Fast zweihundert Spieler waren am Donnerstag und Freitag zum Deepstack-Turnier in der Spielbank Berlin am Potsdamer Platz angetreten. Das Buy-in betrug 330 Euro, dafür gab es 15.000 Chips und eine moderate Blindstruktur. Am Sonntag dann waren schließlich nur noch 10 Spieler übrig: Final table. Wir waren live vor Ort und haben ein paar Impressionen vom späteren Sieger und “Towergaming”-Profi Rustem Saparov mitgebracht, der als Zweiter im Chipcount 540.000 Chips auf dem Finalfilz stapeln durfte (das erste Blindlevel dort: 6000/12 000).
“Die ersten Aktionen am Finaltisch waren ganz entscheidend für meinen späteren Erfolg”, sagte der junge Russland-Deutsche. In der zweiten gedealten Hand callte Rustem einen Raise vom Spieler am Button mit A 7 . “Mein Gegner hatte etwa 370 000 Chips. Ich wollte nicht gleich zu Beginn des Finaltisches dreibetten, aber meine Hand war auch zu stark für einen Fold, deshalb der Call, auch ohne Position.”
Der Flop brachte 2 4 8x und Saparov checkte. Sein Gegner, ein junger Spieler, versteckt in Sonnenbrille und Kapuzenpulli, setzte 38.000, woraufhin Saparov auf 125.000 raiste. Für ihn ein absolutes Standard-play: “Er macht diese Continuation-Bet auf dem Board mit eigentlich jeder Hand, folglich wird er auf meinen Raise häufig folden müssen. Und wenn er eine gute Hand hält, ein Overpair mit Buben zum Beispiel und All-In geht, kann ich callen und bekomme wegen meiner vielen Outs zumindest einen Coinflip.” Tatsächlich aber foldete der Mann in blau und der Pot ging an Saparov.
Nur drei Hände später eröffnete der andere Bigstack (546.000 Chips) aus mittlerer Position, Saparov saß direkt hinter ihm und machte den Call mit 6 7 . “Ich war in Position und wollte gerne Postflop spielen”, sagte Saparov. Flop: 9x 6x 2x . Der ehemalige Chipleader, mit kariertem Hemd und überdimensionalen Piloten-Kopfhörern (samt Mikrofon), brachte eine Continuation-bet, die Saparov bezahlte. “Ich bin hier gegen viele Hände vorne, aber auch ein Raise ist nicht sinnvoll, weshalb hätte ich den Pot aufbauen sollen?”.
Am Turn eine 5x . Der Pilot checkte, Saparov setzte 45.000 in den Pot von 145.000. “Hier muss ich setzen. Er hat Schwäche gezeigt und falls er eine Hand mit zwei Overcards hält, die ich bei ihm vermute, will ich ihm keine Freecard schenken. Falls er aber bereits ein Overpair auf der Hand hält, kann er auch nur callen, weil er Angst vor einem Set bei mir haben muss oder der Straße und ich hätte dann ja noch zusätzliche Outs durch den Gutshot.” Der Pilot jedenfalls foldete – Pot für Saparov.
“Danach hatte ich natürlich ein looses Image, aber ich habe dank der vielen Chips trotzdem in vielen Situation Chips klauen können.” Mit seinem aggressiven Stil am Finaltisch ist wohl auch die letzte Hand des Turniers zwei Stunden später vor dem Zustandekommen eines Deals zu erklären. Saparov hielt A Q in mittlerer Position, raiste auf zweieinhalb Big blinds und der eigentlich tighte Spieler im Big Bind ging sofort All-In, mit etwa fünfundzwanzig Big Blinds, einem guten Durchschnitt bei noch sechs Spielern am Tisch.
Saparov callte sofort und sein Gegner zeigte Ax 8x . Das Board brachte Kx Qx 7x 9x Tx und Saparov war mit 1,3 Millionen Chips klarer Chipleader. Schnell einigten sich die fünf Verbliebenen auf einen Deal, der Saparov 11.000 Euro sowie das mysteriöse “A” einbrachte. Das Turnier war der Auftakt der so genannten “Triple A”-Series, die am Potsdamer Platz in Form von drei Turnieren ausgetragen wird. “Was das A für den Gewinner zu bedeuten hat, wird in den nächsten Tagen bekannt gegeben”, sagte der Floorman mit verschwörerischem Blick.
Wer mehr über den “Towergaming-Profi” Rustem Saparov und seine Strategie lesen möchte, der besuche seine Webseite oder lese hier einen früheren Artikel.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 28.02.2011.