Große Wellen in der Pokerszene schlug das Interview mit Behnam Dayanim, über das wir gestern berichteten. Der Anwalt der Groupe Bernard Tapie gab darin bekannt, dass diverse Pokerprofis bei Full Tilt Poker mit insgesamt 18 Millionen Dollar in der Kreide stünden und dieses Defizit ein erhebliches Problem bei den Übernahmeverhandlungen sei.
Entsprechende Gerüchte gab es schon länger und als Dayanim nun Namen wie Phil Ivey, David Benyamine und Erick Lindgren nannte, dürfte dies die wenigsten Beobachter wirklich überrascht haben. Dass auch der Name Barry Greenstein fiel, hatte allerdings wohl niemand erwartet.
Greenstein gilt in der Szene als absoluter Saubermann, zudem ist er seit einigen Jahren PokerStars Pro und damit eng mit dem ehemals größten Konkurrenten von Full Tilt verbunden. In einem Statement im 2+2-Forum erklärte Greenstein nun seine Sicht der Dinge, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Hier die Übersetzung:
Zuletzt bekam ich unzählige Anrufe von Pokerseiten, am einfachsten für mich ist es jedoch, hier zu antworten, denn 2+2 ist die wichtigste Diskussionsplattform für Internetpoker. Es wäre schön, wenn alle, die noch Schulden offen haben, dies offen diskutieren würden. Dies würde die Chancen erhöhen, dass sie ihre Schulden begleichen und das Geld bei den Spielern landet, die ein Konto bei Full Tilt haben.
Hier mein Statement für die Presse und die Pokergemeinschaft:
Vor einigen Jahren, als es auf PokerStars noch keine Highstakes-Partien gab, lieh ich mir 400.000 Dollar, um auf Full Tilt zu spielen. Ich habe diesen Betrag nicht zurückgezahlt, da einige Spieler Schulden bei mir und gleichzeitig Geld bei Full Tilt hatten, und ich hoffte, dass ich nach deren Rückzahlung meine Schulden begleichen könnte. (Aktuell betragen die Schulden dieser Spieler nur noch etwa 150.000 Dollar.) Ich nahm an, dass das DOJ die Begleichung von Schulden bei Full Tilt zulassen würde, wenn diese Angelegenheit geklärt ist.
Letzte Woche nahm die Groupe Tapie mit mir Kontakt auf und fragte mich, ob ich das Geld direkt an sie bezahlen würde. Der Anwalt der Gruppe bot mir an, in Raten zu bezahlen, damit ich die Chance hatte, die Schulden anderer einzutreiben und damit meine Schulden zu begleichen. Er bot mir sogar einen Nachlass an, falls die amerikanischen Spieler nicht voll ausbezahlt würden. Ich sagte ihm, dass ich meine Schulden immer vollständig beglichen hätte und ich lieber darauf warten würde, bis das DOJ einen Geldfonds für die amerikanischen Spieler eingerichtet hätte.
Ich glaube nicht, dass meine Schulden wie behauptet den Verkauf an die Groupe Tapie in irgendeiner Weise beeinflussen. Zudem erschiene es mir fragwürdig, der Groupe Tapie das Geld für die amerikanischen Spieler zu geben, da die Groupe Tapie nicht dafür zuständig ist, diese auszubezahlen. Andererseits ist mir klar, dass die Gesamtschulden anderer Spieler beträchtlich sind, zumal meiner Meinung nach dazu auch die Gelder zu zählen sind, die seit der Insolvenz von Full Tilt entnommen wurden.
Seinen Beitrag beschließt Greenstein mit einem Auszug aus dem Brief an den GBT-Anwalt:
Innerhalb der Pokerszene herrscht Einigkeit darüber, dass alle offenen Schulden bei Full Tilt und das Geld, das die Investoren nach der Insolvenz entnommen haben, dazu verwendet werden sollte, die Spieler auszubezahlen. Würde ich mich mit Ihnen einigen, sähe dies so aus, als würde ich mich nicht um die Interessen der amerikanischen Spieler kümmern.
Obwohl eine Einigung mit Ihnen für mich einfacher wäre und ich damit meinen rechtlichen Verpflichtungen nachkäme, möchte ich die Entwicklungen beim DOJ abwarten und meine moralische Verpflichtung den amerikanischen Spielern gegenüber erfüllen. Ich gehe davon aus, dass das DOJ irgendwann einen Geldfonds einrichten wird, aus dem mit den Geldern von Full Tilt ein Teil der Spielerguthaben beglichen wird.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 04.02.2012.