Nicht umsonst bezeichnen viele Phil Ivey als das Pokerface schlechthin. Als einer der besten Pokerspieler der Welt weiß er genau um seine Stärken und Schwächen. Sebastian Huppertz hat sich mit dem Full Tilt Profi unterhalten und doch ein wenig über ihn erfahren können. Lesen Sie hier über seine Meinung zu Tells und Körpersprache und warum er bereits jetzt den Urlaub für das nächste Jahr plant.
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Sebastian Huppertz: „Mr. Ivey, wie viele Videospiele haben Sie eigentlich bei sich zu Hause?“
Phil Ivey: „Ich weiß es gar nicht genau… Ich habe zwar eine Xbox, eine Playstation usw. – Aber zum Spielen finde ich eigentlich nie Zeit.“
Sebastian Huppertz: „Wenn Sie am Pokertisch sitzen, scheinen Sie immer total konzentriert zu sein, Sie scheinen wirklich auf jedes Detail zu achten. Gibt es eigentlich auf hohem Niveau, wie z.B. beim Big Game im Bellagio, für Sie noch die Möglichkeit Tells wahrzunehmen?“
Phil Ivey: „Ja, schon. Jedoch wechseln die Tells bei den Pros von Stunde zu Stunde. Ich achte z.B. vor allem auf Körpersprache.“
Sebastian Huppertz: „Und wie sieht es umgekehrt aus? Können andere Spieler Sie lesen?“
Phil Ivey: „Selbstverständlich. Allerdings sind es keine wirklichen Tells. Es ist eben jedes kleine Detail was zählt.“
Sebastian Huppertz: „Oftmals werden Sie auch mit Tiger Woods verglichen. Wie stehen Sie dazu?
Phil Ivey: „Um ehrlich zu sein, mag ich diesen Vergleich eigentlich überhaupt nicht. Ich meine, das schmeichelt mir natürlich – aber man kann die beiden Sportarten einfach nicht miteinander vergleichen. Tiger Woods ist in seiner Sportart unangefochten an der Spitze, beim Pokern jedoch gibt es keinen besten Spieler. Das wechselt von Tag zu Tag…“
Sebastian Huppertz: „Ein weiterer Spitzname von Ihnen ist Jerome. Damals, als Sie noch keine 21 Jahre alt waren, haben Sie in den Casinos von Atlantic City unter einem falschen Namen gespielt – Sie waren damals als ein gewisser Jerome Graham bekannt. Was wäre denn passiert, wenn man in dem Casino die Wahrheit über Sie erfahren hätte? Hatten Sie irgendwelche Konsequenzen zu befürchten?
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Phil Ivey: „Ich habe keine Ahnung, was dann passiert wäre. Darüber habe ich mir damals gar keine Gedanken gemacht. Jedenfalls bin ich froh, dass sie es nicht herausgefunden haben. Ich würde auch niemandem empfehlen, so zu handeln wie ich damals. Ich war einfach noch sehr jung und auch ein bisschen verrückt zu der Zeit.“
Sebastian Huppertz: „Haben Sie heute eigentlich noch Kontakt zu dem echten Jerome Graham?“
Phil Ivey: „Ich habe ihn jetzt schon einige Jahre nicht mehr gesprochen.“
Sebastian Huppertz: „Mr. Ivey, Sie tragen beim Pokern eigentlich nie eine Sonnenbrille. Das war früher jedoch anders – es gibt da so eine Geschichte: Angeblich haben Sie früher einmal einen großen Pot verloren, weil Sie Ihre Holecards durch die Sonnenbrille falsch gelesen haben. Stimmt das?“
Phil Ivey: „Ja, ich habe die Sonnenbrille danach sofort in den Müll geworfen…“
Sebastian Huppertz: „Sie nehmen regelmäßig am Big Game, dem härtesten Cashgame der Welt, teil. Welchen Gegner fürchten Sie dort eigentlich am meisten?“
Phil Ivey: „Ich fürchte niemanden! Mein härtester Gegner bin ich selbst, verstehen Sie? Wenn ich mein bestes Spiel abrufen kann, dann kann mich eigentlich keiner schlagen.“
Sebastian Huppertz: „Was würden Sie sagen, ist ihr größter Vorteil gegenüber anderen Spielern?“
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Phil Ivey: „Ich habe keine Angst. Das ist besonders wichtig, wenn man Cashgames spielt. Andere Spieler haben manchmal einfach Angst davor, viel Geld zu verlieren und spielen dann nicht mehr ihr bestes Spiel.“
Sebastian Huppertz: „Sie werden ja von nicht wenigen Spielern als der beste Cashgame-Spieler der Welt bezeichnet. Warum spielen Sie eigentlich überhaupt noch Turniere? Ich meine, Cashgames sind für Sie ja lukrativer.“
Phil Ivey: „Das stimmt schon. Aber Turniere machen einfach mehr Spaß.“
Sebastian Huppertz: „Apropos – Sind Sie eigentlich zufrieden mit Ihrer Leistung bei der diesjährigen WSOP?“ (Anm. d. Red.: 4. Platz beim $5,000 H.O.R.S.E. Event, 2. Platz beim Seven Card Stud World Championship)
Phil Ivey: „Nein, ich bin nicht zufrieden. Ich habe nebenbei Cashgames gespielt und war daher bei den Turnieren total ausgelaugt. Allerdings habe ich daraus gelernt und werde bei der nächsten World Series einen 3-Tage-Kurzurlaub einstreuen.“
Sebastian Huppertz: „Aber Sie werden nicht kürzer treten in Sachen Cashgames?“
Phil Ivey: „Nein, dafür habe ich ja wie gesagt den Kurzurlaub.“
Sebastian Huppertz: „Mr. Ivey, ich danke Ihnen für das Interview und wünsche Ihnen jetzt schon mal viel Glück für die nächste WSOP!“
Phil Ivey: „Danke!“
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.10.2007.