Nach der gestrigen Einführung in die dringend notwendigen Veränderungen, die das Pokerspiel nehmen muss, um anerkannter zu werden, geht Pokerprofi und Blogger Alec Torelli heute noch einen Schritt weiter und zeigt mehr Punkte auf, die sich seiner Meinung nach ändern müssen, um das Image der Pokerspieler zu verbessern.
Hier die Übersetzung:
Wie in Teil 1 erörtert, muss das Pokerspiel ein neues Image bekommen. Kleidung ist aber nur der Anfang. Um wirklich effektiv Änderungen herbeizuführen, brauchen wir die Hilfe der restlichen Welt.
Das Problem: Das Klischee
1. Bessere Wahrnehmung
Der erste Eindruck ist sehr wichtig. Der Grund, warum Pokerspieler als degenerierte Zocker wahrgenommen werden, ist die Art und Weise, wie sie handeln. Sie tauchen im Fernsehen auf und teilen der Welt mit, dass sie zu faul sind, sich zu rasieren oder ordentlich anzuziehen. Nur weil man in Jogginghosen ins Bellagio marschieren kann, bedeutet das nicht, dass man es auch tun sollte. Niemand sonst im Casino zieht sich an, als wäre er obdachlos. Das ist nicht professionell und hat keinen Stil.
In der Öffentlichkeit aufzutreten bedeutet, sich wie ein berühmter Sportler zu verhalten, wie ein Repräsentant seiner Disziplin. Kobe Bryant und Roger Federer laufen nicht wie Kinder durch die Stadt, weil es schlecht für ihr Image, ihre Sponsoren und die ganze Branche ist.
Warum werden die NBA-Spieler, von denen einige aus der Gosse kommen, für respektable Personen gehalten? Weil sie Interviews mit Anzug und Krawatte geben, selbst wenn sie verletzt oder gesperrt sind. Und wer sponsort sie? Berühmte Firmen wie Nike, Coca-Cola und American Express.
Und wer sponsort uns, außer einer Beef Jerky-Marke? Warum hält Phil Ivey keine Redbull-Dose in der Hand und sagt: „Das hilft mir, mich zu konzentrieren“?
2. Die Medien
Die Medien ruinieren den Ruf des Pokerspiels. Traurigerweise glauben die meisten Postillen, dass die Leute sich mehr für das Scheitern als den Erfolg interessieren, und sorgen so für Klatsch und Tratsch, der Poker im schlechten Licht darstellt. Dass jemand Pleite ist oder Schulden hat, liest sich besser und sorgt für mehr Gesprächsstoff als die nächste gewonnene Million von Phil Galfond.
Tun wir einmal so, als würde Rolex über ein Engagement beim Poker nachdenken. Als erstes wird der Marketingchef „Neues beim Poker“ googeln, um die relevanten Ereignisse zu ermitteln. Liest er dann von Beschiss und Betrüger, ist die Sache gelaufen.
Persönliche Belange sind persönlich. Denkt an Tiger Woods oder Michael Phelps. Bringt es deren Sport wirklich weiter, dass persönliche Dinge von ihnen bekannt sind, oder zerstört es Helden für den Preis, dass die Medien Gewinne einfahren?
3. Abseits des Tisches
Wir wollen eine gesetzliche Veränderung, aber Politiker sind von der Öffentlichkeit abhängig.Wie bei der Legalisierung von Marihuana und Schwulenhochzeiten will niemand seine politische Karriere riskieren, weil er derjenige ist, der für die Veränderung ist. Auf Poker bezogen heißt dies, dass man niemanden dafür anklagen kann, dass er sich nicht auf die Seite von Zockern schlägt.
Die Lösung: Batman
1. Schritte zur Veränderung
Es gibt immer Hoffnung. Es ist immer noch eine Tatsache, dass mit Glücksspiel Milliarden verdient werden.
Könnte die öffentliche Wahrnehmung verbessert werden, wären die Leute nicht neidisch und die Politiker könnten Veränderungen vornehmen.
Diese müssen aber schrittweise vorgenommen werden. Am Ende steht das erwünschte Resultat, die Veränderung, doch bis dahin gibt es einige Schritte, die vollzogen werden müssen.
