Er ist einer der großen Gewinner auf den Highstakes von Full Tilt und der einzige Spieler, gegen den Tom Dwan bei seiner Millionenwette nicht antreten wollte. Im Vorjahr gewann er an den teuren Tischen im Internet über 7 Millionen Dollar und ein Bracelet in Pot-Limit Omaha.
Nun gab der 24-jährige Phil Galfond, der im Internet unter OMGClayAiken antritt, ein höchst interessantes Interview, in dem er Auskunft über das Leben als High-Roller gibt.
Wann hast Du mit Poker angefangen und wie hast Du Deine Bankroll aufgebaut? Warst Du von Beginn an diszipliniert oder hast Du Versuche auf höheren Limits unternommen?
Zunächst war ich vorsichtig. Ich spielte nur Sit’n Gos und stieg langsam auf. Als ich mit Cashgames anfing, wagte ich mich einige Male auf zu hohe Limits, konnte aber immer wieder absteigen und meine Bankroll erneut aufbauen, wenn es nicht gut lief.
Was war Dein größtes Problem in Deiner Pokerkarriere, gab es etwas, das Du Dir besonders erkämpfen musstest.
Ich war von Natur aus immer ein passiver Spieler. Es war schwer für mich, meinem Spiel die notwendige Aggression hinzuzufügen. Dies gelang mir hauptsächlich, weil ich mich dazu zwang, zu jedem Zeitpunkt während einer Hand über die beste Spielweise nachzudenken, anstatt mit Autopilot zu spielen.
Wer sind Deines Erachtens die schwersten Gegner? Gehst Du ihnen aus dem Weg oder spielst Du mit ihnen, um Dein Spiel weiter zu verbessern?
Ich versuche vor allem, Phil Ivey und Tom Dwan aus dem Weg zu gehen. Mit Patrik Antonius, LarsLuzak, Urindanger, Trex313 und anderen gibt es viele starke Gegner. Gelegentlich habe ich mit allen schon einmal Heads-Up gespielt, außer mit meinen Freunden Tom, Z und Hac (durrrr, urindanger, trex). Ich mag die Herausforderung und starke Gegnerschaft, aber bei solch hohen Einsätzen ist dies zu riskant.
Sind die Einsätze auf Full Tilt Poker Deiner Meinung nach in den letzten Monaten übertrieben hoch geworden? Ist dies grundsätzlich gut oder schlecht für das Internet-Poker?
Sowohl als auch. Für die kurzfristige Action ist es gut. Viele Leute wollen spielen und die Partien verfolgen. Dadurch kommen mehr Leute auf Full Tilt, wodurch auch die niedrigeren Partien stärker bevölkert werden. Dennoch führt es meiner Meinung nach dazu, dass andere Spieler schneller Pleite gehen, und das schadet dem Pokerspiel.
Welche Bankroll braucht man, um aktiv an den 500 $/1.000 $-Tischen zu spielen? Glaubst Du, dass viele Spieler an diesen Tischen mit einer zu kleinen Bankroll spielen?
Meines Erachtens sollte man mindestens 5 Millionen Dollar haben und bereit sein, diese unter Umständen zu verlieren. Ich bin sicher, dass viele Spieler eine zu kleine Bankroll haben, aber die meisten davon haben genug Disziplin, um abzusteigen, wenn es nicht gut läuft.
Glaubst Du, dass ein eher mathematisch orientierter Spieler, der einen ausgewogenen Stil anwendet, bei den enorm hohen Limits auf Full Tilt erfolgreich abschneiden kann, wenn man bedenkt, wie aggressiv dort gespielt wird und wie groß die Swings sind?
Mathematik ist meiner Meinung sehr wichtig beim Poker, aber Psychologie, Logik und schnelles Denken ist mindestens ebenso wichtig. Ein mathematisch orientierter Spieler zu sein, kann gut oder schlecht sein. Einige werden so bezeichnet, weil sie ein gutes mathematisches Denken haben. Andere wiederum, weil sie bei den anderen Aspekten von Poker schlecht sind. Beherrscht man nur die Mathematik, wird man nicht besonders gut abschneiden, aber wenn dies eine von vielen Fähigkeiten ist, hilft es einem definitiv weiter.
