Er kann es offenbar einfach nicht lassen. In regelmäßigen Abständen lässt Poker-Großmaul Tony G seine Breitseiten ab und in seinem neuen Blog erwischt es wieder einmal einen seiner Lieblingsprügelknaben Phil Hellmuth.

Anlass zu Tony Gs neuer Breitseite gegen den Rekordweltmeister ist anscheinend dessen Absage, an der kommenden Party Poker Premier League V in Wien teilzunehmen. Der Australier mit litauischen Wurzeln fährt verbal schweres Geschütz auf, das man aber mit Sicherheit nicht hundertprozentig ernst nehmen sollte.
Hier Tony Gs neuer Blog auf Deutsch:
„Es ist also offiziell. Phil Hellmuth nimmt nicht an der Party Poker Premier League V in Wien teil. Er hat keinen Sponsor und er hat nicht die Bankroll oder den Mumm. Mach Dir nichts draus, Phil – in dieser Woche laufen die letzten Qualifikationsturniere im Internet – zieh um und qualifizier Dich. Ich glaube, das ist aktuell wirklich seine einzige Chance.
Ich habe immer gesagt, dass Hellmuth ein Segen für das Pokerspiel ist. Er redet, er schreit, er schindet mit großen Namen Eindruck – er traf Clinton, er traf Bush, er gewann Bracelets – welch ein Repräsentant für das Pokerspiel?! Klar, dieses „Brat“-Getue nervt jeden – auch mich, aber was wäre, wenn die Pokerwelt nur aus Andrew Robls bestünde? Kopf runter, Kopfhörer an – nur Mathematik, kein Mut, abgelaufene Bedenkzeit. Man kann nicht bestreiten, dass Hellmuth gut für das Pokerspiel ist – vor allem für dessen Profil im Fernsehen und bei großen Staatsmännern.
Man muss Hellmuth aber neu bewerten. Die tolle Nachricht der letzten Wochen lautete, dass er bei den L.A. Poker Classic ein Side-Event gewonnen hat. Gewonnen ist etwas übertrieben, er machte mit vier anderen Spielern einen Deal – haben die anderen ihn etwa gewinnen lassen? Was für eine Blamage?! Mein neuer Gedanke lautet – Hellmuth ist gut für das Pokerspiel und sollte nicht aufhören, aber er sollte einsehen, dass er nicht mehr zu den Großen zählt.
Er hat keinen Sponsor mehr und bleibt abends zu lange auf, um sich bei einem Glücksspiel wie Chinese Poker zu betätigen. Die Party Poker Premier League V ist ein gutes Beispiel – das Buy-In von 125.000 Dollar ist zu teuer für Hellmuth, obwohl es zusätzliche 200.000 Dollar zu gewinnen gibt und er bei dieser Turnierserie passable Ergebnisse erzielt hat (allerdings nicht in den letzten Jahren). Hellmuth liebt Fernsehauftritte und braucht diese auch, falls der amerikanische Markt sich wieder öffnet, aber er kann es sich schlicht nicht leisten.
Es gibt nicht einmal Leute, die sich an ihm beteiligen wollen, wenn es ein Overlay gibt! Hellmuth reist nur noch durch die Gegend, wenn er kostenlos fliegen und übernachten kann und das Buy-In niedrig ist. Dann kann er innerhalb von zwei Stunden ausscheiden und den besten Whisky trinken, den er in die Finger bekommt. Er braucht mehr Mut, in den besten und teuersten Partien teilzunehmen, oder er verkommt zu einem Poker-Zeremonienmeister.
Würde Hellmuth an der Party Poker Premier League V teilnehmen, würde ihn Jungleman vom Baum hauen, Dwan würde seine Seele durrrren und Seiborg würde ihn seideln. Patrik Antonius würde seine Analysen wie reines Fidschi-Wasser trinken, während Vanessa Selbst ihn bei jedem Bluff in die Tonne treten würde. Die Russen sind auch zu gut für ihn. Meines Erachtens ist das Playoff der Party Poker Premier League V für 10.000 Dollar schon zu stark für ihn. Ein Buy-In von 125.000 Dollar ist sogar undenkbar.
Hat Hellmuth Geldprobleme, derentwegen er nicht auf dem höchsten Niveau antreten kann, will ich ihn gern unterstützen (ich bin großzügig) und ihm sogar Zasko für kurze Zeit als Berater zur Verfügung stellen. Ich weiß, dass ich ihn im Cashgame zerstören und mir ohnehin alles zurückholen würde. Kann bitte jemand dafür sorgen, dass Phil Hellmuth beim Lotto gewinnt? Das wäre für die Poker-Ökonomie großartig. Alternativ – es gibt doch viele Leute mit grandiosen Ideen – will ihn denn niemand sponsern?
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 13.03.2012.