2. Poker braucht mehr Helden
Veränderung entsteht, wenn es Heldengeschichten gibt. Dass sich Kurt Warner vom Einpacker in einem Lebensmittelgeschäft zum MVP des Super Bowl entwickelt hat, ist viel wirksamer als die Tatsache, dass Ben Roethlisberger eine Anklage wegen Vergewaltigung am Hals hatte. Beide Fälle ziehen Aufmerksamkeit auf sich, und der eine ist ein Vorbild für die Jugend, während der andere das Gegenteil ist.
Die Medien müssen den Amerikaner jemanden wie Batman präsentieren, dem man nacheifern kann. Wer in unserer Branche ist der Roger Federer oder Michael Jordan?
Beim Poker ist es schwer, das Können zu messen, daher muss es nicht unbedingt der beste Spieler, sondern eher der beste Repräsentant sein. Zum Glück gibt es Spieler, die beides sind: Phil Galfond und Matt Glantz zum Beispiel. Sie sind authentisch, beliebt, sprachgewandt und wollen das Beste für das Pokerspiel.
3. Wo sind die großen Rivalen?
Erwartungen schüren Interesse. Die Hoffnung, dass die Lakers gegen die Celtics antreten müssen oder Rafael Nadal im Finale auf Roger Federer trifft, erzeugt Interesse bei den Fans. Beim Poker gibt es diese Rivalen nicht.
Deswegen muss man keinen Unsinn erzählen, denn Nadal und Federer sind befreundet, sondern ein Umfeld erschaffen, in dem sich das Publikum auf etwas freuen kann.Das Duell Isildur1 gegen Haxton ist ein guter Beginn und die Schwierigkeit liegt nur darin, es massentauglich zu machen.
4. Anders als in der Vergangenheit
Nach einem Turnier sollten die Spieler sich in Interviews als Persönlichkeiten präsentieren. Damit beim Publikum Interesse entsteht, muss es sich für die Spieler an sich begeistern.Rafael Nadal konnte früher kein Englisch, doch mittlerweile ist er in der Lage, Pressekonferenzen abzuhalten. Aus diesem Grund hat er sich von einem spanischen Helden zu einem internationalen Superstar entwickelt.
Poker ist momentan ein Individualsport und eine Halsabschneiderbranche, in der jeder auf sich gestellt ist. In anderen Sportarten sieht dies anders aus, da die Spieler gemeinsame Ziele verfolgen, von denen sie alle davon profitieren. Viele sehen nicht den Wert, solche Opfer zu bringen, doch wir müssen uns fragen, ob das Huhn oder das Ei zuerst da war. Um Sponsoren anzuziehen, müssen wir langfristig denken.
Um öffentliche Aufmerksamkeit zu bekommen, reicht es nicht, Turniere zu gewinnen. Damit Marihuana öffentlich akzeptiert wurde, musste es in Filmen vorkommen und von erfolgreichen Leuten geraucht werden.
Beim Poker gibt es Genies wie Brian Rast, Isaac Haxton, Scott Seiver, Jason Strasser, Vanessa Selbst und viele andere. Wenn einige der schlausten und begabtesten Leute Poker spielen, gibt es dafür vermutlich einen Grund. Jeder von uns, vor allem diejenigen mit Einfluss, müssen die positive Seite des Pokerspiels mehr in den Vordergrund rücken.
5. Der Traum
Wie schön wäre es, wenn es bei der WSOP einen Presseraum gäbe, in dem Fans ihren Lieblingsspielern Fragen stellen könnten.
Wo die Medien sich auf erfolgreiche Spieler stürzen können, die aus dem Nichts kamen und ein Vermögen gewonnen haben.
Ich glaube an eine Welt, in der ein Pokerspieler in einem Werbespot von Gatorade sagt: „Ich trinke Gatorade, damit ich am Tisch nicht dehydriere.“
Wo Schulen Kinder mit Poker als Hilfsmittel die Grundzüge der Mathematik, des Erwartungswerts und der Spieltheorie beibringen.
Wo Spieler an Pressekonferenzen für ESPN teilnehmen und Homestorys gezeigt werden, damit die Öffentlichkeit mehr über das Leben professioneller Spieler erfährt.
Wo unsere Helden Interviews darüber geben, was es heißt, Pokerspieler zu sein und was ihnen diese Erfahrungen gebracht haben.
Wir wollen von der restlichen Welt ernst genommen werden. Es ist an der Zeit, ihr zu zeigen, dass wir es verdient haben.
Gebt Ihnen nicht, was sie erwarten. Gebt Ihnen, was sie nie für möglich hielten.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 04.04.2012.