Sheldon Adelson startete vor gut einem Jahr eine großangelegte Kampagne gegen Online-Gambling in den USA. Ziel des Kasino-Magnaten ist es, sämtliche Formen von Online-Glücksspiel in den USA zu verbieten.
Koalition gegen Internet-Gambling
Unter dem Namen Coalition to Stop Internet Gambling hat Adelson eine gute Menge ehemaliger Politiker, Lobbyisten und Juristen zusammengebracht, die auf breiter Spur öffentlich gegen Online-Gaming vorgehen. Inzwischen haben auch verschiedene christliche Gruppierungen ihren Weg in diese Koalition gefunden.
Unter anderem veröffentliche die Gruppe Anfang dieses Jahres einen Clip auf Youtube, der auf eher tumbe Art und Weise vor den Gefahren des Online-Spiels bei Minderjährigen warnt. » Angry Birds macht glücksspielsüchtig
Nun mag es etwas abwegig erscheinen, dass ein einziger greiser Mann, wenn auch ein Milliardär, so viel Einfluss hat, dass er Online-Gaming in den gesamten USA verbieten kann.
Einfluss über Wahlkampffinanzierung
Allerdings ist Sheldon Adelson eine der wichtigsten finanziellen Stützen für die Republikaner und von seinen großzügigen Spenden finanzieren viele lokale und nationale Kandidaten ihren Wahlkampf. Da bedankt man sich nach erfolgreichem Wahlkampf dann eben einmal damit, indem man Adelsons Projekt unterstützt.
Aktuelles Ziel von Adelson ist es den Wire-Act wieder zu beleben. Dieser verbietet de facto sämtliche finanziellen Transaktionen von und zu Online-Gaming-Anbietern und käme damit einem Verbot von Online-Glücksspiel gleich.
Im Zuge einer staatlichen Regulierung wurde dieses Gesetz vor geraumer Zeit aufgehoben und inzwischen bieten drei Bundesstaaten (New Jersey, Nevada und Delaware) Online-Gaming und -Poker an. Mit Kalifornien dürfte nächstes Jahr der nächste Bundesstaat folgen.
Sollte Adelson mit seiner Lobby-Arbeit für den Wire-Act jedoch erfolgreich sein, würde diesen Regulierungen erhebliche Steine in den Weg gelegt werden. Im schlimmsten Fall bedeutete dies tatsächlich das Aus für reguliertes Online-Poker in den USA auf längere Sicht.
Demokratischer Fürsprecher für Adelson
Harry ReidEinen unerwarteten Verbündeten hat Adelson in dem derzeitigen Mehrheitsführer des Senats der Vereinigten Staaten, dem Demokraten Harry Reid, gefunden. Reid steht nach den Midterm-Wahlen kurz vor dem Abschied und wird dem Republikaner Mitch McConnell Platz machen. Bis Ende des Jahres jedoch soll er für Adelson die Wiederherstellung des Wire-Acts durchdrücken.
Dass sich ausgerechnet der Demokrat Reid für Adelson ins Zeug legt, hat einen sehr einfachen Grund: Reid will in Nevada in zwei Jahren wiedergewählt werden und das wird wesentlich einfacher, wenn Adelson seinem republikanischen Gegenkandidaten nicht mit immensen finanziellen Stützen den Wahlkampf einfacher macht. Sprich: Reid unterstützt Adelsons Kampf gegen Online-Gaming und im Gegenzug erhält er ein freies Feld für die Wahlen in Nevada in zwei Jahren.
Schon im Mai dieses Jahres bekundete Reid seine Sympathien für Adelson. Damals sagte er: “Ich kenne Sheldon Adelson. Es geht ihm nicht um das Geld, sondern um ideologische Grundsätze. Hackt nicht auf ihm herum.”
Es erscheint keineswegs unwahrscheinlich, dass Reid in Anbetracht des drohenden Shutdowns die Wiederbelebung des Wire-Acts im Senat durchsetzen kann. Sollte dies tatsächlich passieren, dürfte der Weg für eine anständige Regulierung von Online-Gaming in den USA deutlich steiniger werden.
» Ausführlicher Artikel über Reid und Adelson auf huffingtonpost.com, englisch
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 08.12.2014.