Wie geht Seven Card Stud? 7 Card Stud, Seven Card Stud oder schlicht Stud ist ein tolles Spiel und war vor der Texas-Hold'em-Welle das beliebteste Game überhaupt - nicht ohne Grund. Die momentan laufende Seven-Card-Stud-Championship der WSOP 2015 ist für uns Anlass, einen kleinen Crashkurs für Anfänger zu präsentieren.
Die Lektüre ist als Einführung zu verstehen, klar, dass Sie sich nicht direkt mit Jeff Lisandro anlegen dürfen, der Australier gilt nämlich als absoluter Stud-Papst: Im Jahr 2009 schaffte er es, alle drei Stud-Bracelets der WSOP zu holen, im Stud-High, im Stud High-Low und im Razz, was nichts anderes als Seven Card Stud Lowball ist.
Viele Tipps sind aus den Büchern Die Poker-Schule und Die Poker-Uni übernommen und richten sich hauptsächlich an Poker-Neulinge.Viel Spaß beim Lesen und am Tisch!
Regeln von Seven-Card-Stud
Seven-Card Stud wird meist in der Limit-Variante gespielt, z. B. $2 in den ersten beiden Wettrunden und $4 in den letzten beiden. Jeder Spieler muss zunächst die Ante in den Pot legen, zum Beispiel $0,30.
Beim Seven-Card Stud erhält jeder Spieler zunächst zwei verdeckte- und eine offene Karte, die so genannte Door-Card.
Es folgt die erste Wettrunde, Third-Street genannt, wobei es beim Seven-Card Stud keine Blinds, gibt. Stattdessen muss der Spieler mit der niedrigsten Door-Card einen vorher festgesetzten Bring-in bezahlen, der mindestens der Ante entsprechen muss und höchstens der Small-Bet, z. B. $0,75.
Der Bring-In zählt als erste Wette. Falls beide Door-Cards den gleichen Rang haben, so entscheidet die niedrigste Farbe. Die Wertigkeit ist aufsteigend: Kreuz, Karo, Herz, Pik. Der Spieler, der den Bring-in leisten muss, kann sich entscheiden, ob er nur den Bring-in legt oder sofort auf die Small-Bet aufstockt.
Danach erhalten die Spieler drei offene Karten, gefolgt von jeweils einer Wettrunde, Fourth-, Fifth- and Sixth-Street genannt. Diese späteren Wettrunden werden immer von dem Spieler eröffnet, dessen offene Karten die höchste Pokerhand bilden, z. B. High-Card, Paar oder Drilling. Ab der dritten Wettrunde, also der Fifth-Street, verdoppelt sich die festgesetzte Wetthöhe.
Am Schluss erhält jeder Spieler eine letzte verdeckte Karte, gefolgt von der fünften und letzten Wettrunde, die Seventh-Street oder River genannt wird.
Beim Showdown gewinnt der Spieler, der mit seinen sieben Karten die beste Pokerhand bilden kann. Er darf hierzu fünf Karten auswählen.
Position beim Seven-Card-Stud
Beachten Sie zunächst, dass beim Seven-Card-Stud ständig die Position wechselt. Während man beim Texas Hold'em immer die gleiche Position in einer Hand hat, z. B. Button, ändert sich die Position beim Seven-Card-Stud, je nachdem, wer die niedrigste offene Karte in der ersten Wettrunde bzw. die höchste Kartenkombination in den darauf folgenden Wettrunden hat.
Achten Sie beim Seven-Card-Stud also immer darauf, wie Ihre relative Position zum Wettenden ist. Hier gilt wie beim Texas Hold'em: Je weiter vom Wettenden entfernt, desto besser.
Wann soll man beim Seven Card Stud rausgehen?
Beim Seven-Card-Stud gibt es keine Gemeinschaftskarten, jeder Spieler hat Karten vor sich liegen, die nur er benutzen kann. Man hat also mehr Information, darüber, was die bestmögliche Hand des Gegners sein kann als beim Texas Hold'em, wo alle das gleiche Board benutzen.
Eine Grundregel im Seven-Card-Stud besagt, dass man aufgeben sollte, wenn man mit seinen Karten die offenen Karten der Gegner nicht schlagen kann. Das ist auch richtig. Es gelten aber folgende Ausnahmen:
Man hat einen sehr starken Draw oder man denkt, man kann den Gegner noch durch Bluffen schlagen. Beachten Sie aber hierbei, dass ein Bluff mit schlechten offenen Karten nicht viel Wirkung hat. Ein Bluff ist im Seven-Card-Stud logischerweise besonders wirkungsvoll, wenn die offenen Karten ihn glaubhaft machen.
Seven-Card-Stud ist wie Texas Hold'em ein Spiel, das meist durch hohe Karten entschieden wird. Am Ende gewinnt meist das höhere Paar oder das Höhere Two-Pair die Hand. Das gilt insbesondere bei wenigen Spielern. Straßen und Flushs sind nicht so häufig wie Paare oder Drillinge. Folglich sollte man mit Straßen- oder Flush-Draws nur dabeibleiben, wenn man noch hohe Karten hat und somit die Chance auf ein hohes Paar am Ende besteht.
