Die meisten Pokerspieler, die einigermaßen viele Turniere spielen, werden schon in die eigentlich angenehme Situation gekommen sein, dass sie am Finaltisch sitzen und über einen Deal verhandelt wird.
Eigentlich sollte sich jeder Spieler einmal in einer ruhigen Minute – also nicht erst am Finaltisch eines Turniers – Gedanken machen, unter welchen Bedingungen er eventuell zu einem Deal bereit wäre. Da gibt’s die Chipcountmethode, das Independent Chip Model (ICM), Ranglisten oder Gesamtwertungen, die eine Rolle spielen könnten. In einer Stresssituation besteht also durchaus die Gefahr, dass man von erfahreneren Spielern bei einem Deal sprichwörtlich über den Tisch gezogen wird, falls man nicht ordentlich vorbereitet ist.
Ich möchte euch heute aber keine “Lehrstunde” darüber geben, wann genau man einen Deal eingehen sollte und wann man eher weiter pokern sollte. Lieber möchte ich euch eine kleine Anekdote aus meiner “Poker-Turnier-Karriere” erzählen:
Vor ca. 2 Jahren nahm ich an einem 20 € No-Limit Holdem Turnier mit unbegrenzten Rebuys im Concord Card Casino meiner Heimatstadt Linz teil. Da in diesem Casino meine Pokerkarriere ihren Anfang nahm, kehre ich immer wieder gerne für das eine oder andere Turnier bzw. Cash Game zu meinen “Wurzeln” zurück. Hierbei steht für mich zumeist die Unterhaltung und das Treffen alter (Poker-)bekannter im Vordergrund, was nicht heißen soll, dass ich nicht auch hier – nach wie vor – lieber gewinne als verliere! Bei dem besagten Turnier gelang es mir tatsächlich, den Finaltisch zu erreichen. Nach einer kurzen Pause hätte dieser starten sollen, als auch schon die ersten Diskussionen über einen Deal losgingen.
Grundsätzlich bin ich Deals zwar nicht abgeneigt, allerdings bevorzuge ich es, Turniere mit solch kleinen Buy-Ins zu Ende zu spielen. Außerdem waren wir noch 9 Spieler – ein unüblicher Zeitpunkt für die frühzeitige Aufteilung des Preispools. Ich war übrigens recht überlegener Chipleader und hatte etwa 120.000 Chips, während sich die übrigen Spieler alle zwischen 20.000 und 40.000 bewegten. Allerdings hatten wir schon Blinds von 3.000/6.000, das Ding war also noch lange nicht entschieden!
Nachdem ich die aufkeimenden Verhandlungen mit einigen “No Deal!”-Einwänden abblockte, kam es zu folgendem Vorschlag: Ich, als Chipleader und bester Spieler am Tisch (auch mein gutes Image in Linz dürfte eine Rolle gespielt haben), sollte zum Turniersieger erklärt werden und auch die 2.500 € (ohne Abstriche!!) Siegprämie erhalten. Die übrigen Spieler würden sich den Rest des Preisgeldes zu gleichen Teilen, also je ca. 400 €, aufteilen.
Ich war ehrlich gesagt so überrascht über dieses Angebot, dass ich tatsächlich eine Zeit lang überlegen musste, ob ich einwilligen sollte! Wollen mich die anderen hereinlegen? Wo ist der Haken bei der Sache? Dinge die zu schön sind, um wahr zu sein, sind meistens auch nicht wahr! Vielleicht kann ich ja noch mehr herausholen, immerhin war dies der erste, von meiner Seite nicht nachverhandelte Vorschlag.
Langer Rede, kurzer Sinn: Ich schlug ein und gewann damit diesen Finaltisch, ohne auch nur eine einzige Hand spielen zu müssen – nicht schlecht oder?!Im Nachhinein betrachtete hätte ich vielleicht damals doch 2.800 € (und damit mehr als den 1. Platz) fordern sollen. Aber man darf nicht unzufrieden sein, ich glaube diese Teilung kam dem “Perfect Deal” schon sehr nahe! Oder hat jemand von euch schon mal einen bessern Deal abgeschlossen?
EuerStefan Rapp
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 30.03.2009.