Vier aufregende Tage liegen hinter uns und unser Schlafdefizit reicht für Wochen. Nach einem knappen Jahr Pause gastierten die PokerOlymp Open 6 wieder im Casino Schenefeld und sorgten für strahlende Sieger, tolle Atmosphäre und viele Geschichten.
Nicht alle dieser Geschichten können erzählt werden, doch zumindest einige sollen in diesem Nachbericht gestreift werden. Tisch 1 des Main Events, der später auch als Finaltisch dienen sollte, war sicher einer der ereignisreichsten in der Historie der PokerOlymp Open. An ihn war Pokerstorm Dragan Galic gelost worden und Europas Spieler des Jahres verströmte von Beginn an das Aroma des Todeshauchs, der jeden ereilt, der sich allzu sehr mit ihm einlässt. Ein solcher Spieler, der in unzählige Hände verwickelt ist und seinen Gegnern nur gelegentlich mit einem längeren Blick aufs Handy ein wenig Sauerstoffzufuhr gönnt, prägt einen Tisch und bündelt die gesamte Konzentration der Railbirds. Dragan hat es zwar in keinem Turnier ins Preisgeld geschafft, doch er zählte zu den Ausnahmeerscheinungen dieser Turnierserie.
Jan-Peter JachtmannAuch Jan Jachtmann war immer mittendrin und sorgte bei den ersten beiden Events für die nötige Tragik, als er zwei schwierige Entscheidungen traf und falsch lag. Den Mutigen gehört aber die Welt und Jan gebührt größter Respekt, dass er im Main Event in zwei ganz wichtigen Situationen erneut schwierige Calls machte, dabei richtig lag und den Grundstein für seinen großartigen 2.Platz legte.
Toni VardjavandGeschlagen geben musste er sich nur Toni Vardjavand, der die meiste Zeit mehr schlecht als recht durchs Turnier dümpelte, ab einem bestimmten Moment aber jede relevante Hand, jeden wichtigen Coinflip gewann. Sein Kampf wurde belohnt und zeigte, dass man in einem Turnier nie aufgeben sollte.
Patrick HeinsenAuch die Side Events brachten viele interessante Hände und noch einmal geht der Glückwunsch an die Sieger, die Herren Kazemieh, Zeuschner, Kirsch und Ponath. Keinen ersten Platz erreichte Patrick Heinsen, aber er brachte eine gehörige Portion Sitzfleisch mit und dürfte die meiste Zeit aller Teilnehmer an den Turniertischen verbracht haben. Er zählt sicher zu den Entdeckungen dieser PokerOlymp Open und sein Ringen um einen Call, der in einem veritablen Münzwurf (bzw. Chipwurf) mit gutem Ausgang endete, war einfach nur hinreißend.
Leider konnten wir dieses Mal nicht die phantastische Beteiligung verzeichnen, die das Casino Schenefeld aus allen Nähten platzen lässt. Die Konkurrenz war groß und viele bekannte Spieler anderweitig im Einsatz – doch beim nächsten Mal werden wir die Marke von 100 Teilnehmern hoffentlich wieder knacken können.
Das Team SchenefeldGar nicht oft und lobend genug erwähnen kann man das Team des Casinos Schenefeld. Souveränität ist etwas, das man von Dealern, Floors und Turnierleitung erwarten kann, aber die ausnehmende (Gast-)Freundlichkeit, die einen vom Empfang über den Service bis hin zu allen Mitgliedern des Pokerteams entgegengebracht wird, einfach nur einzigartig. Diese Atmosphäre hält sich geschlagene vier Tage bis in die späten Morgenstunden und kann auch von keinem humorlosen Miesepeter getrübt werden. Glückwunsch, liebe Schenefelder, Ihr wart wieder absolute Spitze!
Bleibt zum Schluss noch ein kurzer Blick auf die Cashgame-Tische. Ganz hinten läuft die PLO-Partie mit Blinds von 10/20 Euro mit einigen unerschrockenen Zeitgenossen, die selbst bei zehn Mille in der Mitte ihre gute Laune nicht verlieren und Schnäpse ausgeben. Immer mittendrin Jules Ayoub, der in bestimmter Weise den Idealtypus des Pokerspielers verkörpert. Gut, vielleicht ist er einen Tick zu neugierig, aber eines weiß er wie kein anderer: Poker ist ein Spiel und nicht mehr.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 11.05.2010.