Verfolgt die Raucher! Stoppt die Raser! Keine Macht für Niemanden und erklären wir doch Deutschland endlich zur pokerfreien Zone. Alle können wieder ruhig schlafen und schließlich wurden Monopole doch extra geschaffen, um sie zu missbrauchen. – Poker braucht niemand, schon gar nicht die Spielbanken.
Statt es mit halben Herzen zuzulassen, doch gleich mit voller Kraft umbringen. Wenn der Pokersport in Deutschland in den Augen schon keine Fairness verdient, dann bitte gleich die volle Dosis Skrupellosigkeit. Weil einfach nicht sein darf, was nicht sein soll!
Poker ist für die Spielbanken äußerst unlukrativ. Das wird nicht nur so behauptet, sondern es ist tatsächlich so. Schuld daran sind die Besteuerung und der Umstand, dass Poker nicht gegen das Haus gespielt wird. Rake und Fees sind so hoch besteuert, dass den Spielbanken gar nichts anderes übrig bleibt, als diese in erschreckendem Maße einzuheben, um zumindest ein klein wenig daran zu verdienen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Poker in den staatlichen Casinos gar nicht so wirklich entfalten kann.
Das wiederum ist der Grund, der den vielen privaten Veranstalter noch viel mehr Raum bietet. Das Traurige daran ist, dass hier die rechtliche Grauzone zumeist sogar tiefschwarz ist und Betrügern ein breites Spektrum bietet. Also passiert eigentlich genau das, was der Staat mit seiner eigenwilligen Gesetzgebung verhindern will. Die Teilnahmegebühr an einem Pokerturnier darf nicht für die ausgelobten Preise verwendet werden. Gut, dann muss eben ein Sponsor her. Die Wirtschaftslage ist natürlich so gut, dass die Firmen Schlange stehen, um überflüssige Waren unter die Leute zu bringen. Dass das so nicht funktioniert, haben schon fast alle herausgefunden. Also muss ein Sponsor gefunden werden, der auch einen Nutzen aus seiner Großzügigkeit hat. Und das sind die Online-Pokeranbieter. Die freuen sich natürlich, dass es ihnen mitunter so leicht gemacht wird. Aber Moment – Onlinepoker? Da war sie wieder die Willkür des Staates. Denn im Internet spielen, ist ja noch viel schlimmer als alles andere. Unternehmen, die ihre Firmensitze auf ausgefallenen Inseln haben und sich den Steuermechanismen komplett entziehen. Das geht ja nun schon gar nicht, also schnell mal Online-Poker verbieten und die natürliche Ordnung ist wieder hergestellt.
Der staatliche Idealfall sieht so aus. Die Spielbanken bieten Poker an, aber nicht für die breite Masse, sondern für ein elitäres Grüppchen, das auch das nötige Budget dafür hat. Das Fernsehen macht keine Werbung mehr für dieses Teufelszeug, alle Pokersets verschwinden aus den Regalen und die privaten Turnierveranstalter sollte man am Besten gleich des Landes verweisen.
Erklären wir doch Deutschland zur pokerfreien Zone. Dann könnten alle ruhig schlafen. Oder wäre es nicht doch besser, sich mit Poker auseinanderzusetzen?
Kaum ein Spiel wird in so vielen Kategorien eingereiht. Die einen meinen, es sei ein Strategiespiel, die anderen behaupten sogar, dass es Sport sei. Nur die Gesetzgeber und die Gerichte sind überzeugt, dass es sich um Glücksspiel handelt.
Das Argument der Spielsucht-Gefährdung steht immer ganz oben auf der Liste. Kein Pokerspieler kann es mehr hören. Denn wo sind denn die Kontrollmechanismen bei Klassenlosen und Lotterien. Wir gehen natürlich alle mit einem Gehaltsnachweis und einer Bankgarantie zur Lottoannahmestelle, um auch beweisen zu können, dass uns die Tippabgabe nicht in den finanziellen Ruin treibt. 100 Euro beim Lotto verspielen ist Ehrensache, 100 Euro beim Pokern ist ein Indiz für hochgradige Spielsucht.
Auch beim Online-Poker weiß jeder, der es einmal probiert hat, wie viel Kontrolle betrieben wird. Betrügereien fallen schneller auf, als beim Live-Poker. Einzahlungslimits werden gesetzt, Identitätsnachweise müssen beigebracht werden und selbst dann kann es noch immer sein, dass einmal das Telefon läutet und jemand ganz unverbindlich mal die Angaben kontrolliert.
Niemand überprüft bei Automatenspielern, ob sie es sich leisten können, Münzen einzuwerfen. Niemand weiß, ob der Betreffende nicht schon seinen Monatslohn in einem anderen Automaten versenkt hat.
Pokerspielern wird immer ein leichter Stempel der Kriminalität aufgedrückt. Ist das tatsächlich noch der schlechte Ruf aus Wildwest-Zeiten? Dabei hat das Wort „Poker“ doch längst Einzug in den Sprachgebrauch gefunden. Interessant ist dabei vor allem die Tatsache, in welchem Zusammenhang der Begriff gebraucht wird. Denn immer wenn es um Strategien und taktische Manöver geht, fällt das Wort „Poker“. Also verwenden die Politiker und natürlich auch die Medien in der eigentlichen Bedeutung des Spiels – Strategie! Oder ist es Zufall, dass bei unmöglichen Situationen oft von „Lotto“ die Rede ist und man fundierte Verhandlungen und Gespräche als „Poker“ bezeichnet?
Der Staat wird weiter gegen die Turnierveranstalter vorgehen. Jedes einzelne Land und jede einzelne Stadt wird sich den passenden Paragraphen suchen, um Pokerturniere zu bekämpfen. Schuld daran sind schwarze Schafe und verstaubte Beamte, deren einziger Lebensinhalt es ist, anderen das Leben schwer zu machen. Die Spielbanken werden ihr Pokerangebot im Rahmen halten, denn es wird auch in Zukunft kein gutes Geschäft mit Poker geben. Das Szenario, dass Poker angeboten wird und niemand geht hin, wird es nicht geben. Doch vielleicht gibt es bald die Situation, dass es kein legales und leistbares Pokerangebot mehr geben wird!
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 06.12.2007.