Sein Weltmeistertitel bringt es mit sich, dass Pius Heinz derzeit ein äußerst gefragter Mann ist. Direkt nach seinem Sieg gegen Martin Staszko gab der Kölner mehrere Interviews und stellte sich dabei auch den Fragen unserer Kollegen von pokernews.com. Besonders interessant sind dabei die Passagen über die vorentscheidende Hand, die auch innerhalb unserer Redaktion zu größeren Diskussionen führte, und seine Zukunftspläne.
Wir geben diese Abschnitte hier in deutscher Übersetzung wieder.
Kannst Du etwas zur Hand mit A Q gegen Staszkos Q 9 sagen?
Heinz: Ja, vor dem Flop ist alles außer seinem Limp ziemlich normal, aber so spielte er ja öfters. Auf dem Flop habe ich einen Gutshot. Der Flop ist nicht besonders toll für mich und ich habe nicht einmal einen Backdoor Flush Draw. Allerdings ist es ein Flop, der meinem Raise-Spektrum im Big Blind oft weiterhilft, daher überraschte mich sein Raise sehr. Aus meiner Sicht musste er mir ziemlich viele gute Hände zutrauen.
Sein Raise machte mich ziemlich perplex, aber ich hatte auch einen kleinen Tell von ihm. Dieser bestand darin: Setzte er und schaute mich nicht an, wenn ich ihn ansah, foldete er meist nach einem Raise bzw. hatte er meist den schwächeren Teil seiner Range getroffen. Hielt er dagegen meinem Blick Stand, war er meist stark. Als ich ihn eine oder anderthalb Minuten ansah, blickte er mich nicht einmal an. Aus diesem Grund war ich ziemlich sicher, dass ich es mit dem schwächeren Teil seines Spektrums zu tun hatte.
Betrachtet man sich sein Spektrum, gibt es im Grunde nicht viele Hände, mit denen sein Limp-Call-Spektrum getroffen hat. Zunächst spielt er keinen König so. Er raist auf jeden Fall vor dem Flop mit KT, mit Königen auch, mit Zehnen auch und auch mit Siebenen. Die einzigen möglichen starken Hände sind daher T7s oder K7s, vielleicht auch K7o, aber die muss man stark diskontieren, weil ich nicht sicher bin, ob er gegen meine 80 Millionen – also etwa 33 BB – damit 5,5 Millionen gecallt hätte. Im Grunde hat er somit fast nie eine Hand für einen Raise auf dem Flop, die Sinn ergibt. Und ich hatte zudem einen Gutshot, daher ging ich All-In.
Warst Du angesichts seines vorherigen Folds mit Q6 und einem Flush Draw auf dem Flop überrascht, dass er nun callte?
Heinz: Ja, ich weiß nicht, warum er das in dieser Hand tat.
Du gingst nach seinem Raise nicht davon aus, dass er callen würde?
Heinz: Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was seine Gedanken waren. Seine Spielweise ist meines Erachtens ziemlich schlecht, um ehrlich zu sein. Ich kenne seinen Gedankengang nicht, vielleicht hatte er einen wirklich guten Grund. Er ist auf jeden Fall ein großartiger Spieler, aber die Spielweise in dieser Hand gefällt mir definitiv nicht. Sie ergibt für mich keinen Sinn.
Wo erleben wir Dich als nächstes, nachdem der Ansturm der Medien abgeebbt ist und dein Leben wieder in normalen Bahnen verläuft?
Heinz: Als nächstes spiele ich bei der EPT in Prag. Darauf freue ich mich sehr. Und danach werde ich eine Reihe von EPTs spielen. Vermutlich werde ich nicht sonderlich viele Turniere in Übersee spielen, da ich nicht besonders gerne reise.
Erleben wir Dich bei der PCA im Januar?
Heinz: Ja, das werde ich mir nicht entgehen lassen. Ich spiele auf jeden Fall bei der PCA, in Berlin, Wien und beim Grand Final in Madrid. Im Grunde werde ich fast jede EPT in dieser Saison spielen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 14.11.2011.