Wie im Texas Hold'em sollten Sie Made-Hands, zum Beispiel Paare, früh und aggressiv durch Wetten und Erhöhen verteidigen, ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die Gegner im Laufe der Wettrunden noch entscheidend verbessern.
Wie merkt man sich die weggeworfenen Karten beim Stud?
Beim Seven-Card-Stud müssen Sie sich Karten merken, die die Gegner aufgegeben haben. Wenn Sie zum Beispiel auf einen Siebener-Drilling spekulieren, dann sollten Sie wissen, ob ein Gegner, der in einer früheren Wettrunde aufgegeben hat, eine Sieben weggeworfen hat. Gleiches gilt natürlich auch für Straßen und Flushs.
Dieses Konzept ist extrem wichtig. Wenn man genau aufpasst, kann man einen unaufmerksamen Gegner auch bestrafen, wenn dieser zum Beispiel auf eine Straße geht und man selbst weiß, dass mehrere seiner Outs schon längst aus dem Spiel sind.
Meist ist es gar nicht so schwer, sich die Karten zu merken, wie man am Anfang denkt. Oft wird man ohnehin genau auf die interessanten Karten aufpassen.
Bringen Sie die weggeworfenen Karten gedanklich in eine aufsteigende Reihenfolge, zum Beispiel 47TJ. So können Sie sie sich besser merken. Die Farben müssen Sie sich nicht einzeln merken. Erst wenn Sie bemerken, dass drei oder mehr Karten einer Farbe weggeworfen wurden, sollten Sie im Kopf behalten, dass ein derartiger Flush unwahrscheinlicher wird.
Die erste Wettrunde beim Seven Card Stud – Third-Street
Wie beim Texas Hold'em ist auch beim Seven-Card-Stud die erste Wettrunde entscheidend, denn es geht um die Frage, ob ich mich überhaupt auf nachfolgende Wettrunden einlasse oder nicht. Die Ante ist meist billig, und man sollte nicht unbedingt an ihr festhalten.
Bedenken Sie, dass es im Seven-Card-Stud fünf Wettrunden gibt und nicht, wie beim Texas Hold'em, nur vier. Es kann für Sie also sehr teuer im Laufe eines Spiels werden. Wenn Ihre Starthand nicht überragend ist und zudem bei Gegnern höhere Karten liegen, sollte man deshalb getrost schon in der ersten Wettrunde aufgeben.
Sie haben in der ersten Wettrunde beim Seven-Card-Stud mehr Information als beim Texas Hold'em, da Sie die jeweiligen Door-Cards der Gegner sehen können und so viel besser beurteilen können, wo Sie stehen.
Auf der anderen Seite können Sie mit guten Blättern, vor allem mit solchen, die für die Gegner nicht zu erkennen sind, weil sie verdeckt liegen, viel Geld gewinnen. Hier finden Sie die die besten Starthände im Seven-Card-Stud in absteigender Reihenfolge und wie man Sie spielen sollte:
Starthand | Beispiel | Strategie |
---|---|---|
Drilling, auch Rolled-Up- Trips genannt | A A A | Die Beste Starthand im Seven-Card-Stud ist AAA.Sie sollten mit fast allen Start-Drillingen zunächst Slow-Play betreiben und eher niedrig oder gar nicht wetten. Warten Sie auf die teuren Wettrunden.In späteren Wettrunden sollten Sie aber aufpassen, wenn Straßen- oder Flush Draws auftauchen. |
Hohe Paare | A A X | Hohe Paare sind im Seven-Card-Stud sehr gut und sollten grundsätzlich schon in der ersten Wettrunde erhöht werden, um Draws herauszukriegen.Wenn das Paar komplett verdeckt ist, sog. Concealed Pair, ist es noch besser, weil die Gegner es nicht einmal im Ansatz erkennen können. Auch im Seven-Card-Stud gilt: Je höher der Kicker, desto besser. |
Gleichfarbige Karten | 10♣ J 3♣ | Draw-Hand zu einem Flush. Sehen Sie zu, dass Sie am Anfang möglichst billig weitere Karten bekommen.Achten Sie in späteren Wettrunden darauf, ob und wie viele Karten der Farbe bereits weggeworfen wurden oder bei Ihren Gegnern liegen.Die Hand ist umso besser, je höher Ihre High-Card ist. Ohne wenigstens eine Bildkarte sollten diese Draws nicht gespielt werden, wenn es viel kostet. |
Aufeinanderfolgende Karten | J Q K | Drawing-Hands. Spielen Sie den Draw nur als Open-End-Straight-Draw weiter.Am besten, Sie spielen auch diese Hände nur mit einer Bildkarte oder einem Ass, denn so haben Sie noch die Möglichkeit, sich durch ein hohes Paar zu verbessern.Versuchen Sie auch hier, billig weitere Karten zu bekommen. Wenn es zu teuer wird, müssen Sie aussteigen.Mit relativ hohen Händen dieser Gruppe wie JQK kann man ruhig erhöhen, da sie auch gegen wenige Gegner sehr gut sind. Mit 567 dagegen sollte man versuchen, billig weitere Karten bekommen. |
