In allen deutschen Tageszeitungen war heute vom Überfall auf die EPT am Samstag zu lesen. Wir haben zusammengetragen, was die Zeitungen berichteten.
So viel Aufregung um ein Pokerturnier war noch nie. Die Fakten: Am Samstag stürmten 4 bewaffnete Männer das Hyatt in Berlin und erbeuteten innerhalb weniger Minuten einen niedrigen sechsstelligen Betrag. Durch das beherzte Eingreifen des Kuhn-Secuity-Mitarbeiters Roman H. konnte ein größerer finanzieller Schaden abgewendet werden. Durch die Aufregung und den Krach im Vorraum kam es zu einer Panik im Turnierbereich. Die Spieler verließen diesen durch einen Notausgang. Nach ca. drei Stunden wurden drei der vier am Samstag ausgetragenen Turniere forgesetzt.
Die EPT hat ihre Schlagzeilen außerhalb der Fachpresse, doch leider unter den falschen Vorzeichen. Wir haben uns umgeschaut, wie die deutschen Printmedien mit dem Ereignis umgehen. Dabei beschränken sich die seriösen Zeitungen auf eine Meldung, ein paar Fotos vom Turnier vor dem Überfall und sie lassen Blogger und Augenzeugen zu Wort kommen. Geht es nach Bild, BZ und Co. erlebten wir am Samstag den Weltuntergang.
FAZ: “Full House für Pokerblogger”
Auf Seite 11 berichtet die FAZ auf einer halben Seite über den Überfall. Im großen und ganzen beschränkt sich die Autorin des Artikels darauf, möglichst sachlich zu beschreiben, was auf den diversen Videos, die vom Überfall gemacht wurden, zu sehen ist. “Ein Spieler sortiert gedankenverloren seine Spielchips. Er setzt ein Plättchen aufs andere, schiebt sie herum, denkt vermutlich nicht darüber nach, mit welchen Summen er hantiert. Da bricht in seinem Rücken unvermittelt Tumult los. Frauen kreischen, Tische stürzen um, Spieler springen auf.”
Am Ende des Artikels spekuliert die FAZ, dass “es sich bei dem Ganzen um einen PR-Gag gehandelt habe, um dem Spiel etwas mehr Hollywood zu verleihen”.
Süddeutsche: “Tatort Pokertisch”
Im Panorama auf Seite 10 berichtet die Süddeutsche halbseitig. Ein großes Bild vom ersten Tag des Main-Events ziert die Mitte des Artikels, ein kleines Bild vom aufspringenden Carsten Joh ist oben rechts zu sehen. Der Autor beschreibt den Überfall selbst in einem kurzen Absatz, wendet sich danach dem Wachmann Roman zu, der sich den Angreifern in den Weg stellte.
Die Informationen zum Überfall bezog die Süddeutsche größtenteils von PokerOlymp und stellt abschließend fest: “Das Event ging selbstverständlich weiter, nur ein paar kleinere Nebenturniere wurden abgebrochen, weil die Chips eben zu sehr durcheinandergewirbelt waren. Viele Spieler ärgert es, dass über ihre Leidenschaft ausgerechnet wegen einer Starftat berichtet wird.”
BZ: “So kämpfte ich mit den Macheten-Gangstern”
Die BZ gibt dem Überfall die Schlagzeile auf Seite 1 und erzählt die Heldengeschichte des Wachmannes Roman H, “der sich tapfer den maskierten Macheten-Gangstern in den Weg stellte”. Auf Seite 8 bis 11 gibt es zwei Doppelseiten mit vielen Fotos – größtenteils Mitschnitte aus den letzten Sekunden des Live-Streams. Unvermittelt stellt die BZ am Anfang des Artikels fest: “Poker ist der neue Volkssport. Poker ist überall. Poker das Spiel des neuen Jahrtausends, die Welt als Pokerrunde bis zum Zocken auf den Finanzmärkten.” Neben diesem überraschenden Vergleich waren laut BZ 4,8 Millionen Euro im Tresor und die Leute im Saal haben geschrien: “Wir werden alle sterben” und es “herrschte Untergangsstimmung wie auf der Titanik”.
In kleinen Kästchen neben dem Hauptartikel versucht die BZ mehr schlecht als recht, zu erklären, was Poker überhaupt ist und um was letzte Woche bei der EPT überhaupt gespielt wurde. Immer wieder wird vom “Millionen-Jackpot” gesprochen und erklärt, dass in “acht Klassen, gestaffelt nach dem Buy-In” gespielt wird.
Bild: “So kämpfte ich mit den Poker-Räubern”
Die Bild Berlin/Brandenburg gibt dem Überfall ebenfalls die Schlagzeile auf Seite 1 über dem Knick. Wie die BZ schreibt die Bild die Heldensaga vom Roman H. Auf Seite 8 und 9 gibt es einen bunt bebilderten minutiösen Tatbericht. Nach diesem Bericht “schlägt sich ein Räuber den Weg mit einer Machete frei”.
Auch die Bild versucht ihre Leser über die EPT und die Funktionsweise eines Pokerturniers aufzuklären: “Das Buy-In für die meisten European-Poker-Tour-Events beträgt 5.000 Euro (plus 300 Euro Teilnahmegebühr). Dafür bekommen die Spieler ein Guthaben von 30.000 in Form von Jetons. Zum Finale werden weitere 10.000 Euro Startgeld fällig.” Naja, fast…
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 08.03.2010.