Der Finne Patrik Antonius war lange Zeit einer der erfolgreichsten Online-Spieler auf Full Tilt und auch Live ein gefürchteter Turnier-Spieler. In den letzten zwei Jahren wurde es aber eher ruhig um Antonius. Online spielte er kaum noch und live ließ er die meisten großen Turnierserien links liegen.
Bei der EPT Barcelona tauchte Antonius allerdings wieder auf und schaffte es bis auf Platz 71. Unser Kollege Dirk Ötzmann traf den legendären Highroller zum Interview und dabei ließ Antonius tief blicken, was er von der heutigen Online-Poker-Welt hält.
Auf englisch gibt es das Interview auf PokerListings, in Auszügen übersetzt hier:
PL: Wo lebst du zur Zeit?
Patrik Antonius: Die meiste Zeit verbringe ich in Monaco. Ich spiele noch überall Poker, aber kaum noch Turniere.
Zum Beispiel in Macau?
In letzter Zeit nicht. Ich war zwei Jahre nicht mehr da. Aber ich plane, wieder an den großen Spielen teilzunehmen.
Manche sagen, Manila sei der neue Hotspot.
Nun, es gibt ein paar schöne Poker-Clubs in Manila und die Chinesen können in ihrem Land nicht spielen. Die kommen dann entweder nach Macau oder auf die Philippinen.
Ich weiß auch, dass Winfred Yu's (CEO des Poker King Club Macau) Unternehmen in Manila jüngst einen Poker-Club, ähnlich dem in Macau eröffnet hat.
Warum hast Du in letzter Zeit so wenig Poker gespielt?
Die großen Spiele, an denen ich sonst teilnahm, sind in letzter Zeit irgendwie ausgetrocknet. In Macau sind die Spiele mehr und mehr ins Private verlegt worden und Vegas ist auch nicht mehr das, was es mal war.
Auf einmal gab es keine Spiele mehr in London und nichts in Monaco. Die Dinge ändern sich in unserem Business nunmal und so habe ich mich auch ein wenig zurückgezogen und weniger Poker gespielt.
Teilweise habe ich über Monate keine einzige Hand gespielt. Hätte es ein anständiges Spiel gegeben, wäre das womöglich anders gewesen. Aber so hatte ich mehr Zeit für meine Familie, meine Gesundheit und bin in Form gekommen.
Ich hatte viele Probleme mit meinem Rücken, meiner Schulter und meinen Hüften, aber jetzt fühle ich mich großartig und es ist wunderbar, wieder Poker zu spielen.
Was passierte mit deiner Online-Poker-Karriere? Wir vermissen die Zeiten in denen du gegen Tom Dwan Schlachten um hunderttausende Dollar ausgetragen hast.
Das ist ein wenig traurig, aber ich glaube die Technik ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass es ein ganz anderes Spiel geworden ist.
Heutzutage nutzen die Spieler Software, die ihnen so viele Informationen und so viele Daten gibt, dass es zu einem Spiel der Zahlen geworden ist.
Ich habe die Programme niemals benutzt. Überhaupt habe ich nie Technologie benutzt, um mir einen Vorteil zu verschaffen. Ich bin eher ein Gefühlsspieler.
Aber die heutigen Spieler wissen, was sie tun. Sie richten ihr Spiel daran aus, was die Software ihnen sagt und so fühlt es sich an, als würde man gegen einen Computer spielen.
Benutzt man keine Software, ist es kein faires Spiel mehr.
Aber Mixed-Games, die spiele ich immer noch gerne.
Dafür gibt es noch keine Tracker.
Nun, ich bin mir sicher, dass kluge Köpfe bereits daran arbeiten und es wird Programme für Stud und Triple-Draw geben.
Soweit ich weiß, ist Limit-Hold'em mehr oder wenige gelöst und ich musste Hold'em und PLO online aufgeben.
Ich hatte ungefähr eine Million Dollar am Stück verloren und dann hatte ich eingesehen, dass ich die Spiele nicht mehr schlage. Und das lag hauptsächlich an der Tracking-Software.
Live würde ich es mit jedem Highstakes-Spieler aufnehmen, aber online sehe ich mich leider nicht mehr im Vorteil.
Also brennst Du gradezu auf Live-Poker?
Ja! Ich freue mich auf die EPT Malta und warum sollte ich auch nicht? Ich habe Live-Poker immer vorgezogen, auch wenn Online-Poker viel leichter zugänglich ist.
» Patrik Antonius: "I've Never Used Technology to Get an Edge" (englisch)
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 02.09.2015.