Mittlere Paare | 10♣ 10♥ X | Mittlere Paare benötigen schon einen guten Kicker, um spielbar zu sein.Passen Sie auf, wenn höhere Karten bei anderen Spielern auftauchen.Wenn das Paar verdeckt ist, ist es mehr wert und sollte eher gespielt werden.Wenn man zum Beispiel 88 hat, sollte auf keinen Fall eine 8 bei den Gegnern liegen. |
Niedrige Paare | 7♦ 7♠ X | In der Regel sollten kleine Paare ab 88 abwärts nicht gespielt werden.Wenn man billig die nächste Karte sehen kann, kann man auf einen Drilling hoffen. Die Hand ist dann wie eine schwache Drawing-Hand zu spielen.Bei sehr wenigen Spielern können diese Paare spielbar sein. |
Keine der oben aufgeführten Hände | K 8♥ 3♠ | Mit allen anderen Kombinationen sollten Sie in der Regel aussteigen oder nur dabei bleiben, wenn man billig die nächste Karte sehen kann und wenigstens eine hohe Bildkarte hat. |
Die zweite Wettrunde beim Seven Card Stud – Fourth Street
Nachdem jeder Spieler die zweite offene Karte bekommen hat, folgt die zweite Wettrunde. Beobachten Sie genau, was die Gegner vor sich liegen haben deren Wettverhalten. Wie beim Texas Hold'em müssen Sie nun entscheiden, ob Sie mit einer guten Hand zunächst Slow-Play betreiben und den Pot mästen oder ob Sie versuchen, Gegner zu eliminieren.
Ihre Vorgehensweise hängt entscheidend davon ab, was die Gegner vor sich liegen haben. Wenn Sie denken, dass Ihre Trips oder Ihr hohes Two-Pair ist in Gefahr ist, sollten Sie wetten, um Straßen- und Flush-Draws rauszuwerfen. Auch wenn die Draws nicht aufgeben, sollten sie zumindest für die nächste Karte bezahlen müssen.
Wenn Sie in der ersten Wettrunde vorne lagen und sich durch die offenen Karten keine offensichtliche Bedrohung ergeben hat, sollten Sie davon ausgehen, dass Sie nach wie vor führen, und dementsprechend wetten.
Die dritte und vierte Wettrunde beim Seven Card Stud – Fifth- und Sixth Street
Beachten Sie, dass die Wetten sich beim Limit-Seven-Card-Stud ab der dritten Wettrunde verdoppeln.
Mit einer sehr starken Hand, zum Beispiel Straße, Flush oder Full-House, sollte man in der dritten Wettrunde noch Slow-Play betreiben und ab der vierten Wettrunde vor allem im Limit Seven-Card-Stud wetten und erhöhen.
Mit einer Drawing-Hand sollte man in den Wettrunden darauf bedacht sein, billig Karten zu bekommen. Wenn es mit einem niedrigen Paar oder einem schlechten Draw zu teuer wird, sollte man aussteigen, wenn das Board darauf schließen lässt, dass man geschlagen ist.
Wenn sie Sie sich entscheiden, in der dritten Wettrunde, bei der die Wetthöhe verdoppelt wird, weiterzuspielen, ist es in der Regel korrekt, die Hand auch bis zum River zu spielen. Die Entscheidung, in der dritten Wettrunde der Fifth-Street, zu spielen oder aufzugeben, ist sehr wichtig.
Die fünfte und letzte Wettrunde beim Seven Card Stud – Seventh Street
In der letzten Wettrunde, auch River genannt, liegen alle Karten auf dem Tisch. Es gibt keine Draws mehr, und nach vier vorangegangenen Wettrunden werden viele Spieler Pot-Committed sein, da sie schon viel investiert haben. Bluffs sind somit eher schwer durchzuführen, aber auch nicht unmöglich.
Beobachten Sie ganz genau, wenn die Spieler ihre letzte verdeckte Karte betrachten. Achten Sie auf Tells. Hier werden Sie wertvolle Informationen bekommen, ob Spieler Ihre Draws getroffen haben oder nicht. Betrachten Sie selbst Ihre letzte Karte erst, wenn Sie an der Reihe sind.
Machen Sie es nicht zu kompliziert auf dem River. Wetten Sie auf gute Hände und versuchen Sie, mit mittelguten Händen eher billig einen Show-Down herbeizuführen.
Wie beim Texas Hold'em sollten Sie auf dem River auch keine Wette mehr machen, die kein Geld mehr bringen wird, weil der Gegner entweder hoffnungslos geschlagen ist und aufgibt oder weil er mit einer Monsterhand erhöht. Das gilt besonders dann, wenn die Karten des Gegners auf einen starken Draw hindeuten und Sie sich nicht sicher sind, ob dieser getroffen hat oder nicht.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 13.06.2015.