Hat das Pokerspiel Deine Stimmung in den vergangenen Jahren beeinflusst oder besitzt Du die Fähigkeit, extrem große Verluste völlig zu verdrängen und alles langfristig zu betrachten?
Es gelingt mir recht gut, in konstanter Stimmung zu sein. Manchmal ist dies schwierig und mit Sicherheit hat dies dann bestimmte Auswirkungen auf mein Leben außerhalb des Pokerspiels. Läuft es richtig schlecht, sage ich Aktivitäten mit Freunden oder Ähnliches in der Regel ab, um mehr Poker zu spielen oder fernzusehen. Meist möchte ich allein sein, wenn ich verliere, obwohl ich mich vermutlich besser fühlen würde, wenn ich unter Menschen wäre.Dennoch kann ich wie gesagt recht gut damit umgehen. Nach großen Verlusten kann ich ziemlich gut schlafen. Wird die Stimmung nicht besser, wenn man verliert, wird es schwer, sich wieder zurückzukämpfen.
Letzten Sommer hast Du Dein erstes Bracelet gewonnen. Welche Faktoren waren dafür entscheidend und willst Du Dich zukünftig mehr auf Live-Turniere konzentrieren?
Meines Erachtens war ich ein viel besserer PLO-Spieler als der Rest des Feldes. Außerdem lief es gut. Ich habe vor, im kommenden Sommer viele WSOP-Turniere mitzuspielen, aber mein Schwerpunkt sind weiterhin die Cashgames.
Welche drei wertvollen Tipps gibst Du unseren Lesern, wie sie ihr Spiel verbessern können?
1. Frag dich immer, warum du einen bestimmten Spielzug machst und warum er besser als die Alternativen ist.2. Such dir einige Freunde, die auf deinem Niveau spielen. Rede mit ihnen ständig über Poker. Wohne mit einem von ihnen zusammen. Seht euch gegenseitig beim Spielen zu. Das wird Wunder bewirken.3. Nimm dir einen Trainer oder melde dich auf einer Trainingsseite im Internet an.
Nach einem unglaublich guten Jahr wollen wir das Thema Poker mit der Frage nach Deinen Zielen im Jahr 2009 abschließen. Wie sehen diese aus?
Ich würde meine Resultate aus dem Vorjahr gern verbessern. Nicht enorm, aber ein bisschen. Damit wäre ich zufrieden. Außerdem würde ich gern ein weiteres Bracelet gewinnen, obwohl das mit Sicherheit eine schwierige Aufgabe wird. Dazu brauche ich einiges Glück.
Lassen wir nun Poker hinter uns, was sind Deine sonstigen Ambitionen und Interessen?
Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher. Es macht mir viel Spaß, an meiner neuen Website zu arbeiten. Ich möchte weiterhin beim Poker gut abschneiden, bis ich die finanzielle Unabhängigkeit habe, tun und lassen zu können, was ich will. Anschließend werde ich herausfinden, was das ist.
Was war Deine teuerste Anschaffung im letzten Jahr?
Meine neue Eigentumswohnung … genauer gesagt zwei, die übereinander liegen. Ich werde sie bald miteinander verbinden lassen. Wie viel die beiden Wohnungen gekostet haben, weiß ich gar nicht genau, aber es war mit Abstand die teuerste Anschaffung, die ich mir je geleistet habe. Davor war meine größte Ausgabe ein Fernseher für 5.000 Dollar.
Welchen Beruf würdest Du ergreifen, wenn Du kein Pokerprofi wärst, und warum?
Vermutlich wäre ich Lehrer. Damit verdient man zwar nicht so viel wie beim Poker, aber ich würde das sehr gern machen und nach meiner Einschätzung auch sehr gut.
Wie würdest Du Dich mit fünf einfachen Wörtern beschreiben?
Oh, das ist schwierig. Analytisch, introvertiert, mitfühlend, faul, obsessiv.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 04.02.2009.