Als ich vor einem guten Jahr das erste Mal in Singapur war, fuhr ich unter anderem ganz entspannt mit dem Singapore Flyer. Dieser versteht sich als das größte Riesenrad der Welt und zeigt mit unverhohlenem Stolz, dass er ein paar Zentimeter oder gar zwei Meter höher ist als das Riesenrad in London.
Als ich so meine vollklimatisierte Runde fuhr, konnte ich auch die gigantischen Baustellen an der Marina Bay sehen. Unter anderem sollte aus all dem rumliegenden Stahl und den herangekarrten Beton ein neues Sands-Hotel entstehen. Dazu sollten drei fast wolkenkratzende Häuser gebaut werden auf denen aus Glas, Holz und Stahl ein Boot krönend prangen sollte.
Darauf mussten dann natürlich ein wunderbar großer Pool und ein so genannter Skypark entstehen. Und im Haus sollte nun endlich auch ein Casino beherbergt werden. Was ist insofern eine kleine Sensation ist, als dass Singapur der sauberste, ordentlichste und langweilte Stadtstaat meiner Weltreise (gut, war auch der einzige) sein sollte.
Überall kann man in Singapur T-Shirts kaufen auf denen steht: „Singapore is a fine City“. Und dass mit fine natürlich nicht nur schön, sondern vor allem auch „Strafmandat“ oder „Geldbuße“ gemeint ist, liegt auf der Hand. Vieles ist verboten und auch kleine Sünden werden mit empfindlichen Strafen belegt.
Das “Sentosa Casino” in SingapurQuelle: carstenweidling.de
Und da sollte nun ein Casino entstehen? Und nicht nur eins. Denn etwas abseits sollte auch noch das Sentosa entstehen. Nun ja, sie haben Wort gehalten und die Prachtbauten stehen, sind beeindruckend und man kann reinspazieren und spielen. Das heißt, wenn man nicht in Singapur lebt. Denn dann hat man vor dem Reinspazieren noch 100 Singapur-Dollar Eintritt zu bezahlen. Das soll die Einheimischen daran hindern alles zu verspielen, um dann dem feinen Stadtstaat auf der Tasche zu liegen.
Ich denke ja, es wird nur pro Besuch ca. 58 Euro schneller gehen, bis die chronischen Verlierer dem Staatstaat fein auf der Tasche liegen. Das Sands ist wirklich prächtig und das besagte Schiff auf dem Dach beherbergt einen der schönsten Pools der Welt. Unten können sich die Frauen schon Schuhe von Manolo Blahnik und die Männer Uhren von Hysek, Hublot und Richard Mille kaufen, während bei Prada, Chanel und Gucci noch die Kreissägen und Presslufthämmer zu hören sind.
Carsten Weidling auf dem Dach des “Sands”Quelle: carstenweidling.de
Das Casino ist gigantisch groß, modern, sieht ein bisschen aus, wie ein aufgeblasenes Deck der Enterprice und hat im Erdgeschoss gefühlte 4 Milliarden Baccarat-Tische (dramatische Überhöhung) stehen. Eine Etage höher im Nichtraucherbereich stehen auch alle Tische, die den Asiaten Spaß machen. Und dazu gehört offensichtlich kein Poker. Nun gut, es gibt all die Pokervarianten die ich nicht als solche akzeptiere. Wie „Singapore Stud Poker“ und Ähnliches. Alle gegen die Bank und kein Poker gegeneinander. Das kommerzielle Interesse steht da im Vordergrund und der Spaß bleibt – wie ich finde – auf der Strecke. Aber das Venetian in Macao hat auch so angefangen und hat mittlerweile auch Pokertische. Mal sehen, wie lange es in Singapur dauert.
Im Sentosa ist es das gleiche. Also auch die Zweiklassengesellschaft und auch viel Baccarat und kein anständiges Pokerspiel. Zu schade. Das Spielen selbst ist relativ teuer. Da man zum Beispiel bei Black Jack und ähnlichen Spielen immer einen Mindesteinsatz von 25 Dollar, also gut 14 Euro hat. Das läppert sich und kleinere Tische gibt es nicht. Größere wohl. Nur beim Roulette gibt es Tische ab 5 Dollar. Was den unerschrockenen asiatischen Spieler dazu animiert, aus ihren Chips den „Tapei 101“ den Dubaier „Burj Khalifa“ oder die Petronas-Tower aus Kuala Lumpur nachzubauen.
Das “Sands” von innenQuelle: carstenweidling.de
Dass man aber auch hier gewinnen kann, hat mir ein Mann bewiesen, mit dem ich dann doch ganz gern mal getauscht hätte. Im so genannten progressiven Texas Hold’em setzt jeder Spieler auch jedes Spiel an allen Tischen 2,5 Dollar auf den Jackpot. Der wird ausbezahlt, wenn sich einer ein Monster von Vierlingen bis Royal Flush zusammenzieht. Und dieser Mann war erst der dritte in der halbjährigen Geschichte des Casinos, der einen Royal Flush zog.
Na ja, ich denke, mit einem Jackpot von 1,6 Millionen Singapur-Dollar, also mehr als 920.000 Euro hatte er nichts mehr gegen diese Pokervariante einzuwenden. Und ja, auch ich hätte das Spiel nach der Auszahlung an mich geliebt.
Ich bin ja so scheiße käuflich. Sowas!
Euer Carsten Weidling on Tour
Wer mehr über Carsten und seine Weltreise erfahren möchte, kann gern auf www.carstenweidling.de nachlesen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 06.09.2010.