Seit der Übernahme durch Amaya Gaming gehen viele professionelle Pokerspieler hart mit dem Marktführer ins Gericht. Grund ist, dass Amaya ein ums andere Mal Änderungen eingeführt hat, die nach Meinung vieler Spieler, insbesondere nach Meinung professioneller Grinder, zum Nachteil der Pokerökonomie sind.

Nun annoncierte Amaya vier Freerolls mit einem Preispool von $1.000.000 für 2016 und sorgte damit für eine Welle der Empörung auf 2+2. Warum?
Nachteilige Änderungen durch Amaya
Die Einführung von Casino-Spielen, Sportwetten, varianzlastigen Poker-Varianten wie Spin-And-Gos stießen bei vielen Pokerspielern auf Ablehnung, da sie dem Pokerkreislauf Geld entziehen.
Im November annoncierte PokerStars, dass das VIP-Programm ab 2016 deutlich reduziert werde und damit war für viele Spieler eine Grenze überschritten. Da die beiden höchsten VIP-Level jeweils beträchtliche finanzielle Belohnungen für das Folgejahr versprechen, fühlten sich viele Spieler um diese Belohnungen betrogen, da PokerStars in so kurzer Frist das VIP-Programm so drastisch reduzierte.
Entschuldigung von PokerStars
In einem Blog-Eintrag geht Eric Hollraiser (Vice President of Corporate Communications von Amaya) auf die Kommunikationspolitik ein und erklärte etwas kryptisch: “Wir hätten womöglich häufiger darauf hinweisen sollen, dass 2016 Änderungen auf die Spieler zukommen.”
Man wollte die Spieler nicht in die Irre führen. Dann führt Hollreiser an, dass man überhaupt nichts davon hätte, durch verspätete Erklärungen zu den Verschlechterungen des VIP-Programms noch mehr Supernova-Elite-Spieler zu schaffen. Denn von diesen Spielern habe das Unternehmen gar nichts.
Tatsächlich lässt sich Hollreiser zu einer Entschuldigung hinreißen: “Wir entschuldigen uns aufrichtig bei allen Spielern, die diese Einschnitte so nicht erwartet hatten.” Allerdings weist er im nächsten Satz schon darauf hin, dass man sich extra bemüht hatte, die Einschnitte nicht so drastisch zu gestalten.
So werden die Supernova-Elite-Rewards im Jahr 2016 noch bei 45% gedeckelt und nicht bei 30% wie ab 2017. Bislang waren über 60% möglich.
Nur um diesen Prozenten einmal absolute Zahlen zu geben: Ein Supernova-Elite-Spieler erwirtschaftet pro Jahr mindestens 180.000 Dollar Rake. Über 300 Spieler haben in diesem Jahr diesen Status erreicht. Das macht mindestens 54 Millionen Dollar Rake allein von diesen Spielern. Ein Reduktion des Rakebacks von 60 auf 45 Prozent bedeutet, dass 2016 über 8 Millionen Dollar weniger Rakeback verteilt werden. Das ist, falls diese Spieler überhaupt im Folgejahr spielen werden.
Freizeitspieler bleiben das Zielpublikum
Hollreiser erklärt, dass Amaya keine Pläne hat, die Änderungen an dem VIP-Programm zu überdenken: “Wir werden die Pläne nicht ändern. Das derzeitige VIP-Programm erfüllt seinen Zweck nicht mehr. Kombiniert mit den größer werdenden Unterschieden der Spielfertigkeit sorgt es für ein immer schlechteres Spielerlebnis der neuen Spieler und Freizeitspieler.”
Überhaupt sind die Freizeitspieler für PokerStars zukünftig die wichtigste Zielgruppe. Deswegen wird man mehr Geld in Werbung und groß angelegte Kampagnen mit Sportstars stecken und neue Spiele entwickeln, die mobil und schnell gezockt werden können.
Selbst auf den PokerStars-Streik geht Hollreiser in seinem Blog ein. Dieser habe dem Unternehmen deutlich gemacht, dass es eine richtige Entscheidung war, diese Änderungen vorzunehmen. Denn während des Streiks, als tausende Grinder drei Tage nicht an den Spielen teilnahmen, habe man das gesündeste Poker-Öko-System aller Zeiten gesehen.
Die Millionen-Freerolls und die Wut
Zu den Freerolls: Sonderlich viel erklärte Hollreiser dazu nicht. Vier Stück stehen 2016 an, diese werden wohl für alle .com und .eu Spieler offen sein und eine sehr flache Auszahlungsstruktur haben.
Grund für die Wut vieler Spieler auf 2+2 war, dass PokerStars in Person von Hollreiser so tut, als würden diese Freerolls eine tolle neue Sache sein.
Tatsächlich hat PokerStars aber im Gegenzug die vierteljährlichen Supernova-Freerolls, die auch eine Million Dollar ausschütteten, gestrichen.
Eine einfache Interpretation ist also: PokerStars nimmt den Supernova-Spielern ihre exklusiven Freerolls weg, öffnet diese für alle Spieler, tut so als schaffe man ganz neue Angebote und streicht parallel über 8 Millionen an VIP-Boni ein, die man bis Anfang November noch garantiert hatte.
Kombiniert mit dem Sorry-Not-Sorry-Duktus des Blog-Eintrags von Hollreiser ist dies ein weiterer Schlag ins Gesicht für viele ehemals loyale PokerStars-Grinder.
Galfonds Kritik an der Kommunikationspolitik
Sicherlich ist es nicht verkehrt, wenn PokerStars zukünftig attraktive Freerolls anbietet und versucht, neue Spieler anzuziehen, aber die Kommunikationspolitik gegenüber den bestehenden Spielern ist derzeit sehr fragwürdig.
Phil Galfond kommentierte dies in einem Tweet wie folgt: “Dies ist das zweite Mal, dass ich zu frustriert [mit Amaya] bin, um nichts zu sagen. Beide Male ging es um die amateurhaften Versuche, die Wahrheit zu verdrehen.
Die Pressemitteilungen sind irreführend und auf direkte Fragen antwortet man ausweichend oder macht sich darüber lustig.
Es scheint als wäre der PR-Typ verärgert, weil die PR-Ticks, die sonst funktionieren, bei den Pokerspielern nicht verfangen.
Was ist denn so schlimm daran, mit den Kunden in einen ehrlichen Dialog zu treten?”
Eine Antwort darauf gab es – zumindest von PokerStars – bislang noch nicht.
» PokerStars Blog-Eintrag von Eric Hollreiser (englisch)
» 2+2-Thread zu dem Thema (englisch)
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 11.12.2015.