Leider gibt es schon wieder Neues vom Casino Hohensyburg zu berichten, da erneut Unregelmäßigkeiten bei einem Pokerturnier auftraten. Im Rahmen der „Westspiel Poker Tour 2008“ wurde ein Promotionsfahrzeug im Wert von 150.000 Euro als Preis ausgelobt, das Fahrzeug hatte aber in Wirklichkeit nur einen geschätzten Wert in Höhe von 70.000 Euro und war schon neun Monate auf einen Privatmann zugelassen.
Letztes Jahr im Dezember fand in der „Burg“ das Finale der Westspiel Poker Tour 2008 mit 348 Spielern statt. Für das Finale musste man 770 Euro Buy-in berappen. Man konnte sich auch zuvor bei € 50-Turnieren mit Rebuy und Addon in diversen Westspiel Casinos qualifizieren.
Ein stolzer Buyin, aber schließlich gab es ja wertvolle Sachpreise zu gewinnen. Der Gewinner sollte laut Flyer ein Promotionfahrzeug Audi R8 im Wert von € 150.000 erhalten. Während des Finales wurde der Wagen mehrmals bei den 348 Teilnehmern mit einem Wert über € 130.000 angepriesen. Zudem bestünde auf das Fahrzeug, das nur bestimmten Kunden vorbehalten sei, eine zweijährige Wartefrist bei Audi.
Im Finale machten die vier letzten Spieler am Ende einen Deal, der vorsah, die Sachpreise zu verkaufen und das Geld durch vier zu teilen.
Dann kam die große Überraschung.
Als das Fahrzeug verkauft werden sollte, stellte sich heraus, dass es sich mitnichten um ein Neufahrzeug, sondern um einen massiv im Zeitwert gesunkenen Gebrauchtwagen mit einem Wert von geschätzten € 70.000 handelte. Eine Recherche ergab, dass auf dem Automarkt sogar ein Überangebot an Fahrzeugen dieser Art vorlag.
Das in Rede stehende Fahrzeug stammte aus dem Jahr 2007 und hatte einen Kilometerstand von 9773. Inhaber des Fahrzeugs war für knapp neun Monate Herr Willi Klaus, der Geschäftsführer des WPT Sponsors “Klaus, Casinotechnologie e. K. Dortmund” ist und die Westspiel Casinos ausstattet.
Es entstand bei den betroffenen Spielern der Verdacht, dass die Westspiel Gruppe das Fahrzeug im Rahmen eines „Insidergeschäfts“ zu einem deutlich niedrigeren Preis als € 150.000 von Herrn Klaus erworben hat oder das Fahrzeug weit über dem tatsächlichen Wert eingekauft hat. Es stellt sich in jedem Fall die bohrende Frage, was mit der beachtlichen Preisdifferenz geschehen ist.
Dazu kommt, dass die Geldpreise bei dem Turnier nicht an die Spieler in angekündigter Höhe ausgezahlt wurden. Es wurden ohne Einwilligung der Preisträger Trinkgelder einbehalten. Statt der ausgelobten € 20.000 erhielt der zweitplatzierte Jens Tehrani beispielsweise nur € 19.000.
Was ist nur los in Hohensyburg? Auf jeden Fall liegt bei der Westspiel Poker Tour eine unerträgliche Intransparenz der Bezahlstruktur bei Pokerturnieren vor. Durch die staatliche Lizenzierung der Casinos sollte aber genau diese gewährleistet werden. Es kann nicht sein, dass in einem staatlichen Casino derartige Gewinnversprechen nicht eingehalten werden.
„Fakt ist, dass ein als Gewinn versprochenes Auto, beispielsweise bei der Klassenlotterie, sein Geld wert sein muss. Mit denselben Maßstäben muss sich auch ein staatliches Casino wie die Hohensyburg messen lassen“, äußert sich der Anwalt der betroffenen Spieler und bringt damit den Unmut seiner Mandanten zum Ausdruck.
Die Gewinner des Turniers haben dem Casino eine Frist bis zum 6. März zur Korrektur gesetzt, die dieses ungenutzt verstreichen ließ. Nach Einholung der entsprechenden Gutachten wird nun Beschwerde bei der zuständigen Aufsichtsbehörde, dem Innenministerium NRW, eingelegt. Im Anschluss daran wird eine Klage auf Zahlung des Differenzwertes des Autos eingereicht.
Die Vorgänge sind insbesondere im Hinblick auf die geplante Westspieltour 2009 mit dem aussagekräftigen Titel „Abenteuer fernab vom Normalen“ sehr brisant. Als Preise sind unter anderem eine Expedition ins All im Wert von ca. € 100.000, eine Tauchfahrt zur Titanic und eine Eisbrecher-Expedition zum Nordpol ausgelobt.
Wieder mal echte Mondpreise. Bleibt zu hoffen, dass es diesmal keine dunkle Seite des Mondes oder gar ein schwarzes Loch im Kosmos Hohensyburg gibt.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 09.03.2009.