt man einen Bericht über ein großartiges Pokerevent mit großartigen Preisen, das man dann selber großartig gewinnt? Verdammt, jetzt muss ich tatsächlich nach Australien. Und doppelt verdammt, wie bekomme ich diesen Imageschaden wieder korrigiert? Sicherlich nicht mit Pfefferminztee …
Aber der Reihe nach. PokerIdol (ja, genau die, die mich als MauMau-Idol unter Vertrag genommen haben) hat gerufen. Nach Heidelberg, zum Deutschlandfinale von Aussie Million Fever. Zahlreiche Pokerclubs in Deutschland haben die Vorabqualifikationen ausgespielt und so trudelten quer durch die Republik Pokerbegeisterte nach Süddeutschland. An beiden Tagen zusammen 469 Spieler, die alle nach Australien wollten. Oder zumindest einen der Sachpreise abstauben wollten. Entsprechend groß war das Getümmel, entsprechend laut die Diskussionen über die vorletzte Hand am vorgestrigen Tag.
Luckbox, Bad Beat und auch alle anderen philosophischen Begriffe des Pokerspiels wieder mehrfach vereint. Ja, darüber muss man reden. Oder auch nicht. Ich persönlich rede lieber über die Qualität von spanischem Rotwein aus dem Jahr 1995 oder französischem von 2004, welches im übrigen kein gutes Traubenjahr war.
Aber zurück zum wesentlichen. Das Turnier. Aus meiner Sicht ist zu sagen, dass ich solche Wellenbewegungen selten bis gar nicht erlebt habe. Aufgrund meiner, sagen wir mal, unorthodoxen Spielweise (Fold in the Dark) war ich nach einer Stunde Chipleader. Aufgrund meiner, sagen wir mal, seltsamen Spielweise (Raise in the Dark) war ich nach zwei Stunden kurz vor dem Ausscheiden.
Dann kam eine lange Zeit des Dahinplätscherns, immer wieder aber unterbrochen von sensationellen Folds und noch sensationelleren All-In-Calls von mir. Es wurden immer weniger Spieler und ich wunderte mich schon ein wenig, dass ich einer der Verbliebenen sein durfte. Sogar bis hin zu den letzten Neun. Oder wie wir sie seit dem Wochenende nennen – die Heidelberg Nine.
Also ab an den Final Table. Mit einem sehr tighten Beginn, logischerweise wollte keiner ausscheiden. Erstmals wurden mit taktischen Gesellenleistungen die Small Stacks in Angriff genommen. Zu denen ich auch gehörte. Als wir noch zu sechst waren, musste ich mangels Chips sogar Zwangs-All-In gehen. Mit irgendeiner Grütze, die sich aber deutlich verbessern konnte.
Und dann, irgendwann waren es nur noch vier. Und dann, irgendwann morgens gegen 06.12 Uhr nach schlappen 16 Stunden Kartenspiel war entschieden, dass ich die deutschen Farben bei der Aussie Million in Melbourne vertreten darf.
Die drei glücklichen LebewesenAnstrengung, Kampf, Emotion pur, Leidenschaft, Rotwein und Spaß. Das müsste an sich die Headline meines Tages sein. Ja, Spaß hatte ich, aber den habe ich ja eigentlich immer.Lustig war auch das Wiedersehen mit meinem Kollegen und mittlerweile Freund Alex Stark, der für das PokerIdol Team Austria aufläuft, seiner bezaubernden Freundin und deren hübschen Hund. Alex, bekannt geworden durch seine Inhaftierungszeit damals bei Big Brother. Heute widmet der 35 jährige Moderator, Radiosprecher und Entertainer einen Großteil seiner Zeit dem Pokerspiel. Und meinen Fragen beim gemeinsamen Kuscheln mit dem Hund.
Udo: Alex, bislang hast Du ja noch nicht viel in Deinem Leben erreicht. Du siehst aber gut aus und bist gesund.
Alex: Ja, und ich hab auch deutlicher weniger Falten als Du.
Udo: Jetzt versuchst Du es mit Poker. Sogar als Team Player für PokerIdol.
Alex: Ja. Ich poker jetzt seit 5 Jahren, bin jetzt ausgelernt.
Udo: Nur Texas Holdem eigentlich?
Alex: Im Prinzip ja. Obwohl ich versuche gerade etwas von Texas Holdem wegzugehen Richtung Omaha. Ich bin aber kein Glücksspieler.
Udo: Aber, Alex, Omaha dürfte für Dich doch zu schwer sein.
Alex: Na, ja, man muss sich halt viele Karten merken, das stößt schon an meine Grenzen. Schieb oft mal All-In, dann ist das einfacher.
Udo: Ziele beim Pokern?
Alex: Mein Ziel ist es natürlich, Dich einmal zu besiegen.
Udo: Das wird in diesem Leben wahrscheinlich nicht mehr passieren.
Alex: Aber nur, weil ich Fold in the Dark nicht beherrsche. Mein großes Ziel ist, und jetzt sage ich was ganz Neues, ein WSOP-Sieg. Wie wohl bei jedem Pokerspieler.
Udo: Alex mir fällt keine Frage mehr ein.
Alex: Das waren für Deine Verhältnisse auch schon ganz schön viele Fragen. Wenn du noch was wissen willst, ruf halt meine Sekretärin oder mein Management an.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 02.11.2010.