Nach zähen und bangen Monaten des Wartens ist der Kauf von Full Tilt natürlich weiterhin das bestimmende Thema in der Pokerwelt. Viele bekannte Spieler hatten teilweise enorme Summen bei Full Tilt liegen und mussten das Schlimmste befürchten, während es nun nur noch ein kleiner Schritt ist, bis alle Besitzer wieder auf ihr Geld zugreifen können.
Für die Zukunft des Online-Poker sehen viele nun weniger schwarz als vorher, einhellige Begeisterung sieht aber anders aus. Hier einige Stimmen.
Gus Hansen gab dem dänischen Ekstrabladet ein Interview und bezeichnete den Kauf als „unverhofftes Weihnachtsgeschenk“. Schätzungen zufolge liegen vom großen Dänen noch etwa 2,4 Millionen Dollar bei Full Tilt. Hansen sieht den Deal als insgesamt „sehr positiv für die Pokerwelt, da ihr Ruf zu Unrecht sehr darunter gelitten habe“.
Auch enfant terrible Tony G meldete sich zu Wort: „Ich bin total begeistert, dass das Geschäft nun abgewickelt ist, und vor allem, dass die Spieler ihr Geld zurückbekommen. PokerStars hat das Richtige getan und dies möglich gemacht. Es ist toll, dass dieses traurige Kapitel erledigt ist und die bisher für FTP Verantwortlichen mit den weiteren Geschäften nichts mehr zu tun haben.“
Deutlich zurückhaltender äußerte sich JC Alvarado: „Aus meiner Sicht gibt es nichts zu feiern. Ich bin einfach nur erleichtert, dass wir unser Geld zurückbekommen. Mehr nicht. Die Rückzahlung beseitigt aber nicht das Problem, dass viele Pokerspieler im vergangenen Jahr kein Einkommen erwirtschaften konnten. Wir sollten nie vergessen, dass wir immer noch von einem System beschissen werden, das ein beliebtes Spiel für illegal erklärt hat, und von Menschen, die so gierig sind, dass sie sich jahrelang das Geld ihrer Kunden in die eigenen Taschen stecken konnten, ohne dass es jemand mitbekommt.“
Positiver fällt das Urteil von Toby Lewis aus: „Aus meiner Sicht ist das eine gute Nachricht. Viele Freunde von mir und ich selbst kamen nicht mehr an unser Geld. Da wir nicht überzeugt waren, dieses jemals wiederzusehen, ist die jetzige Entwicklung sehr positiv. Da PokerStars beide Firmen unabhängig weiter betreiben will, gibt es im Internet hoffentlich wieder mehr zu gewinnen.“
In eine ähnliche Richtung argumentiert Eric Froelich: „Das ist definitiv eine großartige Nachricht. Alles, was mehr Geld in das Pokergeschäft bringt, ist gut. Wenn so viel Geld so lange im Internet festsitzt, führt dies automatisch zu sinkenden Teilnehmerzahlen bei WPT- und WSOP-Turnieren. Je eher Amerikaner wieder im Internet pokern dürfen, desto eher wird die Pokerindustrie wieder die Höhen von vor einigen Jahren erreichen.“
Einige interessante Aspekte spricht ein australischer Pokerprofi an, der nicht namentlich genannt werden möchte: „Die ersten Tage, nachdem FTP wieder online ist, werden toll werden, da viele Spieler ihre wieder erlangten Gelder als „Gewinne“ begreifen und vermutlich um Einsätze spielen werden, die für sie zu hoch sind. Nimmt man die niedrigen Beträge hinzu, die auf einen Schlag wieder in den Geldkreislauf kommen, wird dies eine tolle Zeit für die Regs.“„Alle anderen Anbieter werden vermutlich große Werbeaktionen starten, wenn so viel frisches Geld in den Markt kommt. Ein großer Teil wird sicher abgehoben werden, es wird aber gewiss nicht alles in die Taschen der Besitzer wandern.“
Mehrere interessante Einsichten also – doch die Wahrheit liegt bekanntlich auf dem Platz.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 02.08.2012.