Vor Kurzem erregte der Poker-Pro Shane Schleger massive mediale Aufmerksamkeit, als er in einem Blog-Artikel seine 15-jährige Crack-Karriere aufarbeitete. Jetzt hat er in einem spannenden Interview, das Arthur Crowson von PokerListings.com geführt hat, weitere Einblicke in die Poker- und Drogenwelt preisgegeben. Wir präsentieren heute Auszüge hieraus.
PokerListings: Die offensichtlichste Frage, die sich jeder sofort nach dem Artikel gestellt hat, war “Hast Du schon Crack geraucht und dabei Poker, live- oder online gespielt?”. Du hast gesagt, die Antwort lautet nein, das passe einfach nicht zusammen.
Glaubst Du, es gibt Drogen, die dem Pokerspiel förderlich sind, zum Beispiel Adderall oder Gras?
Shane Schleger: Dem Pokerspiel förderlich – ja. Nützlich, um besser zu spielen – schwer zu sagen. Ich habe noch nie ein vernünftiges Argument gehört, wie Cannabis in Echtzeit Dein Pokerspiel verbessern kann.
Ich weiß aber, dass viele Spieler es toll finden, beim Spielen high zu sein. Sie sagen, es hilft bei den emotionalen Aspekten des Spiels, vor allem bei Tilt-Kontrolle oder ist einfach dem allgemeinen Wohlbefinden zuträglich. Was die Gesamtperformance angeht, bin ich mir aber nicht so sicher.
Adderall ist die pharmazeutische Variante von Methamphetamin, wie ich glaube. (Anm. der Redaktion: Adderall ist die pharmazeutisch vertriebene Version von Amphetamin, das etwas schwächer ist als Methampetamin bzw. Meth) Die positiven Effekte, die die Leute von Speed haben, sind unter anderem gesteigerte Aufmerksamkeit, mehr Kreativität und das kann natürlich auch beim Poker nutzen. Damit habe ich aber keine persönliche Erfahrung.
PokerListings: Drogengebrauch ist bei der reisenden Pokercommunity ziemlich omnipräsent und Weed ist wohl die meistverbreitete Droge. Aber es gibt auch zahlreiche andere Industriezweige, Action Sports, Finanzwelt, Entertainment etc., wo Drogengebrauch genauso akzeptiert ist. Ist der Gebrauch von Drogen beim Poker in irgend einer Weise anders zu bewerten?
Shane Schleger: Das ist eine schwierige Frage. Ich denke, die Pokerwelt ist ein Abbild der menschlichen Natur, nur wir tragen unsere Abhängigkeitsprobleme eher nach außen als andere. Poker zieht eben Leute an, denen es nicht so auf ihre Außenwirkung ankommt.
Vieles ist eine Frage der Anschauung. Als ich den Artikel geschrieben habe, habe ich gelernt, dass professionelles Gambling von vielen außerhalb der Pokerwelt immer noch als etwas Dubioses bzw. Verdorbenes angesehen wird. Für mich ist dieser Beruf nicht viel anders als Investment, Banking oder andere Spiele, die eher der Sozialnorm entsprechen.
Shane SchlegerGleichzeitig akzeptiert die Gesellschaft, den Zwei-Kaffeetassen-Am-Tag-Trinker oder die Person, die sich beim Essen ein paar Gläser Wein hinter die Binde kippt. Wenn aber einer zu der Tasse Kaffee einen Joint raucht oder sich eine Line Koks legt, ist die Akzetanz nicht mehr so groß. Ich glaube, dass hat nichts mit der Gefährlichkeit der Substanzen als viel mehr mit der gesellschaftlichen Sicht der Dinge zu tun.
PokerListings: Die Leute neigen dazu, die ‘old days of poker’ zu romantisieren, die generelle Akzeptanz von Saufen, Drogen oder sonstigen Verrücktheiten ist Teil der Poker-Vergangenheit. Denkst Du, dass Dein offener Umgang mit Deiner Drogenvergangenheit in einem anderen Licht gesehen wird, wenn man die Zeit bzw. die Substanz betrachtet, um die es ging?
Shane Schleger: Ich habe in dem Artikel nicht für einen drogenfreundlichen Lifestyle geworben, mal abgesehen davon, dass wir bereits festgehalten haben, das Poker per se ein drogenaffiner Lifestyle ist. Ich habe nur argumentiert, dass eine vernünftige, objektive Diskussion über das Thema Drogen vs. die traditionelle Methode, die eklige Realität zu unterdrücken, notwendig ist, um unser allgemeines Suchtverhalten irgendwann in den Griff zu kriegen.
In der Pokerwelt sehe ich viel Potential, dass bestimmte Verhaltensweisen wie Essen, Drogen, Sex etc. außer Kontrolle geraten. Wir tun uns alle keinen Gefallen, wenn wir das dauerhaft leugnen.
PokerListings: Haralabob hat getweetet, dass er einer Deiner Backer war und erst mit dem Artikel herausgefunden hat, dass Du Crack geraucht hast. Obwohl Du ja angeblich nie beim Poker geraucht hast, denkst Du nicht, dass es etwas unaufrichtig ist, den Geldgebern davon nichts zu sagen?
Shane Schleger: Ich habe danach mit Bob gesprochen, er findet es ja schon verrückt, Zigaretten zu rauchen, also dachte ich mir schon, dass er mit dieser hoch stigmatisierten Droge Crack seine Probleme haben würde. (…)
>>Hiergibt es das vollständige Interview mit Shane Schleger auf PokerListings.com
>>Hier ist Shane Schlegers neuer Podcast auf DopeStories.com zu finden
Bilder. PokerListings.com
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 14.03.2014.