Viel Kritik gab es rund um die EPT Dortmund. Als das Pokerevent Deutschlands hatte man sich natürlich das perfekte Event gewünscht. Doch war es wirklich so schlecht, wie die Kritiker sagen? Oder war doch auch viel Übertreibung und vor allem off-topic dabei?
Auch Phillip Marmorstein geht mit der Dortmunder Veranstaltung hart ins Gericht, ebenso wie zahlreiche andere Profis. Was wurde kritisiert:
Die langen Wartezeiten und Verspätungen
Ohne jede Widerrede kann man nur zustimmen. Schlangestehen ist bei einem Pokerturnier nicht gefragt. Mal ein paar Minuten warten, nimmt jeder in Kauf. Aber das fiel schon unter Warteschleife wie bei einer Serviceline. Ist passiert und sollte im nächsten Jahr durch die Öffnung der Registrierung einige Stunden vorher nicht mehr passieren.
Das unsägliche Gastropackage
Auch hier kann man nur sagen, dass €70 pro Tag doch sehr weit hergeholt sind. Vor allem, dass jeder, der den Turnierbereich betrat, dieses Package erwerben musste, ist nicht gerade die optimale Lösung. Pokerspieler sind oft bereit, Geld für gutes Service und Essen auszugeben, dass es nicht notwendig, dies so von ihnen zu fordern. Dann auch noch ein leer geräumtes Buffet von durchschnittlicher Qualität vorzufinden, ruft verständlicherweise großen Unmut hervor. Nachdem ohnehin mit Armbändchen nicht gespart wurde, hätte man sicherlich auch ein optionales Paket anbieten können. Damit wäre es zumindest in der Entscheidung des einzelnen gelegen, ob er das Rundumsorglos-Paket nimmt.
Die schlechten Dealerleistungen
Nein, so sollte man das nicht stehen lassen. Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Und Dealer sind Menschen, deshalb dürfen auch Fehler passieren. Würden Dealer keine Fehler machen, würde der Job des Floorman ad absurdum geführt. Vor allem aber – es waren auch sehr gute Dealerleistungen zu sehen. Turnierdirektor Thomas Kremser hat sogar eine Dealerin aus Bad Oeynhausen, Stefanie Quint, für das EPT Grand Final in Monte Carlo engagiert. Auch erinnern wir uns an z.B. an das Casino Barcelona, wo es bei jedem Event große Probleme mit den Dealern gibt. Selbst bei der WSOP gibt es immer wieder Klagen über schlechte Dealer. Man kann sich bemühen, aber Fehler werden immer wieder passieren. Wer nicht damit leben kann, dem sei das Four Winds Casino empfohlen, in dem es ausschließlich elektronische Tische gibt.
Überhöhte Rake
Die Rake im Casino Dortmund ist schon schwer gewöhnungsbedürftig und grenzt an Schröpfung des gemeinen Pokerspielers. Aber eigentlich hat sie mit der EPT nichts zu tun. Niemand hat extra für die EPT die Rake-Tabelle nach oben geschraubt. Es gibt eine klare Staffelung. Die ist zwar sehr schmerzhaft für den einzelnen Pokerspieler, kann aber nicht der EPT-Veranstaltung als Negativ-Faktor zugerechnet werden. Da ist eher die allgemeine Thematik der Rake-Strukturen und Steuergesetze in Deutschland das Thema.
Die EPT Dortmund war ein großer Erfolg. Ein deutscher Sieg wäre noch die Krönung gewesen. Aber der eigentliche Erfolg liegt darin, dass ein Mega-Event mit Top-Spielern in einem deutschen Casino stattfindet. Dass es für Pokerspieler in Deutschland nur selten optimale Konditionen gibt, liegt vielfach einfach auch an der Bürokratie und Rechtslage. Dass bei der Organisation im Casino Hohensyburg Fehler passiert sind, kann man nicht leugnen. Aber Fehler sind auch zum Lernen da. Man kann nur hoffen, dass es auch nächstes Jahr wieder eine EPT Dortmund geben wird. Denn der Verlust dieser Veranstaltung wäre weit schlimmer als €70 für ein Gastro-Package.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 06.02.2008.