Das muss man mal sagen dürfen. Flugzeug, Sitz 5 d, Rotwein vor mir. Fliege zurück. Und lasse gerade die letzten drei Tage Wien vor meinem geistigen Auge ablaufen. Pokerträume wurden wahr. Nahezu orgiastische Begeisterung bei allen Beteiligten.
Eine Stimmung ähnlich wie Weihnachten, auch mit hübschen Geschenpackerln (ja, so redet der Österreicher). Eine Stimmung ähnlich wie Ostern, auch mit hübschen Haserln (ja, auch so redet der Österreicher). Ich persönlich sag dazu immer Schatz oder Mausi. Ein paar Originalzitate, von meinen Ohren aufgeschnappt, würde ich gerne betreffend der Wiedergabe des Stimmungsbildes zitieren und entsprechend wiedergeben:
“Alder, is dat fett hier.”
“Scheiss River. “
“Schaaaaatz, der Ivey hat mich angeschaut, ich dreh durch.”
“Ich hol mir jetzt noch so ne tolle Tilt-Kappe. “
“Ey, geil, es, der Hansen, der Fisch, den nehm ich vom Tisch.”
“Komm, macht mal hinne hier, ich will spielen.”
“Boah, sieht der Matusow müde aus.”
“Dat is ja hier wohl mal besser als poppen, woll.”
“A, do schau an, der Dwan, fesch schaut er aus.”
“Ich hol mir noch ein Autogramm von Jesus.”
“Das kannste doch nicht callen.”
Die breite und tiefe Masse ist begeistert. Pokerspieler mit leuchtenden Augen. Und das alles in Wien, eine wunderhübsche Stadt. Aber das habe ich die Tage ja schon meinem Ghostwriter in den Block diktiert. Ja, ich schreibe nicht mehr selber. In einer Hand ein Glas, in der anderen eine Marlboro oder was auch immer qualmt und mindestens jeweils 0,8 mg Nikotin hat. So denken, arbeiten und leben wir Pokerliteraten heute.
Auch in Wien. Ich darf das Ergebnis nicht verraten. Das gibt es Mitte Oktober erst einmal exklusiv bei den arbeitssamen, ebenso vielrauchenden, netten und lustigen Kollegen von Sport1formelyknownasDSF. Also auch kein Hinweis, dass unter den Top 10 eine Frau war. Und auch keine Hinweise darauf, dass …
Ich persönlich war nicht unter den letzten 10, soviel darf ich erzählen. Ich war nicht mal unter den letzten 200, die sich für dieses Live-Finale qualifiziert haben. Es ging tatsächlich und einzig nach spielerischem Können, nicht nach gutem Aussehen und lockerem Mundwerk. Und da ließ Full Tilt auch nicht mit sich reden.
Mike Matusow signiert und signiertDafür durfte ich einige der Pokeridole dieses Planeten, der Götter der mindestens zwei Karten sehen. Respektive wiedersehen, denn natürlich kenn ich sie alle. Und ich hab sie alle schon gehabt. Vorm Mikrofon oder dem Schreibblock. Aber ein Wiedersehen ist immer schön. Fand auch Mike Matusow. Und Gus Hansen. Und der Patrik. Und Chris sowieso.
Wir haben ein paar Nettigkeiten übers Wetter, das Leben im allgemeinen und über Rotwein und sonstige Genussmittel im speziellen ausgetauscht. Und haben uns unseres guten Aussehens versichert.
Chris Ferguson verstand meine persönliche neue Pokertaktik nicht – die ersten drei Hände Raise in the Dark und die vierte Hand Fold in the Dark. Aber er wird drüber nachdenken. Hat er mir versprochen.
Patrik Antonius und Udo Gartenbach mit “Mau Mau ist was für Tunten”Patrik Antonius wollte unbedingt ein Autogramm von mir. Respektive eine Widmung im wohl erfolgreichsten Mau Mau-Buch aller Zeiten mit einem Interview von ihm.
Gus Hansen erklärte mir die aktuelle Beschaffenheit seiner Patellasehne, die ziemlich wild durchgerissen ist. Keine Pokerverletzung, keine Frauengeschichte, einfach nur Squash.
Im TV-Interview mit Mike MatusowMike Matusow erklärte mir das Tuning und die Rundumrenovierung an seinem BMW. Quasi ein neues Auto jetzt. Und erst 35.000 Meilen aufm Tacho. Er wollte sich gerade aber einen Ferrari kaufen, leider waren die alle ausverkauft. Er müsste wie alle anderen auch etwas länger darauf warten, nur Phil Ivey würde direkt einen bekommen. Jetzt hat er aber erst einmal die WSOP Europe in London im Focus, dann kümmert er sich um den Ferrari. Grossartiges Auto.
Großartig ist übrigens ein großartig passendes Adjektiv – also Wiewort – für das gesamte Event. Grosses Kino, große Emotionen, großes Poker. Großartig organisiert. Und großartig, das ich dabei war. Ich persönlich freu mich schon aufs nächste Jahr. Und ich bin sicher, Phil freut sich auch. Ganz dolle, mich wiederzusehen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 13.09.2010.