Auch wenn es den Spaniern momentan wirtschaftlich schlecht geht, in Sachen Steuerrecht haben sie eindeutig bessere Entscheidungsträger als wir in Deutschland. Dort wurde jetzt nämlich eine Gesetzesänderung im Steuerrecht vorgenommen, die eindeutig die Abzugsfähigkeit von Verlusten beim Poker vorsieht.
In Deutschland verschicken die Finanzämter momentan Steuerbescheide an Pokerspieler, die Gewerbesteuer zahlen sollen. Unabhängig von der Frage, ob das überhaupt zulässig ist, tun sich die Behörden bei der Geltendmachung von Verlusten mehr als schwer. Momentan führt Eddy Scharf einen Musterprozess, in dem es unter anderem auch um diese Verluste geht.
Meist werden von den Beamten einfach im Internet gefundene Gewinne – zum Beispiel in der Hendon Mob Database – als Einnahmen veranschlagt. Die Buy-ins, und auch die anderen Kosten, zum Beispiel Hotel- und Fahrtkosten, bleiben aber weitgehend unberücksichtigt.
Den Nachweis muss der Spieler führen und das gelingt oft nicht bzw. fehlt den Ämtern die ausreichende Kenntnis der Materie, um diese Kosten überhaupt in Verbindung mit Poker zu setzen. Sogar die in der Hendon Mob Database angezeigten Buy-ins werden von den Finanzämtern nicht ohne weiteres anerkannt, sie müssen nochmal gesondert nachgewiesen werden. Eine Farce erster Güte.
In Spanien wurde Online Poker im Juni 2012 legalisiert und lizensiert, die Spanier können also völlig legal im Internet pokern. Allerdings gab es Streitigkeiten um die Abzugsfähigkeit von Turnier-Buy-Ins und Verlusten beim Cashgame. Es gab in den Finanzämtern einige Beamten, die diese Verluste partout nicht anerkennen wollten.
Die absurde Folge war, dass sogar Losing-Player exorbitant hohe Steuerbescheide bekamen. Bei Spielern, die unter dem Strich Gewinn machten, überstiegen die festgesetzten Steuern nicht selten den Gewinn. Damit ist jetzt Schluss, im neuen Gesetz steht eindeutig, dass alle Verluste beim Poker abzugsfähig sind. Die Regelung wird ab 1. Januar 2013 wirksam und dürfte auch die bislang fehlgeleiteten Steuerbeamten zur Besinnung bringen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 30.09.2012.