Passend zu unserer heutigen Meldung über die letzte Niederlage von Phil Galfond an den teuren Tischen von Full Tilt ist dessen neuester Blogeintrag , in dem der amerikanische Highroller freimütig über seinen momentanen Downswing spricht. Diesen Text wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten und geben ihn hier auf Deutsch wieder:
Hallo Freunde,wie viele von euch wissen, habe ich derzeit einen ziemlich bösen Downswing. Genau genommen den größten meiner Karriere. Meines Wissens beträgt er aktuell 1,7 Millionen Dollar Minus (allerdings begann er direkt nach einem Tag mit 400.000 $ Plus, daher kann man ihn vermutlich nicht ganz so hoch ansetzen).
Ich rede ein wenig darüber in diesem Interview, das ich gestern gegeben habe und werde dies nun noch ein wenig weiter ausführen.
Mein Downswing rührt hauptsächlich von 2 to 7 Triple Draw 1.500 $/3.000 $, einer Variante, mit der ich erst begonnen habe. Ich weiß, es wirkt oberflächlich betrachtet sehr dumm, aber ich hatte viele Gründe bei diesen Einsätzen mein Spiel zu verbessern (und vermutlich werde ich eines Tages damit weitermachen). Schaut man sich meine HORSE-Resultate auf highstakes.db an, stellt man fest, dass ich der zweitgrößte Verlierer aller Zeiten bin, seit die Hände aufgezeichnet werden. Ich bin sicher, dass es ähnlich aussieht, wenn die 2 to 7 Triple Draw-Resultate publiziert werden.
Ich glaube, dass es für meine Karriere extrem wichtig ist, jede Variante so gut wie möglich zu erlernen. In den höchsten Partien, VOR ALLEM live, ist es enorm vorteilhaft, eine Vielzahl von Varianten zu beherrschen. Der Preis, den ich für die Verbesserung meines Spiels in diesen Varianten bezahlt habe, ist ziemlich hoch, daher bin ich nicht sicher, ob es sich letztlich lohnen wird – vor allem, da ich mit Sicherheit noch in keiner Limit-Variante am Ziel angekommen bin.
Der Hauptgrund, warum ich so hoch spiele, ist das Ziel, besser zu werden. Es mag einige von euch überraschen, aber ich arbeite anders als viele andere Profis. Ich verbringe keine Stunden damit, den Hold’em Manager auf der Suche nach Schwächen zu durchkämmen, und auch nicht viel Zeit mit Equity-Simulationen, obwohl ich dies vor allem in den wenig vertrauten Varianten tun sollte. Es langweilt mich einfach zu sehr, so zu arbeiten. Ich schaue mir Hände an und verabschiede mich fast sofort innerlich und denke an etwas anderes.
Spiele ich Highstakes-Poker, betrachte ich jede Hand als Teil einer Gesamtstrategie, überlege mir, wie ich mit einer anderen Hand spielen würde, was mein Gegner anders macht und wie ich dies einschätze. Noch wichtiger ist, dass ich über diese Punkte den gesamten Tag oder eine ganze Woche nachdenke. Selbst wenn ich dies nicht will, tue ich es dennoch, und das geht so weit, dass ich Leuten, die mit mir reden, nicht zuhöre, oder nicht einschlafen kann, weil mein Gehirn nicht zur Ruhe kommt.
So verbessere ich hauptsächlich mein Spiel, in guten wie in schlechten Zeiten. Spielte ich mit niedrigeren Einsätzen, würde ich mir weder am Tisch noch danach größere Gedanken machen. Momentan versuche ich also, besser zu werden, und muss die damit verbundenen Kosten tragen. Außerdem muss ich sagen, dass es derzeit einfach ziemlich mies läuft. Ich bin zwar schlechter als die anderen, aber nicht so eindeutig, wie die Resultate es vermuten lassen. Hoffentlich liege ich richtig und der EV, für den ich bezahle, ist nicht zu teuer.
Dennoch, verliere ich bei 2 to 7 Triple Draw noch mehr, werde ich mir ernsthaft überlegen, eine längere Pause bei dieser Variante einzulegen oder auf niedrigeren Limits mein Spiel zu verbessern.
Wir werden sehen.
So weit Phil Galfond. Ein aufgrund seiner Offenherzigkeit beeindruckendes Statement. Wer es im Original nachlesen möchte (dort folgt noch ein Kommentar zu einem Interview mit Patrik Antonius), kann dies hier tun.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 04.02.2011.