Nach der aufregenden ersten Zeit kehrte jetzt endlich ein wenig Ruhe ein: Ich betrieb Poker wirklich wie ein Geschäft und hatte einen festen Tagesablauf:
Morgens gegen 7 erst mal eine knappe Stunde in den Pool, danach Frühstück. Anschließend kurz Emails checken und gegen 9 war dann Arbeitsbeginn: 8 Tische auf zwei 20 Zollmonitoren. An einem normalen Tag wurde so 4 Stunden gepokert, danach bin ich meist Essen gegangen.
Wenn es besonders gut lief und ich nach dem ersten Set, also dem ersten Durchgang über 200$ vorne lag, habe ich auch schon mal früher Schluss gemacht. Ebenso an Tagen, an denen ich gar nichts traf und ständig als „Bubbleboy“ ausschied.
Nach dem Mittagessen war Theorie angesagt: Meist las ich im Sit’n’Go Forum bei twoplustwo, analysierte Hände mit dem Sit’n’Go-Analyzer oder las in einem der vielen Pokerbücher, die ich mir in den USA bestellt hatte.
Danach war Freizeit angesagt. Mittlerweile hatte ich auch eine thailändische Freundin, die ich in einer deutschen Videothek kennen gelernt hatte. War meine Freundin nicht arbeiten, gingen wir meist auswärts essen.
Dafür ist Thailand und speziell Pattaya einfach perfekt. Da in Pattaya expats aus aller Welt leben, ist die Gastronomie auch International. Die thailändische Küche ist natürlich auch sehr abwechslungsreich und günstig. Typisch sind die mobilen Straßenstände bei denen man alle für ein bis zwei Euro alle möglichen Leckereien essen kann..
Außerdem gibt es All-you-can-eat Buffets in allen Preisklassen. Für umgerechnet 15 Euro gab es z.B. am Sonntag einen Luxusbrunch mit Champagner, Lachs, Austern und Hummer.
Wer in Pattaya abnehmen will, braucht wirklich eine hohe Disziplin. Ich bin deshalb auch in ein Fitnessstudio eingetreten mit Sauna, Whirlpool und allem Pipapo. Im Gegensatz zu Deutschland bezahlbar: 130 Euro im Jahr. Außerdem habe ich sogar angefangen, Tennisstunden zu nehmen. Man kann in Pattaya eigentlich alle Sportarten ausüben, von Skispringen vielleicht mal abgesehen…
Sehr beliebt sind auch die vielen Massagesalons, wo die traditionelle Thaimassage angeboten wird. Hier hatte ich mir regelmäßig die badbeats aus dem Nacken massieren lassen. Natürlich kann man sich den ganzen Körper durchwalken lassen.
Sehr viele der expats kommen aus deutschsprachigen Ländern. Im Norden Pattayas gibt es sogar ein Little Germany: Naklua.
In Naklua kann sich der Deutsche bei Eisbein, Sportschau und Bildzeitung vom Vortag wie zu Hause fühlen. Es wird meist schon am frühen Nachmittag fröhlich gezecht und erzählt, wer seiner Freundin ein Haus im Isaan (Region in Thailands Nordosten) gekauft hat oder wer beim Kauf einer Bar ordentlich abgezockt wurde. Deutsche „Gemütlichkeit“ unter dem Kreuz des Südens.
Mittlerweile kann man auch die meisten Produkte, die es bei uns gibt, im Supermarkt kaufen: Deutsche Biersorten, Bad Schwartauer Marmelade, Nutella oder Rittersport-Schokolade, alles vorhanden.
Das gute Leben, das man(n) in Pattaya haben kann, hat sich natürlich herumgesprochen und zieht immer mehr Urlauber, Aussteiger, Geschäftsleute oder Rentner an. Dadurch gibt es einen gigantischen Bauboom und an allen Ecken und Enden werden in Windeseile neue Hochhäuser hochgezogen. Ein condo ohne Lärmbelästigung zu finden, ist kaum möglich.
Für den ein oder anderen sicher zuviel Rummel und eine Familiendestination ist Pattaya mit Sicherheit auch nicht. Wer seine Ruhe will oder mal nett in die Oper, ist dort falsch. Wer nur Party machen will, ist sicher richtig, insbesondere als männlicher Single.
Natürlich ist Pattaya nicht das wahre Thailand und deshalb beschloss ich auch, eine Reise in den Nordosten zu machen, um mal die Mutter meiner Freundin zu besuchen…...
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.08.2007.