Am morgigen Samstag startet das Main Event der WSOP, das alljährliche NLHE-Turnier mit 10.000 Dollar Buy-in. Im letzten Jahr setzte sich Pius Heinz die Krone auf und gewann satte 8,7 Millionen Dollar. Sein Sieg ging in die Poker-Geschichte ein. Jetzt hat der PokerStars-Pro seinem Arbeitgeber ein Interview gegeben, in dem er über seine Strategie beim bevorstehenden Mega-Event spricht.
PokerStars.de: Die WSOP 2011 hat im vergangenen November den Durchbruch für dich gebracht.Was für ein Gefühl ist es, jetzt nach Las Vegas zurückzukehren?
Pius Heinz:: „Ich bin in Las Vegas über Nacht zum bekanntesten Pokerspieler Deutschlandsgeworden und verbinde natürlich sehr viele große Gefühle mit der Stadt und insbesondere dem RIO.Ich glaube, dass die Gefühle mich aber erst so richtig überrollen werden, wenn ich aus dem Flugzeugin Las Vegas steige und die ersten Schritte durchs RIO gehe.“
PokerStars.de: Hat das WSOP Main Event eine besondere Bedeutung für dich?
Pius Heinz:: „Natürlich hat es das. Ich bin Titelverteidiger und stelle mich der Herausforderung gerne wieder gegen die internationale Elite anzutreten.“
PokerStars.de: Dieses Jahr reist Du als Titelverteidiger nach Las Vegas. Spürst Du dadurch einenbesonderen Erfolgsdruck?
Pius Heinz:: „Nein, überhaupt nicht. Die Varianz in einem einzelnen Turnier ist einfach zu hoch, umsich unnötigen Druck zu machen. Natürlich hoffe ich möglichst weit zu kommen – wie in jedemTurnier – aber es wäre auch kein Weltuntergang, wenn es nicht passiert. Ich werde rausgehen,meinen Spaß haben und mein Bestes geben.“
PokerStars.de: In anderen Sportarten startet der Titelverteidiger oft als Favorit ins Turnier. Lässtsich das auch auf den Pokersport übertragen?
Pius Heinz:: „Das ist schwierig zu beantworten, insbesondere wegen der eben angesprochenenVarianz. Natürlich ist ein Gewinner im Normalfall auch immer ein äußerst starker Spieler, aber dasGlück spielt halt auch eine große Rolle in einem Turnier mit über 6.000 Teilnehmern.“
PokerStars.de: Mit welcher persönlichen Zielvorgabe gehst Du in das Main Event?
Pius Heinz:: „Mein Bestes zu geben und so weit wie möglich zu kommen. Insgeheim wäre es natürlich mein Traum, es noch mal zu gewinnen.“
PokerStars.de: Was hat sich seit deinem Gewinn am Pokertisch für dich verändert? Gehen dieanderen Spieler anders mit dir um?
Pius Heinz:: „Jeder Spieler erkennt mich natürlich am Tisch und weiß in etwa wie mein Spielstil ist.Ansonsten erfahre ich viel Lob und auch Respekt, was mich sehr freut. Am Pokertisch zählt aber deinSkill und nicht dein Name.“
PokerStars.de: Inwiefern haben sich die Rahmenbedingungen zum letzten Jahr für dich verändert?Wohnst du jetzt anders in Las Vegas? Hast du wieder so viele Freunde und Unterstützer dabei?
Pius Heinz:: „Verändert zum letzten Jahr hat sich eigentlich nicht wirklich etwas. Ich wohne wieder zusammen mit meinen Freunden aus der Pokerszene in einer Villa und wir werden eine gute Zeit haben.“
PokerStars.de: So ein Turniertag ist oft sehr lang, anstrengend und erfordert viel Konzentration.Wie bereitest du dich darauf vor und wie schaffst du es, abends wieder abzuschalten?
Pius Heinz:: „Ich versuche vor einem Turnier eigentlich immer einfach locker mit meinen Freundenetwas zu unternehmen und mich über andere Themen als Poker zu unterhalten. Nach einemanstrengenden Turniertag tut ein kühles Bier im Pool schon ganz gut, um den Kopf wieder frei zubekommen und einfach zu entspannen.“
PokerStars.de: Dein PokerStars.de Teamkollege Boris Becker hat mit seinem Wimbledon-Sieg1985 einen wahren Tennisboom in Deutschland ausgelöst. Spürst Du so etwas auch, was hat sich inPoker-Deutschland in den letzten Monaten verändert?
Pius Heinz:: „Witzigerweise hatte Boris genau dieses Statement zu meinem kürzlich erschienen Buch gegeben und hat den Boom durch seinen Sieg im Tennis mit meinem im Pokern verglichen. Ichmerke schon, wie viel Aufmerksamkeit nun auf mir liegt und dies wird wohl auch sehr viele neueSpieler für den Pokersport gebracht haben, was mich natürlich sehr freut.“
PokerStars.de: Mit dir reisen mehrere “Pokerneulinge” nach Las Vegas, die sich überPokerStars.de für das Main Event der WSOP qualifiziert haben. Welche Chancen räumst Du eherunerfahrenen Spielern ein, die wahrscheinlich noch nie an einem derartigen Live-Turnierteilgenommen haben?
Pius Heinz:: „Die Qualifikanten haben sich bei PokerStars.de ja schon durch ein großes Feldgekämpft, jedoch könnte es vielleicht an der Routine in Live-Turnieren fehlen. Oft kommt nochimmense Nervosität dazu, was natürlich verständlich, jedoch nicht förderlich in so einer Situation ist.Dennoch hoffe ich, dass es ein Qualifikant weit bringen wird.“
PokerStars.de: Du bist im April auch bei der European Poker Tour in Berlin angetreten, demgrößten Live-Pokerturnier Deutschlands. Inwiefern lassen sich die beiden Turniere miteinandervergleichen?
Pius Heinz:: „Bei der EPT in Berlin kommt vorwiegend die Pokerelite aus Deutschland und Europazusammen, was bei der WSOP ja weltweit der Fall ist. Dennoch hat Berlin für mich als Hauptstadtmeiner Heimat eine ganz besondere Rolle, da wir auch in Deutschland unglaublich starkePokerspieler haben. Las Vegas trägt dem Flair der WSOP natürlich noch positiv bei.“
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 06.07.2012.