Meine Bankroll schwand wie das Eis in der Sonne und ich musste zusehen, dass ich eine dauerhafte Wohnung fand und Geld verdiente. Nachdem ich mich einige Tage mit Maklern herumgeärgert hatte, fand ich ein condo außerhalb von Pattaya in Jomtien.
Jomtien ist zwar auch sehr touristisch, aber deutlich ruhiger als Pattaya, da es hier nur wenige Bars gibt.
Der Vermieter war Deutscher und er lebte von der Vermietung seiner Eigentumswohnungen. Das Apartment war zwar klein, aber sehr ansprechend möbliert: Eine komplett eingerichtete Küche im Eingangsbereich, ein großes Bett, großer Fernseher mit DVD. Dazu eine Sitzecke mit bequemen Ledersesseln. Da ich ja nur das Nötigste nach Thailand mitgenommen hatte, war das condo einfach perfekt für meine Zwecke. Dazu noch für die gute Lage sehr günstig.
Mit dem Sammeltaxi war ich in nur fünf Minuten am Strand. Dazu ein großer vierzig Meter langer Pool. Weiterhin vierundzwanzig Stunden Sicherheitsdienst und zahlreiche Serviceeinrichtungen im Erdgeschoß wie Wäscherei, Restaurants, Frisör usw.
Ich brauchte mir nur noch einen Schreibtisch zu kaufen, den ich direkt ans Fenster stellte. Da sich das condo im fünfzehnten Stock befand, hatte ich von meinem neuen Arbeitsplatz eine spektakuläre Aussicht über die Bucht von Pattaya.
Nach weiteren zwei Wochen hatte ich dann auch Internet und konnte endlich wieder Gas geben. Da ich einige Wochen nicht mehr gepokert hatte, spielte ich entsprechend schlecht. Jedenfalls ging es erstmal rapide abwärts. Als ich auf bis auf 2000$ runter war, wendete sich das Blatt und eine unglaubliche Gewinnserie begann:
Ich spielte einen Tisch 5/10 Limit bei Pacific Poker. Multitabling gab’s in diesem Raum noch nicht. Nach einigen guten Tagen stieg ich auf zu 15/30, obwohl ich dafür nicht die geeignete Bankroll von 300 Big Bets hatte. Zumal die Gegner auch deutlich stärker sind und wesentlich aggressiver und trickreicher spielen. Um solche „Kleinigkeiten“ kümmerte ich mich gar nicht erst, sondern stieg zum höchsten Limit in diesem Pokerraum auf: 30/60.
Ich bekam unglaubliche Karten und wurde ausbezahlt: AA gegen KK, Drilling über Drilling,Vierling gegen das beste Fullhouse. Ich gewann diverse Pötte über 1000$. Die Swings waren allerdings auch gewaltig. Ich fing an, sehr aggressiv zu spielen, da ich davon anging, dass am Ende die Chips sowieso zu mir geschoben werden würden. Leider war das nicht immer der Fall, so dass es schon mal 3000$ runter gehen konnte, nachdem ich schon 2000$ im Plus war. Am Ende des Tages lag ich jedoch vorne, meist mit einem höheren dreistelligen und sogar vierstelligen Betrag. Ich begann die Gewinne hinzunehmen wie das Manna, das vom Himmel fällt. Außerdem war ich ja Pro und die anderen Spieler Fische…
Mein Lebensstandard begann zu steigen: Ich kaufte mir teure Seidenhemden und ging jeden Mittag zum Nobelitaliener , dem Restaurant “Pan Pan“ und ließ mir vom livrierten Ober auftafeln. Oder ich ging zum Japaner und bestellte die große Sushi-Platte zum satt werden.
Abends saß ich dann in meinem kanariengelben Seidenhemd bei einer Cohiba und einer Flasche guten französischen Rotwein auf dem Balkon.. Während die Sonne spektakulär im Meer versank, genoss ich meinen Panoramablick über die Bucht von Pattaya. So hatte ich mir das süße Leben unter Palmen immer vorgestellt!
Von mir aus hätte das Leben so weiter gehen können, doch wer hoch steigt….Fortsetzung im fünften Teil.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 01.08.2007.