Während Pokerspieler aus aller Welt über den Kauf von Full Tilt durch Branchenprimus PokerStars jubeln, gibt es auch Verlierer dieses Übereinkommens. Die Rede ist von Bwin.Party Digital Entertainment plc, die Aktie des Unternehmens ist bereits seit einigen Monaten im Sinkflug.
Die Zahlen sind fast schon dramatisch, laut pokerfuse.com ist die Aktie von bwin.party innerhalb der letzten drei Monate um 40 Prozent gefallen. Die Neuigkeiten über den erwähnten Deal letzte Woche bewirkten einen Rutsch von 10 Prozent.
Vor einigen Wochen schockte PartyPoker bereits mit der Nachricht, die Highstakes-Tische würden wegen Spielerschwund entfernt. In der Tat gibt es bei PartyPoker seit einem Jahr einen drastischen Rückgang im Bereich Cashgame in Höhe von 50 Prozent.
PartyPoker hat definitiv unter dem Deal zu leiden. Bis vor Kurzem bestand zumindest theoretisch die Möglichkeit, nach dem Untergang von Full Tilt zur zweiten Macht im Bereich Online Poker werden. Mit dem geplanten Relaunch von Full Tilt ist der Traum für PartyPoker endgültig geplatzt, zukünftig wird der Markt von PokerStars wahrscheinlich fast schon monopolartig beherrscht.
Seit dem UIGEA 2006 hat sich PartyPoker komplett vom US-Amerikanischen Markt verabschiedet. Das passierte nicht zuletzt, da man an der Börse als Aktiengesellschaft alles korrekt machen wollte und man sich die Chancen für einen Wiedereintritt in den US-Markt nicht verderben wollte. Zudem zahlte PartyPoker-Gründer Anurag Dikshit damals 300 Millionen Dollar an die USA, das Unternehmen PartyGaming zahlte zusätzlich 100 Millionen. Nach dem Deal sieht es für bwin.partygaming düster aus, PokerStars und Full Tilt haben im Prinzip die gleichen Chancen auf einen Wiedereintritt in den lukrativen US-Markt.
Dazu kommt, dass es mittlerweile viele Stimmen in der Pokercommunity gibt, die die Software von PartyPoker als veraltet betrachten. Fast-Fold-Poker-Varianten fehlen gänzlich, es gibt bei PartyPoker nichts Vergleichbares wie Zoom- oder Rush-Poker. Auch der Kundenservice ist nach Ansicht vieler Spieler stark verbesserungsbedürftig. Bwin war in Sachen mobile Poker-Apps vor einiger Zeit noch Vorreiter, mittlerweile hat die Konkurrenz längst nachgezogen und eigene Apps veröffentlicht.
Das alles sind keine guten Nachrichten für die Spieler und die Aktionäre von bwin.party. Jetzt sind die Verantwortlichen der Aktiengesellschaft am Zug. Der Markt bietet immer noch genug Möglichkeiten, bwin.party muss sich in den kommenden Monaten etwas einfallen lassen.
Chris Welch, Group Director von bwin.party, sagte dazu: “2012 und danach ist eine der interessantesten Zeiten für Poker. Und ich kann es nicht erwarten, ein Teil davon zu sein.”
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.08.2012.