Ende Februar passierte im Casino Hohensyburg bei Dortmund etwas, das einer der größten Skandale Deutschlands im Pokerbereich werden sollte. Hinweise mehrerer Leser und bekannter Pokerspieler deckten auf, dass es bei Pokerturnieren mit Re-buy zu unfassbaren Vorkommnissen kam.
Was war geschehen? Beim Deep-Stack-Turnier Dortmunder Classic III mit einem Buy-In von 150 €, meldeten sich insgesamt 87 Spieler für den ersten der drei Starttage, an denen jeweils ein Re-buy und Add-On in selber Höhe möglich waren. Nach dem Ende der Re-buy- und Add-On-Phase wurden auf dem Turniermonitor offiziell 20 Re-buys verkündet.
Skepsis machte sich breit und die ersten Spieler begannen zu recherchieren, wie viele Re-buys jeder Tisch ungefähr getätigt hatte. Nach einiger Zeit vermuteten die Teilnehmer, darunter einige renommierte Spieler, dass deutlich mehr Re-buys bezahlt wurden und wandten sich an die Turnierleitung mit der Bitte, die Liste der Re-buys vorzuzeigen.
Unter Berufung auf den Datenschutz wurde diesem Wunsch der Spieler nicht entsprochen, worauf diese selbst aktiv wurden und die Stacks zählten und addierten. Zunächst breitete sich Nervosität unter den Mitarbeitern aus und nach kurzer Zeit wurde nach Angaben von Augenzeugen die Zahl der offiziellen Re-buys auf dem Monitor stillschweigend erhöht und der Preispool um 3.000 Euro aufgestockt, wobei bis heute Zweifel bestehen, ob dies der tatsächliche Fehlbetrag war.
Ein Augenzeuge berichtete wie folgt von dem Vorfall: “Es nahmen etwa neunzig Spieler teil, es wurde an neun Tischen gespielt. An meinem Tisch gab es 4 Rebuys, am Nachbartisch 7 Rebuys. Der Bildschirm vermeldete 20 Rebuys, aber schon an diesen beiden Tischen gab es 11 Rebuys. Einige Spieler haben sich beschwert und nachgezählt. Man hatte schon häufiger das Gefühl, das bei den Re-buys etwas nicht stimmt, daher haben einige Spieler beschlossen, die exakte Zahl zu ermitteln. Es konnte einfach nicht stimmen.
Ein Croupier lief mit einer Liste herum, kassierte und teilte die Chips aus. Auf seiner Liste wurden Kreuze für Rebuys und Add-Ons gemacht. Die Liste wurde wegen Datenschutz nicht gezeigt. Plötzlich wurde stillschweigend der Gesamtpreispool um 3.000 Euro hochgesetzt. Auf weitere Nachfragen teilte der Pokerchef mit, es sei ein Geldsack mit 3.000 Euro aufgetaucht. Wie kann es sein, dass mit einer Strichliste ein solcher Fehlbetrag entsteht, das kann in meinen Augen nur Betrug sein.”
Nach dem selbst die “Ruhr Nachrichten” über den skandalösen Vorfall berichtet hatten, hat die Westspiel Gruppe, zu der auch das Casino Hohensyburg gehört, ein offizielles Statement zu den Vorfällen abgegeben. Hierin gaben sie an, dass die Anzahl der Re-buys zunächst durch eine fehlerhafte Eingabe auf der Anzeigetafel falsch angezeigt wurde. Auf Nachfrage der Spieler sei sie dann korrigiert worden. Man entschuldigte sich für die Vorfälle.
Dies alles führte zu einer unhaltbaren Situation. Viele Spieler fühlten sich durch die dubiosen Vorfälle verschaukelt und es wurde zudem noch die unerfreuliche Praxis der “unfreiwilligen Trinkgelder” im Casino moniert. Die Entschuldigung der Westspiel Gruppe reichte den Spielern nicht aus. Als Konsequenz wurde schließlich der umstrittene Pokerchef Thorsten Kartzinski abgesetzt.
Zuvor wurden weitere Unregelmäßigkeiten bei der Westspiel Poker Tour 2008 bekannt. Dort wurde ein Audi R8 als Promotionsfahrzeug im Wert von 150.000 Euro als Preis ausgelobt. Die Gewinner mussten dann aber leider feststellen, dass das Fahrzeug in Wirklichkeit nur einen geschätzten Wert in Höhe von 70.000 Euro hatte und schon neun Monate auf einen Privatmann zugelassen war. Sehr unerfreulich.
Was hat der Skandal bewirkt? Ganz einfach, die nächste EPT findet in Berlin statt und nicht mehr in Dortmund. Ach, und übrigens: Bei der Westspiel Tour 2009 haben die Gewinner einen Flug ins All, eine Tauchfahrt zur Titanic und eine Eisbrecher-Expedition zum Nordpol gewonnen. Ob die Preise eingelöst oder ausgezahlt werden, ist noch unklar…
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 25.12.2009.