Um einen entscheidenden Vorteil im Kampf (Spiel) zu erlangen, muss man situationsabhängig entscheiden können. Im diesem Artikel wollen wir uns mit der Flexibilität des einzelnen Spielers befassen. Wenn wir uns vor einem Spiel eine Taktik und Strategie überlegt haben ist es natürlich sehr wichtig bei alle dem nicht seine Flexibilität zu verlieren.
Situationen verändern sich und damit ändert sich auch die Taktik zur Umsetzung seiner Ziele. Zu entscheiden, wann ich mein Spiel ändern und von meiner Strategie ein wenig oder ganz abweichen muss, ist ein wichtiger Bestandteil des guten Spielers. Den richtigen Zeitpunkt dafür zu finden, ist der schwierigste Teil dabei. Jeder Spieler kennt die Situation, dass seine gewählte Taktik nicht funktionieren will und er handeln muss. Jeder Spieler reagiert natürlich anders auf solche Situationen aber im Endeffekt läuft alles auf dasselbe hinaus, ich muss handeln. Zum Handeln gehört natürlich, wie schon in den letzten Artikeln erwähnt, dass ich meine Stärken und Schwächen kenne und solche Situationen regelrecht trainiere. Ein Profisportler macht in seinem Training nichts anderes. Er trainiert seine Stärken, um im richtigen Moment reagieren zu können, um einen Tick besser sein zu können wie sein Gegner. Zugleich achtet er darauf, seine Schwächen einzugrenzen oder abzustellen.
Nehmen wir uns einmal zwei Beispiele:
Der leicht zu provozierende und laute Spieler
Wenn ein Spieler ein leicht zu erregendes Gemüt hat, wenn man ihn zum Beispiel beleidigt, wird er es schwer haben, seine Taktik umzustellen, weil er es dann häufig mit der “Brechstange” versucht. Er ist weniger oder häufig gar nicht in der Lage, flexibel auf die einzelnen Situationen zu reagieren. Mehr ist er dann damit beschäftigt, sich mit den Fehlern seines Gegners auseinanderzusetzen als mit seinen eigenen. Häufig wird dieser Typ Spieler auch laut und aggressiv am Tisch, weil er anders seine Gefühle nicht in den Griff bekommt. Das ist ein Phänomen, das man immer wieder sieht, und das nicht nur bei Amateuren. Bei solchen Spieler ist dann häufig das Ego gekränkt und er lässt sich nur allzu oft zu Handlungen hinreißen, die er im Nachhinein bereut. Ein Spieler, der sich nicht im Griff hat, wird auf Dauer verlieren. Natürlich muss er auf verschiedene Situationen reagieren, sich aber durch Provokationen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Solchen Spielern kann man nur raten durch gezieltes Training ihre Emotionen in den Griff zu bekommen.
Der ruhige und stille Spieler
Im ersten Moment und scheinbar die bessere Variante, da er sich immer und zu jeder Zeit im Griff hat und auch Provokationen einfach hinnimmt. Ihn scheint nichts aus der Ruhe zu bringen und er wirkt meistens hoch konzentriert. Dieser Typ Spieler ist natürlich schwieriger zu durchschauen, aber er überlegt sich oft zu lange, seine Taktik zu ändern. Das liegt nicht an seiner Spielqualität, sondern einfach an seiner Struktur, da er alle Eventualitäten genau prüft und sich dadurch die Möglichkeit nimmt, spontan und sehr schnell zu entscheiden. Man kann nicht sagen, dass es ein wirklicher Nachteil ist, aber solch ein Spieler wäre gut damit beraten, sich eine gewisse und bedachte Aggressivität anzueignen.
Es gibt natürlich wesentlich mehr Spielertypen und egal zu welchem man sich zählt, gibt es gerade beim Pokern keine Strategie von der man sagen kann, die und keine andere wird mich erfolgreich spielen lassen. Jede Entscheidung, die ich treffe, eine gut überlegte oder auch spontane, die ich für absolut richtig halte, kann in dem Moment, wo ich sie treffe, genau die falsche sein. Gerade diese Tatsache macht das Pokern ja so interessant. Worum es geht, ist, sich mit seinen Stärken und Schwächen immer wieder auseinander zu setzen, um Fehlerquellen auf ein Minimum zu reduzieren. Lernen flexibel zu sein, um sich auf alle Situationen einstellen zu können. Viele der Profispieler machen das aus ihrer Intuition heraus und selbstverständlich, weil sie sehr viel Erfahrung haben und schnell erkennen, wann sie handeln müssen.
Samuel SmilesSUN TZU sagt folgendes dazu:
Die guten Kämpfer (Spieler) der Vergangenheit schlossen jede Möglichkeit einer Niederlage aus und warteten dann auf eine Gelegenheit, den Feind (Gegner) zu schlagen. Es liegt in unserer Hand, uns vor Niederlagen zu schützen, doch die Gelegenheit, den Feind (Gegner) zu schlagen, gibt uns der Feind (Gegner) selbst. Deshalb der Spruch: Man kann wissen, wie man siegt, ohne fähig zu sein, es zu tun. Schutz vor Niederlagen verlangt eine defensive Taktik; die Fähigkeit, den Feind (Gegner) zu schlagen, bedeutet, die Offensive zu ergreifen. In der Defensive zu verharren verrät unzureichende Kräfte; anzugreifen einen Überfluss an Kraft. Nur derjenige, der flexibel genug ist, beides zu vereinen, wird erfolgreich sein.
In diesem Sinne
Manfred Schuetz
Zitat
Fehler sind Bestandteile des Lebens; man kann sie nicht vermeiden. Man kann nur hoffen, dass sie einen nicht zu teuer kommen und dass man denselben Fehler nicht zweimal macht.
Lee Iacocca (*1924), amerikanischer Topmanager, 1979-92 Präsident der Chrysler Corp
Wir entdecken oft etwas, das funktioniert, indem wir herausfinden, was nicht funktioniert, und wahrscheinlich macht der, der nie einen Fehler macht, nie eine Entdeckung.
Samuel Smiles (1812 – 1904), schottischer Schriftsteller und Sozialreformer
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 08.04.2007.